Hoch oben im Norden von Deutschland, fast mittig zwischen Neumünster und Rendsburg, liegt der wohl einzigartigste Tierpark der EU. Eine moderne Arche auf einer 40 ha großen Anlage.
Zur Zeit leben dort 86 vom Aus- sterben bedrohte, alte Nutz- und Haustierrassen. Sie zu schützen mit Nach- oder Rückzuchten, um so ihr Erbgut für die Nachwelt zu erhalten, das ist das übergreifende Ziel. Ihr Noah des 21. Jahrhunderts ist Professor Dr.Dr. Kai Frölich. Gemeinsam mit seinem Team hat er das Terrain in den letzten Jahren in eine wunderschöne, weitläufige Parklandschaft verwandelt. Auf kleinen Brücken und verwunschenen Wegen begegnen dem Besucher immer wieder tierische Überraschungen, wie z.B. deutsche Pekingenten, Familie Pfau oder auch Warzenenten.
Letztere kennen viele vielleicht eher als Barbarie Enten. Sie haben Krallen an den Füßen. Damit können sie Bäume hoch klettern, um dort die Kinderstube für ihren Nachwuchs einzurichten. Sie bevorzugen Baumhöhlen für ihr Gelege. Sobald die Küken geschlüpft sind, plumpsen sie in die Tiefe, mitten hinein in die schöne Welt der lauschigen Arche Warder. Dabei sah es im Jahr 2001 gar nicht gut aus, der Tierpark meldete Insolvenz an. 2003 wurde er neu aus der Asche gehoben.
Spenden von Greenpeace und anderen Stiftern kamen grade recht, um die umfangreichen Aufbauarbeiten zu stemmen. Inzwischen konnte der gesundheitlich stark angeschlagene Tierbestand kontinuierlich verbessert werden. Er ist zu einem beachtlichen, nachhaltigen landwirtschaftlichem Projekt mit etwa 1200 seltenen Tieren heran gewachsen. Manche Tiere avancierten gar zu Filmstars, wie die Englischen Parkrinder. Die Arche lieh sie für den Dreh zu „Die Päpstin“ aus, damit die Szene auch geschichtlich stimmt. Immer weiter wird an der Arche gefeilt und verbessert. Sämtliche Futtermittel wurden gegen qualitativ hochwertigere ausgetauscht; Außenflächen dazu gepachtet für die Unterbringung einiger ausgewählter Tiere auf externen Flächen, um eine Übernutzung der Parkflächen zu vermeiden. Die Auslagerung einiger Tiere auf Satellitenstationen dient auch als Schutz vor einer eventuellen Seuchengefahr. Inzwischen bietet die Arche Warder den Maßstab für die bestmögliche Haltung ihrer Tiere. Eine geniale Möglichkeit für Schulklassen sich anzuschauen wie die einzelnen Tierrassen hier leben und was sie genau brauchen um gesund zu bleiben. Enten und Gänse sind Wasservögel, sie brauchen kleinere oder größere Gewässer um sich wohl zu fühlen. Rinder brauchen Platz und Schweine eine Suhle, Erde zum wühlen und einen Trockenplatz. Dann kommen sie natürlich auch nicht auf die Idee sich gegenseitig die Schwänze anzuknabbern. Für die Arterhaltung und zur ständigen Verbesserung des Tierwohls steht auch die Forschung immer im Fokus der Arche. Leidenschaftlich sucht der Professor nach neuen Wegen, um die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft in naturgerechtere Bahnen zu lenken, während im Vordergrund der Parkbetrieb läuft. Seine Lieblingstiere sind die seltenen Turopolje Schweine. Diese Schwimmkünstler kommen aus den Überschwemmungs-gebieten der Save-Auen Kroatiens. Sie sind wahre Überlebenskünstler, schwimmen wenn’s ums Futter geht schneller als die Enten und sie bringen besseres Fleisch auf den Teller als
die Hybridschweine*, das hat eine Untersuchung des Professors ergeben. Eine weitere Besonderheit der Arche sind die Poitou Esel, die das Beitragsfoto zeigt. Sie sind die größten und schwersten Esel der Welt. Leider gibt es weltweit nur noch etwa 300 von ihnen. Eine beträchtliche Population der puscheligen Schwergewichte lebt auf der Arche Warder. Urspünglich kommen sie aus Südfrankreich, aus der Gegend um Poitiers. Die Poitou-Esel wurden einst gezüchtet, um die kräftigen Eselhengste mit den Kaltblutstuten, den Poitevin Mulassier, zu kreuzten. Das ergab dann besonders widerstandsfähige Mulis. Diese starken Mulis oder Maultiere wurden gerne zum Transport schwerer Artilleriegeschütze benutzt.
Im Park gibt es auch ein vorzügliches Restaurant. Ein neuseeländischer Koch sorgt für edle Leckerbissen. 2007 bekam die Arche Warder sogar eine Auszeichnung für das beste Parkessen. Feine Zungen haben hier außerdem die Gelegenheit Leckerbissen zu kosten die es sonst nirgends gibt, eine interessante Erfahrung!
Die Arche handelt auch mit den alten Rassen. Interessierte Landwirte besprechen das am besten direkt mit dem Professor.
*Hybridzüchtungen sind eine Erfindung der Ernährungsindustrie zur Effizienzsteigerung des „Produktes“; für die Tiere bedeutet es meist Qual, für die Landwirte Abhängigkeit, denn sie können die sog. Hybride nicht eigenständig nach züchten. Es sind keine Rassen sondern künstlich erzeugte Kreuzungen: Schweine bekommen bessonders viele Ferkel, für die ihre Gebährmutter meist gar nicht geeignet ist, sie wachsen auch viel schnelle als herkömmliche Schweine. So braucht ein Turopolje Schwein ca. 2 Jahre bis es ausgewachsen ist. Das in der Industrie verwendete „Hybridschwein“ wird in 6 Monaten hochgezüchtet, leider auch bei den meisten Bio-Verbänden.
ⓒFotos Arche Warder u. Ruth Schalk
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