„Maria by Callas“ ist eine sensible Dokumentation über die größte Sopranistin des 20. Jahrhunderts, die auch schon mal als „Tigerin“ die Bühnen der Welt rockte, von der New Yorker Met bis zur Mailänder Scala. Ihr glamouröses Leben,
ihre atemberaubende Stimme und ihre eigenwillige, unvergleichliche Interpretation der schönsten Opernarien zieht einen schnell in den Bann dieser Epoche, mit ihrer Opulenz und der Einzigartigkeit der privilegierten Gesellschaft in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Als Tochter griechischer Einwanderer kommt Maria Callas 1923 in New York zur Welt. Sie beginnt mit knapp acht Jahren mit dem Gesangsunterricht. Zeit für Spiel und Spaß bleibt ihr kaum. Maria soll sich ihrer Begabung verpflichten. Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht sie mit ihrer Mutter nach Athen. Mit 15 gibt sie ihr erstes Operndebüt als Sopranistin in einer Studentenproduktion. Da ist sie noch ein pummeliger Teenager. Vier Jahre später steht sie mit Tosca auf einer professionellen Bühne. Von da an geht es steil bergauf und sie hungert sich in kürzester Zeit auf Taille. Die charismatische Diva stand durchweg, sowohl mit ihrem Privatleben als auch als Künstlerin, immer wieder stark im Fokus der Öffentlichkeit.
Sie wird verschrien als kompliziert und launenhaft, als Geliebte von Onassis und Mode-Ikone, ein Star mit starkem Boulevard Potential eben. Fotograf und Regiesseur Tom Volf findet eine ganz andere Frau als er eher zufällig bei seinen Recherchen auf die Opern-Diva stößt. Adhoc erliegt er ihrer Stimme und ihrem Charisma. Fünf Jahre lang sammelt der 28ig jährige Fotograf alles was es an Material über die Diva gibt. Vieles an Filmmaterial und Fotos findet er bei Freunden und Weggefährten der Operninterpretin. Darin entdeckt Volf eine Frau die sich zwar ihrer Kunst verschrieben hat, die dabei aber ihre innersten Wünsche und Träume stark unterdrückt. Die in der Öffentlichkeit oft als „schwierig“ gebranntmarkte, kapriziöse Nachtigall ist eine sensible, verletzliche Frau. Zusammen mit einem Interview von David Frost aus den 70igern montiert der junge Franzose seine ganze Ausbeute in akribischer Feinarbeit zu drei Büchern und zu diesem Kinofilm. „Es musste Kino sein,“ erklärt Volf, „damit es so echt wie möglich ist und die Zuschauer ein Gefühl für die Künstlerin bekommen können. Das geht nur mit dieser Nähe zur Leinwand.“ So spürt sie der Zuschauer hautnah fast, ihren Konflikt: „Da sind zwei Leute in mir,“ sagt sie, „Maria und La Callas…“
Erstaunlich offen erzählt die Callas von sich als Privatperson, von ihrer Zerissenheit, der ständigen Spannung zwischen ihrer Begabung und ihrer Suche nach dem Glück als Frau und Mensch. Stufenweise erzählt Volf von den drei großen Abschnitten ihres Lebens: ihre Anfänge in den 50er Jahren, ihre Blütezeit in den 60ern, ihren großen Kummer und ihr
vorzeitiges Altern in den 70er Jahren. Sie wird zum Mythos und reißt den Zuschauer mit in diese Ära voller Glanz und Glamour mit ihren Freundschaften. Es ist wie eine Zeitreise in die Highsociety. Sie dreht mit Visconti, zählt Brigitte Bardot, die Herzogin von Windsor, Jean Cocteau, Juliette Greco und viele andere zu ihren guten Bekannten und Fans. Zusammen mit ihrer Freundin Grace Kelly genießt sie sich ein paar Urlaubstage an Bord von Onassis Yacht „Christina“ .
Prompt verliebt sie sich in den kleinen (1,65) Milliardär und opfert erstmalig ihre Karriere für ihre Sehnsucht nach einem ausgefüllten Privatleben. Die Callas gönnt sich eine längere Auszeit und taucht ein in die Genüsse des Jetset. Geschickt reißt Tom Volf den Zuschauer mit in dieses prätensiöse Leben zwischen Liebe, Kummer, Disziplin und Opfergaben. Die einzigartige Künstlerin erzählt fast 40 Jahre nach Ihrem Tod von sich selbst, authentisch und wahr. Erstmalig kommt dabei auch eine Frau zum Vorschein die mit ihren Grenzen kämpft. Die verzweifelt versucht ihren Erfolg zurück zu erobern, obwohl ihr Körper streikt und ihre Stimme zunehmend versagt, aus gesundheitlichen oder seelischen Gründen. Dabei bildet das Interview mit dem Journalisten David Frost den strukturierten Faden. Zwischendurch liest Eva Mathies aus privaten Briefen vor und ergänzt so geschickt weitere private Gedanken der Sängerin. Einer ihrer Briefe an Onassis endet mit den Worten: „Ich liebe Dich mit Körper und Seele!“ Darin liegt für Tom Volf der Schlüssel zum Schicksal der unvergesslichen Künstlerin, die heute immer noch die meisten Platten mit Opernarien verkauft. „Körper und Seele, Ihr Gesang entsteht in Ihrem Körper, um die Seele zu berühren,“ sagt der junge französische Filmemacher. „Maria Callas erinnert uns daran, dass wir nicht versäumen sollten mit Körper und Seele zu leben…“
Tags: Maria Callas Tom Volf