AGROKALYPSE erzählt von den brasilianischen Ureinwohnern und ihrem Kampf ums Überleben vor dem Hintergrund des weltweit steigenden Fleischkonsums. Soja stellt eine Schlüsselfunktion in der globalen Agrarindustrie dar. Als Proteinbombe wird es vor allem in der Massentierhaltung eingesetzt und garantiert, dass wir rund um die Uhr Fleisch, Milch, Käse und Eier einkaufen können.
Vor vier Jahren, im Jahr 2012, machte Marco Keller mit seiner Dokumentation „Kahlschlag“ auf die rasante Abholzung des
brasilianischen Regenwaldes aufmerksam. In Agrokalypse nimmt er den transgenen Soja auf’s Korn. Diese Soja-Pflanze wurde von Firmen wie Monsanto, oder in diesem Fall, von der schweizer Firma
„Syngenta„, gentechnisch so beeinflusst, dass ihr das von den Firmen gleich mit gelieferte Unkrautvernichtungsmittel nichts anhaben kann. Die Bauern in Brasilien, inzwischen überwiegend die Großgrund-besitzer, kaufen bei Syngentaso etwas wie ein ‚rundum Sorglos-Paket‘: unempfindlichen, genmanipulierten Soja und Unkrautvernichtungsmittel, eine Chemo-Keule. Sobald die Sojapflanzen ausgesäht sind, wird gespritzt und alles was nicht zum transgenen Soja gehört wird damit vernichtet: alle kleineren Tiere, aller Beiwuchs oder sog. Unkräuter etc.. „Es ist still auf diesen Feldern, es sieht irgendwie unnatürlich aus und es sind unglaublich riesige Flächen auf denen ringsherum nur noch dieser Soja wächst“, erzählt Marco Keller von seinen Eindrücken. Keller verfolgt die Spuren des Sojas in Zentralbrasilien, im Gebiet des Mato Grosso, wo die Verbreitung so
eklatant ist, dass die Ureinwohner an die Seite gedrängt werden und nicht mehr genug Land für ihre eigenen Versorgung zur Verfügung haben. Amnesty International finanzierte den Film mit, um auf die Situation der Indigene vor Ort aufmerksam zu machen und damit die Situation zu verändern.
Der Dokumentarfilm folgt der Sojabohne einerseits auf ihrem Weg in die europäischen Futtertröge, andererseits aber auch in die Regale von Bioläden. Dabei werden die direkten Zusammenhänge von Landkonflikten und Umweltfolgen deutlich, die der exzessive Soja-Anbau nach sich zieht, der nicht nur in Brasilien für die Fleischindustrie benötigt wird. Porträtiert wird das Engagement des Tofu-Pioniers Wolfgang Heck und die prekäre Situation der Guaraní-Kaiowá, Brasiliens größter indigener Ethnie. Wie beides miteinander in Verbindung steht und welche Rolle dabei ein 75-jähriger Franziskaner spielt, wird nach und nach aufgelöst.
Hintergrund Info von Marco Keller: Brasilien ist einer der größten Sojaproduzenten der Welt. Auf einer Fläche so groß wie Deutschland wachsen dort Soja-Monokulturen. Die brasilianischen Farmer setzen dabei fast ausschließlich auf gentechnisch verändertes Soja. In Kombination mit den „dazugehörigen“ Spritz- und Düngemitteln ist es ein Milliardengeschäft. ADM, Bunge, Cargill, Syngenta und Monsanto – sie alle wollen in Brasilien kräftig mitverdienen. Und das hat seinen Preis. Riesige Flächen tropischer Wälder werden jedes Jahr abgeholzt – meistens illegal. Doch dort wo heute das Futter für unser tägliches Steak wächst, ist das Volk der Guarani-Kaiowá seit jeher zuhause. Ein einst unberührte Urwald bot ihnen alles, was sie zum Leben brauchen. Heute hingegen finden sich dort unendliche Sojafelder und ausgelaugte Agrarwüsten. Dazwischen leben Guaraní-Kaiowá als Vertriebene, in staatlichen Reservaten und provisorisch errichteten Elendsvierteln.
Alle Fotos ⒸMarco Keller
Tags: ADM Agrokalypse Brasilien Bunge Cargill Gensoja Mato Grosso Syngenta