
Sie hat’s schon wieder getan. Jenny Falckenberg (Unique Art Concepts) öffnet weite Räume im Alten Klöpperhaus für kunstvollen Wandschmuck. Dieses Mal für die Fotos von Kai Wiesinger plus Lichtobjekte und Fotos von ‚Coexistentin‘ Franziska Stünkel. Heraus kommt eine fröhlich, bunte, lustig- illustre und äußerst bewegende Mischung von Kunst und Künstlern, eine typische Jenny Falckenberg-Vernissage.
Peter Lohmeyer springt auf ein Pläuschchen herein und geht Franziska Stünkel an den Pelz, alles easy! Er hat schon sein nächstes Projekt im Auge, „Brandmal“ heißt es: „ein ganz gruuuseliger, düsterer Krimi. Wird in Hamburg gedreht, für’s Fernsehen,“ meint er. Aaha!
Dazu passen ja hervorragend die blutigen Fotos von Kai Wiesinger, aus der Reihe das fotografische Triptychon einer gekreuzigten Frau, die nur schemenhaft zu erkennen ist. Es fließt Blut. Wiesinger will Leid darstellen. Die Verschwommenheit verschärft das Leid. Aber er hat auch andere Fotos geschossen, wie die vor denen ich Scooter Frontman H.P. Baxxter und seine Lebensgefährtin Nikola erwische. „Ich schaue mir das gerne an, aber in mein Wohnzimmer hänge ich mir lieber etwas konservativere Gemälde,“ meint H.P.. Aktuell arrangiert er grade seine Single Auskopplung von „I can’t stop the hard Core“.
Die Fotos links von Scooter sind aus der Serie Creep, eine Reihe verschlungener Körper. Auch sie sind alle verschwommen. „Mir geht es darum Fragen zu stellen“, sagt der 48 Jahre alte Mime. „Es geht mir um eine Auseinandersetzung mit dem Unfassbaren. Wir glauben alle wir seien wer, aber was sind wir denn wirklich?“ Zuletzt war Kai Wiesinger, in dem Doku-Drama „Der Rücktritt“, in die Rolle des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff geschlüpft. Die Schauspielerei möchte und muss er weiter betreiben, denn von seiner Kunst kann er nicht leben. Ein Foto kostet zwischen 1600 und 3200 €; es sei schon mehr als ein Hobby, meint der ‚Künstler. „Das Fotografieren tut mir gut. Ich kann da machen was ich will, einen anderen Teil meiner Persönlichkeit ausleben.“ Wiesinger fotografierte schon als Kind und immer weiter nebenbei. Seine erste Foto- Ausstellung hatte er vor zwei Jahren.
Die Fotos von seiner Ausstellungspartnerin sind eher bunt und fröhlich. Zu sehen sind Spiegelungen in Schaufenstern oder Lichtobjekte. „Sie sind alle eins zu eins und nicht digital nachbearbeitet,“ sagt Franziska Stünkel. Sie ist auch Regiesseurin. Ihr nächstes Projekt wird ein Kinofilm, ein Drama, erzählt sie mit leuchtenden Augen, aber die Fotografie sei ihr genauso wichtig. Gerade den Moment einzufangen und zu schauen was sich dann bewegt, das findet sie sehr spannend.
Beide Künstler finden die Zusammenarbeit befruchtend. Sie sind nicht nur Filmschaffende mit dem Blick für das Wesentliche. Sie teilen auch die Betrachtungsweise darüber, was ein fotografisches Bild leisten kann: den Blick dahinter, in das Innere der Protagonisten. Und die Aufhebung von Raum und Zeit. Für Stünkel und Wiesinger ist ein Bild dann gelungen, wenn es sich zunächst dem Betrachter entzieht und ihn andererseits aber wieder zum Hinsehen bringt. Alle Beide wollen mit der Unschärfe zu einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit dem Gezeigten bewegen. Ob das gelingt, muss jeder für sich selbst entscheiden…
Die Ausstellung läuft bis zum 21. November, täglich von 11 bis 17 Uhr in den Räumen am Rödingsmarkt 9 im ersten Stock.
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©Text & Fotos by Ruth Schalk
Tags: In Between: Kunst von Franziska Stünkel und Kai Wiesinger