Immer wieder beanstanden Tierrechtsorganisationen, die in der konventionellen Schweinehaltung üblichen drei K-Fragen: das Kupieren der Schwänze, die Kastenstandshaltung und die Kastration. Alles „Behandlungen“ zur Gewährleistung der Massentierhaltung und des Profites. Das Schwanzbeißen ist eine Folge der Überbelegung in den Ställen und oft auch der mangelden Beschäftigung. Die hochintelligenten Tiere verbeißen sich aus Frust und Agression am Kollegen.
Mit der Kastration will man bei den Ebern von vorneherein den sehr intensiven Ebergeruch ausschalten. Die Schweineindustrie vermutet, dass der Verbraucher das Fleisch sonst nicht kaufen würde. Das die Ferkel für ihren Genuss kastriert werden ist einer Pfizer Studie zufolge, aber nur 46 % der Kunden überhaupt bewusst. Die sogenannten „Stinker“, deren etwas strengerer Geruch und der Eber-Geschmack, könnte die Kunden vertreiben. Das „hormonelle Stinken“ betrifft aber nur einen geringen Prozentsatz der Eber. Bei etwa zwei bis zehn Prozent der nicht kastrierten Tiere soll das Fleisch beim Braten in der Pfanne wegen der Sexualhormone schlecht riechen.
Jedes Jahr werden also 20 Millionen männliche Ferkel in Deutschland kurz nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Diese betäubungslose Kastration soll ab dem 01. Januar 2019 verboten werden.
Wie schmerzhaft das Prozedere für die Tiere sein muss, ist nachvollziehbar.
Für die tiergerechtere Ferkelkastration haben Betriebe verschiedene Möglichkeiten: 1. ganz auf die Kastration verzichten und in eine Ebermast zu switchen, das wäre natürlich am artgerechtesten und für Tiere und Verbraucher am einfachsten. 2. Bei einer Immunokastration per Spritze wird die Bildung von Geschlechtshormonen bei dem Tier gehemmt.
3. Kurzzeitvollnarkose mit dem Narkosegas Isofluran. Gleichzeitig wird den Tieren von einem Tierarzt ein Mittel verabreicht, das den Schmerz nach dem Aufwachen mindert. Großer Vorteil, es dauert nur 2-3 Minuten bis die Tiere wieder im Normalzustand, also wach, sind. Eine bedenklich lange Aufwachphase sei bei der Injektionsnarkose gegeben, bei der eine Mischung aus einem Beruhigungs- und einem Narkosemittel (derzeit Azaperon und Ketamin) gespritzt wird, so der Deutsche Tierschutzbund. Hierbei kann es mehrere Stunden dauern, bis die Tiere aufwachen. Daher ist die Kurzzeitvollnarkose mit dem Narkosegas Isofluran zu bevorzugen!
Die Landwirte hatten während der Übergangsfrist, seit 2013, fünf Jahre lang Zeit ihre Betriebe dementsprechend einzurichten oder umzustellen. Dennoch kommen jetzt Beschwerden auf. Einige Bundesländer, wie z.B. Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern fordern Fristverlängerung. Bayern hat sogar versucht ensprechende Passagen im Tierschutzgesetz so ändern zu lassen, dass der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastrationen hätte gekippt werden können.
Der sogenannte „vierte Weg“, die Kastration mit Lokalanästhesie, darf aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes keine Alternative sein. „Obwohl die schweinehaltende und -vermarktende Branche lange genug Zeit hatte, versucht sie nun, den „vierten Weg“, die Lokalanästhesie, als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration durchzudrücken“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Eine Methodik, die den Anspruch nach Schmerzausschaltung bei der Kastration jedoch nicht erfüllt, kann und darf keine Alternative sein.“
Gestern, am 3. September, wurde der Gesetzesentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes im Agrarausschuss des Bundesrates beraten. Eine Fristverlängerung wurde abgelehnt. Beim Deutschen Bauernverband DBV und anderen Landwirtschaftsorganisationen sowie einigen Landwirtschaftsministerien der Länder löste die Ablehnung Empörung aus. Man vermute eine rasantes Ende der deutschen Ferkelproduktion und im Gegenzug Fremdimporte aus den Niederlanden und Dänemark.
Am 21. September wird er im Plenum zur Abstimmung gestellt. Wenn er dort eine Mehrheit findet, wird er dem Bundestag zur Beratung zugeleitet.
Der BUND, Peta, das Deutsche Tierschutzbüro, der Deutsche Tierschutzbund und andere Organisationen lehnen jegliche Verzögerung ab und fordern, Bundesrat und Bundesregierung auf, am „Aus“ für eine betäubungslose Kastration ab 1.1.2019 festzuhalten.
Mit END PIG PAIN startet der Deutsche Tierschutzbund eine Kampagne um das Leid der Schweine in einem Positionspapier noch einmal deutlich zu machen:
Auf diesem Button kann man seine Stimme abgeben: EndPigPain
Beitragsfoto aus dem Video vom © Deutscher Tierschutzbund/Rissi
Tags: Ferkelkastration