
A Most Wanted Man
Regie: Anton Corbijn
Der von übler Folter gekennzeichnete halb Russe, halb Tschetschene Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) ist vor seinen Schergen nach Hamburg geflohen. Hier findet er Unterschlupf bei einer gläubigen islamischen Familie. Mit Hilfe der attraktiven, blonden Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams), versucht er an das illegale Vermögen seines Vaters zu kommen. Das hat dieser vor etlichen Jahren bei einer Hamburger Bank geparkt.
Hamburg, Islam und die Millionen wecken Erinnerungen an das Böse, an 9/11 und die Todespiloten vom World Trade Center. Die internationalen Geheimdienste befürchten das Schlimmste. Mit aller Gewalt versuchen sie Issa Karpov zu fangen. Ihre Paranoia wird immer größer je mehr Zeit verstreicht und Karpov wird zum „Most Wanted Man“.
Nur einer scheint in dem ganzen Desaster den Überblick zu behalten, Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman), der Leiter einer deutschen Spionage Untereinheit. Mit geschickt eingefädelten Winkelzügen verfolgt er einen ganz anderen, viel größeren Fisch. Den will er mit Karpovs Vermögen aus der Reserve locken. Doch die CIA und andere konkurrierende Geheimdienste funken ihm immer wieder heftig dazwischen.
Zigarre qualmend und Whiskey saufend verkörpert Bachmann den typischen geheimen Strippenzieher alter Schule. Vor dem Hintergrund der meist düsteren Bilder von Hamburg und Berlin im Herbst entsteht eine wunderbar melancholische Grundstimmung. Perfekte Athmosphäre für den Thriller in dem es mehr um die Charaktere als um Action geht. Herbert Grönemeyer unterstützt das mit seinem Soundtrack und taucht in einer Nebenrolle auf.
Überraschend starb Hauptdarsteller und Oscar Preisträger Philip Seymour Hofmann im Februar 2014 im Alter von 46 Jahren an einer Überdosis. Zum letzten Mal liefert der begnadete Schauspieler eine brillante Vorstellung in seiner Rolle als cooler Spion. Alleine das macht den Film sehenswert.
A MOST WANTED MAN wurde im September/ Oktober 2012 vollständig in Deutschland gedreht – 38 Drehtage in Hamburg und zwei weitere, am Ende der Dreharbeiten, in Berlin.
Anton Corbijn – Regie/ Der gebürtige Niederländer Anton Corbijn wurde als Fotograf bekannt, vor allem durch Portraits von Rockmusikern. Langjährige Arbeitsbeziehungen und Freundschaften verbinden ihn u.a. mit Depeche Mode, U2, Herbert Grönemeyer und Tom Waits. Sein Kinodebüt gab Corbijn mit CONTROL („Control“, 2007), der Biografie des Joy Division-Frontmannes und Sängers Ian Curtis. Es folgte THE AMERICAN („The American“, 2010) mit George Clooney als Auftragskiller in Italien. Sein nächster Film trägt den Titel LIFE und erzählt die Geschichte des Fotografen Dennis Stock, der vor allem durch seine Fotos von James Dean bekannt wurde.
Der Film basiert auf dem 2008 erschienen Buch „Marionetten“ von John le Carré, der Spion der aus der Kälte kam.
John le Carré wurde 1931 in Poole, Dorset geboren. Er studierte in Bern und Oxford Germanistik bevor er in diplomatischen Diensten u.a. in Bonn und Hamburg tätig war.
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