Helgoland, 18. April 1947, der Tag der „Operation Big Bang“. Die Vorbereitungen für eine der größten nicht-nuklearen Sprengungen der Geschichte sind abgeschlossen. Mit mehr als 6000 Tonnen Sprengstoff wollen die britischen Besatzer sämtliche Überreste der militärischen Aufrüstung vergangener Jahrzehnte in die Luft jagen. Die Helgoländer sind evakuiert und warten auf dem Festland
und auf Sylt auf den Ausgang. Nach dem Ersten Weltkrieg macht das Ehepaar das Hotel „Empress of India“ zu Helgolands bester Adresse, sieht sich jedoch nach der Machtübernahme der NSDAP mit neuen Repressalien und Schikanen konfrontiert. Heute gehört die Familie wieder zu den einflussreichsten Insulanern. Detlef Rickmers führt eines der ersten Häuser am Platz, sowohl zum nächtigen als auch für die kulinarischen Genüsse, während der Hamburger Zweig der Familie sich
mehr mit Schiffen beschäftigte. Die Insel ist ein zollfreies Shoppingparadies und erfährt auch sonst schon lange wieder Wertschätzung, nicht zuletzt wegen ihrer Lobster. Nur Helgoland fußt auf felsigem Grund, dem Wohnzimmer der Hummer. Um die Jahrhundertwende fischten
Seeleute tausende der leckeren Zehnfusskrebse aus dem Meer vor Helgoland. Sie haben es damit etwas übertrieben, bis die Bestände zu stark schrumpften. Im Krieg konnten sich die „Scherenmonster“ ein bisschen erholen bis die Briten kamen und ihnen 6000 Tonnen Sprengstoff auf den Kopf warfen. Von diesem massiven Angriff haben sie sich immer noch nicht wieder erholt. Das Alfred Wegener Institut AWI vor Ort bemüht sich seit
den 1990igern eine reichhaltige Nachzucht aufzuziehen. Die einheimischen Fischer bringen dazu die trächtigen Weibchen ins Institut. Lobsterweibchen erkennt man übrigens an den etwas ausladenderen Schwänzen. Ihr Laich wird im Institut sorgfältig aufgefangen und über ein Rohrsystem auf „Einzelzimmer“ verteilt. Die Krebse neigen zum Kanibalismus, kuscheln geht nicht. Es wird u.a. finanziert über Patenschaften. Großeltern verschenken die Krebspatenschaften gerne zu Weihnachten oder auch zur Taufe. Im Sommer gibt es dann ein großes Patentreffen im AWI auf Helgoland. Dann werden die einjährigen, markierten Hummerbabies ins Meer vor der Insel entlassen. Einige siedeln sich inzwischen sogar auf den Sockeln der Windkraftanlagen an. An den Markierungen können die Forscher ihre Bewegungen und ihre Entwicklung beobachten. Im Moment kränkelt das Projekt, die einzige Lobsteraufzucht Deutschlands. Wenn es ausläuft, wäre vermutlich daddeldu für die Hummer…
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