Mit einem Großaufgebot von Kräften der nächstgelegenen Polizeidienststellen untersuchte die zuständige Staatsanwaltschaft, am Montag den 15.12.2014 und Dienstag den 16.12., einen landwirtschaftlichen Betrieb in Süderheistedt, in Dithmarschen. Das zuständige Kreisveterinäramt veranlasste die Aktion. Es war durch eine unverhältnismäßig hohe Sterberate von mehreren hundert Rindern und die Nichteinhaltung von ordnungsrechtlichen Auflagen, auf den Bauern und den Hof aufmerksam geworden. (Polizeipressemeldung)
Bereits am frühen Montag bestätigten sich die Befürchtungen der Tierärzte und der Einsatzkräfte. Die Haltungsbedingungen für die annähernd 700 Rinder entsprachen nicht den rechtlichen Anforderungen. Zudem lagen Hygieneverstöße im Milchbetrieb vor. Der verantwortliche Bauer war in der Vergangenheit in einer Ordnungsverfügung mit der an ihn ergangenen Forderung diese Missstände zu beheben nicht nachgekommen.
Den untersuchenden Beamten bot sich ein Bild des Schreckens: zahlreiche der über 700 Kühe waren in einem erschreckendem Allgemein- und Ernährungszustand, manche waren sichtbar länger anhaltenden Schmerzen unbehandelt ausgesetzt. Fünf Rinder mussten durch einen hinzugezogenen Tierarzt noch vor Ort getötet werden; bei 47 weiteren wurden tierärztliche Untersuchungen dringend angeordnet. Die Stallungen, insbesondere die der Kälber, waren teils stark verschmutzt, dunkel und dem Platzbedarf nicht angemessen. Kalbungen wurden auf dem blanken Beton wissentlich hingenommen. Silagesäfte flossen in erheblichem Ausmaß in angrenzende Gräben, Flüsse und Wiesen. Asbestabfälle und landwirtschaftliche Fahrzeugwracks lagerten teils eingewachsen auf dem Grundstück. Die gesamte Inaugenscheinnahme des Hofes, inklusive der Stallgebäude und Weiden, erstreckte sich über volle zwei Tage.
Nach der Aufdeckung und Auflistung der Missstände wird nun das büromäßige Bearbeiten dieses Falls erfolgen. Unterlagen und Bilder müssen gesichtet, verbessernde Maßnahmen besprochen und von zuständiger Stelle angeordnet werden. Noch vor Ort erfolgten bereits direkte Vorgaben an den Landwirt, die zum Schutz der Tiere und der Natur umgehend umzusetzen sind.
Der Milchbauer wird sich wegen mehrerer, wiederholender Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und gegen das Umweltrecht verantworten müssen. Darüber hinaus hat er mit erheblichen Einbußen von Prämienzahlungen zu rechnen.
Vor kurzem ließ Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einen Vertrauensmann für den Tierschutz in der Landwirtschaft berufen, um Zuständen wie denen in Süderheistedt zu begegnen. Tierschützer in Schleswig-Holstein können zusätzlich auf Beschluss des Landrates künftig mit Klagen gegen landwirtschaftliche Betriebe vorgehen.
Die Beitragsfotos wurden freundlicherweise von der zuständigen Polizeidienststelle zur Verfügung gestellt.
27. Januar 2015, ein paar Antworten vom zuständigen Kreisveterinäramt in Heide:
Den Rindern geht es besser. Die angeordneten Behandlungen wurden durchgeführt. Das Einhalten der Auflagen wird kontrolliert.
2. Wie viele leben noch?
Es gab kaum Todesfälle. Einige Kühe und Bullen sind zur Schlachtung gegangen.
3. Sind sie alle auf dem Hof verblieben?
Zurzeit werden noch alle Rinder auf dem Hof und in einem angepachteten Stall versorgt.
4. Wer leitet den Betrieb jetzt?
Es kann nur einen Betriebsleiter geben. Für bestimmte Bereiche wurde Fachpersonal gesucht und vermittelt. Es erfolgt eine regelmäßige Kontrolle.
Es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Daher kann der Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz keine weiteren oder genaueren Angaben machen, zum Beispiel über die genaue Anzahl der noch lebenden Tiere.
Mai 2015
Es befinden sich, lt. meinen Informationen, keine Rinder mehr auf dem Hof. Die letzten 20 noch lebenden Rinder wurden Anfang Mai abtransportiert. Peter Detlefs-Bartels betreibt auch eine Biogas Anlage (Biogas Bartels Verwaltungs-GmbH in 25779 Hägen ).
Juli 2015
Staatsanwaltschaft Itzehoe: Es wurde Anklage zum Amtsgericht Meldorf erhoben. Dem Angeklagten wird Verstoß gegen das Tierschutzgesetz in zwei Fällen, sowie in drei Fällen Umweltstraftaten zur Last gelegt. Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
September 2015
Termin zur Verhandlung wurde verschoben, wegen Befangenheit einer Zeugin, die nicht in eigener Sache ihren Leumund bezeugen kann.
Tags: Biogasanlage SH Dithmarschen Süderheistedt vernachlässigte Kühe