
…beziehungsweise verrückt nach Böllern zum ballern. Erstaunlich, wie die sonst eher britisch gemäßigten Hanseaten die „Sau raus lassen“ wenn es um Kanonenschläge, Knallfrösche, bengalisches Feuer, Raketen und anderes „Teufelswerk“ geht. Rund übers Jahr vergeht kaum ein Tag an dem der Himmel über Hamburg nicht beböllert und geflasht wird: Hafengeburtstag, Cruise Days, Frühlingsdom, Sommerdom, Winterdom, Alstervergnügen, Kirschblütenfest und natürlich Silvester. Für manch traumatisierte Flüchtlinge wird das Geballer dieser Tage hoffentlich nicht zum Alptraum! Immerhin wird dieser „bunte Sprengstoff“ bei uns von Anfang an kontrolliert. Die Feuerwerke sind in verschiedene Kategorien unterteilt: Feuerwerk.
Kategorie eins ist harmlos, auch Jugendliche dürfen es kaufen. Silvester wird überwiegend mit Kategorie zwei bestückt, und bei den Kategorien drei und vier geht es um hard stuff, Profi-Feuerwerk, das ausschließlich von ausgebildeten Fachleuten gezündet werden darf. Diese Fachleute sind dann an Tagen, wie Hafengeburtstag, Alstervergnügen usw. schwer beschäftigt und das fast jeden zweiten Tag im Jahr. Diese Profifeuerwerke bedürfen behördlicher Genehmigung, in Hamburg von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Diese Behörde hat einen guten Überblick darüber wie’s in Hamburg abgeht: 2013 gab es knapp 200 genehmigte Feuerwerke, im Jahr darauf waren es schon etwa 220. Wie viele es in 2015 waren weiß man noch nicht, mehr Details dazu bei der Welt. Das waren nur die Größeren. Zwischendrin gibt’s immer auch ein paar kleine, fast private Böllereien, so etwa zu Hochzeiten, oder wenn eines der vielen chinesischen Unternehmen in der Hansestadt das chinesische Neujahrsfest feiert und Drachen steigen lässt, in 2016 wird das am 8.Februar wieder soweit sein. Wir wandern dann vom Jahr des Schafes und der Ziege in 2015 nämlich, in das Jahr des Affen. Das soll gut sein, denn Affen sind schlau, meint der kundige Chinese: Chinesisches Neujahr.
Die Böllerei findet auf dem Land um uns herum übrigens wenig Aufmerksamkeit. Die Kühe auf der Weide ließen sich nicht aus ihrer Ruhe bringen, sie dösen einfach weiter, meint eine Bäuerin aus Schleswig Holstein. Ihr Hund hätte gestern schon gezittert, aber die Rinder blieben ruhig. Komisch, denn Kühe mögen eigentlich überhaupt keine lauten Töne. Die Hühner im Stall störe es auch nicht, allerdings die Vögel in der Stadt flattern schon recht beunruhigt hin und her. Die Fledermäuse sind glaub ich auch nicht begeistert. Katzen sind ganz und gar nicht amused von diesem Spektakel, die Kracher verscheuchen ja auch alle Mäuse. Zootiere wie Flamingos und Enten würden zwar leicht nervös vom einen Bein aufs andere hüpfen, grundsätzlich hätten sie mit der Böllerei aber kein Problem, erzählt der Focus. Der deutsche Tierschutzbund e. V. beurteilt das ganz anders: „In der Nähe von Waldrändern, in Parkanlagen oder Höfen mit Tierhaltung sollte böllern tabu sein, denn scheue Wildtiere reagieren besonders sensibel auf laute Geräusche.“ Auch bei Pferden und Rindern auf der Weide, bestehe die Gefahr, dass sie in Panik geraten und ausbrechen. Gewohnte Umgebung und Abläufe schaffen Sicherheit. Je souveräner und gelassener der Mensch sich verhalte, desto eher erkennt das Tier in ihm einen Ruhepol und entspannt sich ebenfalls. Wahrscheinlich alles gut, bis so ein Böller jemandem den Pelz verbrennt.
Ganz schön teuer auch die Ballerei, knapp 130 Millionen verpufften so letztes Jahr in Deutschland. Dieses Jahr wird es vielleicht etwas weniger. Deutschlands größte Silvesterparty in Berlin, auf der zwei Kilometer langen Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule kommt aus Angst vor Terrorgefahr nicht richtig in die Gänge, meldet der RBB um 18:30h. In Brüssel wurde die Silvesterparty aus Angst vor Terrorgefahr schon gestern ganz abgesagt. Paris fährt mit Sprengstoffspürhunden und vermehrtem Einsatz von Polizeikräften starke Geschütze auf. Auch London schützt sich mit 3000 zusätzlichen Polizisten in der City – hoffentlich passiert nichts! Ich wünsche Ihnen allen einen guten Rutsch und ein fröhliches neues Jahr!
Beitragsfoto: by_Micha-Rittmeier_pixelio.de
Tags: Sylvester 2015/16