Foto: David Bernet und Viviane Reding
„Democracy – Im Rausch der Daten“ ist für den Deutschen Filmpreis 2016 nominiert, als „Bester Dokumentarfilm“. Der Deutsche Filmpreis wird am 27. Mai 2016 in Berlin verliehen.
Welt im Datenrausch
„Democracy – Im Rausch der Daten“ ist ein Film über die digitale Gesellschaft, in der der Einzelne zum gläsernen Menschen wird. Zum ersten Mal in der Geschichte der EU konnte ein Filmteam tief ins Innere der EU vordringen und die Entstehung eines Gesetzes filmisch begleiten. Der Film von David Bernet (Buch und Regie) begleitet die konservative EU-Kommissarin Viviane Reding und den jungen, ambitionierten Grünen-Abgeordneten Jan Philipp Albrecht (MdEP) bei ihrem Kampf um ein europäisches Datenschutzgesetz – ein Gesetz, das jede Form von Datentransfer schützen soll. Der Film gibt in der Tat sehenswerte Einblicke in das Räderwerk der EU in Brüssel.
Democracy im Rausch der Daten – Kinostart am 12.11.2015
In Democracy, im Rausch der Daten, zeigt der schweizer Regisseur David Bernet einen ernüchternden Blick hinter die Kulissen europäischer Gesetzgebungsprozesse. Es geht um die fast schon unüberschaubare Welt von Big Data und damit verbunden auch gleich Big Money. Die Geschichte beginnt in 2010. Viviane Reding, seinerzeit Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, versucht die Datenströme mit einem Gesetz unter Kontrolle zu bringen, zum Schutze der Allgemeinheit. Dabei unterstützt sie der junge grüne EU-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht.
Geschickt verfolgt der Regiesseur die Wege der Macht. Dabei stellen sich Jan Philipp Albrecht und Viviane Reding bewusst dem Kampf gegen Lobbyisten und politische Gegenkräfte. Der politische Machtapparat, in dem Intrigen, Erfolg und Scheitern kaum noch voneinander zu trennen sind, wird demaskiert. Zweieinhalb Jahre hat David Bernet den Gesetzgebungsprozess begleitet. Heraus kam ein erstaunlicher Dokumentarfilm, der den Zustand der heutigen Demokratie ohne Scheu ins Licht rückt, mit vielen ihrer Schatten.
Zur Premiere, organisiert von der Zeit-Stiftung, kamen Viviane Reding, Jan Philipp Albrecht, David Bernet und Prof. Dr. Johannes Caspar, Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, in das gemütliche Abaton Kino in Hamburg. Auf der anschließenden Podiumsdiskussion, meinte Frau Reding, wir seien ja erst im Steinzeitalter der Datenströme. „Irgendwann werden sich die Programme selber installieren und programmieren,“ warf Jan Philipp Albrecht, EU Abgeordneter und Berichterstatter für das neue Datenschutzgesetz in Brüssel, in die Diskussion nach dem Film ein. Im Parlament ist das Gesetz längst verabschiedet, aber der Ministerrat der EU sind sie sich immer noch nicht einig. „In Berlin heißt es öffentlich man sei für das Gesetz, aber hinter den Kulissen wird ganz anders geredet. Das ist oft so“, sagt Reding, „deswegen sei es ja so wichtig, dass die Bürger mithelfen. Auch im Hinblick auf TTIP.“ Reding meint, noch geht es uns gut, noch sind wir eine starke Wirtschaftsmacht. Doch bald werden wir von den Chinesen überrollt. Prof. Caspar möchte am liebsten alles was er sich wünscht an dem Gesetz ändern, bzw. noch ergänzen, z.B. die Profilerhebung…
Der Dokumentarfilm ist eine Produktion der Indi Film in Koproduktion Seppia und Atmosfilm, SWR und NDR, in Zusammenarbeit mit ARTE, Submarine, HUMAN, RTS und YLE; er wurde gefördert von FFA, CNC, MFG Filmförderung Baden-Württemberg, Deutscher Filmförderfonds, Film und Medien Stiftung NRW, Creative Europe MEDIA, Région Alsace, Eurométropole Strasbourg. Redaktion haben Gudrun Hanke-El Ghomri (SWR), Barbara Denz (NDR), Bert Janssens (Human), Irène Challand, Gaspard Lamunière (RTS), Jenny Westergård (YLE).
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