Jedes Jahr geben 350000 Höfe in der EU auf. In Frankreich nehmen sich jährlich 600 Landwirte das Leben, weil sie hoffnungslos verschuldet sind – liebe Landwirte gebt nicht auf, es geht auch anders! Wie, das hat auch Greenpeace in einer kürzlich veröffentlichen Studie dar gelegt: Kursbuch Agrarwende 2050. Noch mehr Aufschlussreiches findet man im Konzernatlas der von BUND, Oxfam und der Böll Stiftung herausgegeben wurde. Die Produktion von Lebensmitteln hat nur in seltenen Fällen etwas mit bäuerlicher Landwirtschaft, mit traditionellem Handwerk und einer intakten Natur zu tun. Sie ist heute weltweit vor allem ein einträgliches Geschäft von wenigen großen Konzernen, die sich die Felder und Märkte untereinander aufteilen. Hier kann man ihn kostenlos bestellen: Konzernatlas
Der Film deckt weiter auf. Er zeigt wie der Handel agiert, z.B. mit Eigenmarken, um die Landwirte unter Kontrolle zu halten. So sieht der Endverbraucher nicht mehr wer, z.B. die Milch, produziert hat. Die zuliefernden Landwirte sind so austauschbar. Doch es ist nicht nur der Handel. Die Industrie setzt bereits an den Universitäten ein. Alfred Haiger, Univ. Prof. i.R.: „Da werden zusammen mit den Düngemitteln, oder anderen industriellen Produkten, komplette Folien geliefert die das ganze erklären. Viele Ausbilder sind dann zu bequem, um neue Präsentationen zu erstellen. Oder die Institute werden mit Futtermitteln nur eines Herstellers kostenlos versorgt- da bleibt die Auswahl auf der Strecke.“
Dieser Film zeigt wie es auch gehen kann, wenn Bauern sich nicht in das System einordnen, sich nicht verschulden. Maria Vogt sagt, schon auf den Landwirtschaftsschulen wird den Schülern eingeredet, sie müssten sich vergrößern, sie müssten investieren. Doch das sei alles Unsinn. Die Biobäuerin lebt mit ihrem Mann Franz in Obersdorf, Gemeinde Wolkersdorf, Niederösterreich. Sie vertreiben Bioproduktion und Direktvermarktung von Gemüse, Schafen, Schafmilchprodukten, Wein und Getreide. Maria Vogt ist im Vorstand der ÖBV- Via Campesina Österreich.
Es werden Bauernhöfe besucht mit konventioneller Nutztierhaltung und Biobauernhöfe. Der Verbraucher wird an die Hand genommen und darf einen unverblümten Blick in die Produktions-abläufe werfen. Doch so vielfältig die Bauern, vom Biobauern bis zum konventionellen Agraringenieur produzieren, so einhellig ihr Tenor: Das Mantra der Industrie – schneller, billiger, mehr – kann so nicht weiter gehen!
BAUER UNSER ist ein sehenswerter und spannender Film, in dem deutlich wird, wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft immer öfter vor der Industrie kapitulieren. Weit entfernt von rosigen Bildern einer ländlichen Idylle gibt es dennoch Momente der Hoffnung. Etwa wenn der Gemüsebauer und Rinderzüchter Simon Vetter stolz darauf ist, ein Bauer zu sein, der seine Kunden kennt und der Entfremdung entgegenhält. Oder wenn die Bio-Schafzüchterin Maria Vogt eigenhändig Schafe melkt und frohlockt: „Hey, es geht ja auch ganz anders!“
Es werden Bauernhöfe besucht mit konventioneller Nutztierhaltung und Biobauernhöfe. Der Verbraucher wird an die Hand genommen und darf einen unverblümten Blick in die Produktionsabläufe werfen. Doch so vielfältig die Bauern, vom Biobauern bis zum konventionellen Agraringenieur produzieren, so einhellig ihr Tenor: Das Mantra der Industrie – schneller, billiger, mehr – kann so nicht weiter gehen!
Martin Suette ist Schweinebauer mit 1300 Mastplätzen in Geiersdorf, Gemeinde Magdalensberg, Kärnten. Sein Bauernhof ist eigentlich mitten in einem kleinen Dorf. Weil er dort aber keine Ausweitung des Betriebes möglich war, hat er 2001 auf freiem Feld einen Maststall für 1000 Mastplätze errichtet, den er 2013 nochmals um 300 Plätze erweitert hat. Nachdem pro Mastplatz im Jahr 2,5 Schweine gemästet werden, ergibt sich daraus eine jährliche Produktion von 3250 Schweinen. Doch jetzt sei Schluss sagt er, er könne ja gar nicht mehr so viel arbeiten um die Schulden abzulösen. In der Masthaltung eines Schweines zahlt der Bauer mittlerweile 9 Euro aus eigener Tasche, um es überhaupt produzieren zu können. Die Tiere fressen Soja, das in Lateinamerika und Afrika in großem Stil angebaut wird, damit bei uns 1kg
Schweinefleisch um 3 Euro verkauft werden kann.
Franz Tatschl ist Eierbauer mit 65.000 Legehühnern in Bodenhaltung in Kampach, Gemeinde St. Paul im Lavanttal, Kärnten. Pro Tag werden in etwa 56.000 Eier produziert. Die Hühner sind im Schnitt 14 Monate am Bauernhof, dann landen sie in der Suppe. Er betreibt den Hof gemeinsam mit seinem Sohn Arnold Tatschl.
EU Kommissar Phil Hogan proklamiert weiter unverantwortliches Wachstum. Er reist durch die Weltgeschichte, um Märkte in China und Vietnam zu öffnen. Doch was dann? Haben wir dann demnächst Flüchtlinge aus Vietnam und Japan bei uns? José Bové, Mitglied des Europäischen Parlaments: „Die internationale Landwirtschaftspolitik und die WTO sind im hohen Maße für die Landflucht der Bauern verantwortlich, besonders der afrikanischen aber auch allgemein im globalen Süden, die nun versuchen über das Mittelmeer zu uns zu kommen.“
Maria Vogt, Bäuerin: „Ich glaube, dass kleine Formen der Landwirtschaft in zwanzig Jahren ein gutes Leben haben werden. Im Dorf wird es wahrscheinlich drei oder vier Große geben. Da braucht man nicht besonders zukunftsschauend zu sein. Und dass es nebenbei diese alternativen Systeme geben wird.“
Der Film wurde von Helmut Grassers AllegroFilm produziert, die schon „We feed the World“ und „More than Honey“ sehr erfolgreich in die Kinos gebracht hat. Man bekommt in jedem Fall gute und erstaunliche Denkanstöße.
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