Ende der 70iger mieden wir die Piste bei zu viel Schnee von oben. Statt dessen blieben wir gemütlich in der Hütte hocken, löffelten Nutella pur und spielten Skat – heute undenkbar! Frau Holle ist geizig und die Schweizer sind verzweifelt. Es gibt kaum Schnee, der Tourismus bricht ein. Dazu schmilzt auch noch der größte Gletscher der Alpen, der Aletsch, den Eidgenossen Jahr für Jahr quasi „unterm Hintern“ weg, Klimawandel am Aletsch-Gletscher. Fast die Hälfte der Skigebiete sind heute geschlossen: Schneebericht 26.12.2015. Eine Katastrophe, aber Nutella wird weiter gegessen.
Man denkt, das spiele keine Rolle, doch das stimmt nicht. In Nutella ist Palmöl enthalten
und für den Anbau der Palmöl-Palmen werden weltweit wichtige Regenwälder abgeholzt, wie in Nigeria. In Indonesien brennen Plamöl-Firmen grade Wälder in einem Ausmaß nieder, dass die giftigen Dämpfe an manchen Tagen von den Winden an die Küste geweht werden, so dass die Bewohner von Singapur Atemschutzmasken tragen müssen. Wertvolle Torfregionen werden weltweit vernichtet, z.T. für Blumenerde. Dieses Szenario beeinträchtigt das Klima so sehr, dass die französische Umweltministerin Ségolène Royal im Oktober immerhin zum Verzicht der leckeren Schokomasse aufrief: No Palmöl in Nutella, denn die Folgen sind verheerend!
Mit einer sogenannten Palmölzertifizierung (RSPO-Roundtable on Sustainable Palm Oil) wollte man dem irren Treiben der Geschäftemacher bereits 2004 Einhalt gebieten. Dazu die Regenwald org. : „Die großen Palmölerzeuger und -verbraucher haben zusammen mit dem WWF den Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) gegründet. Den Vorsitz des Labelvereins führe ein Manager des Unilever-Konzerns (Dove, Knorr, Rama usw.), der mit 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr zugleich der weltweit größte Palmölverbraucher ist.“ Da hat man also den Bock zum Gärtner gemacht. Es verhält sich sogar noch prekärer, der TÜV Rheinland stellt sogenannte RSPO Zertifikate aus und prüft das gar nicht, fand meine Kollegin Katrin Hartman, bei ihrer vor Ort Recherche, heraus; desgleichen der WWF. Sie schildert diese und weitere Hintergründe und ‚denkwürdige Verwicklungen‘ der Palmölindustrie ausführlich in ihrem Buch „Aus kontrolliertem Raubbau“.
In Peru wehrt sich jetzt ein Kleinbauer gegen die Folgen der industriellen Klimaschädigung, Saúl Luciano Lliuya verklagt RWE. Würde er das nicht tun, liefe er Gefahr in Kürze weg gespült zu werden. Mit Hilfe der Hamburger Rechtsanwältin, Dr. Roda Verheyen und Germanwatch, reichte der peruanischen Bauer und Bergführer Lliuya gegen RWE Klage ein. Die gewaltigen Emissionsmengen des Energiekonzerns RWE gefährden nach Meinung von Germanwatch Lliuyas Familie, sein Eigentum sowie einen großen Teil seiner Heimatstadt Huaraz. Ein durch den Klimawandel schnell wachsender Gletschersee wird zum Risiko für die 120.000-Einwohner-Stadt in den Anden. Lt. Germanwatch soll seine Geschichte zu einem Präzidenzfall werden.
Auch unsere Landwirtschaft produziert vielfach verkehrt. Zum Welternährungstag am 16.10.2015 erklärte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW* und Autor des Buches „Es ist genug da. Für alle.„(siehe Literaturverzeichnis im Blog), den Zusammenhang zwischen der Art wie wir in Deutschland Lebensmittel produzieren und den Lebenschancen der Menschen anderswo: „Wir müssen aufhören, Landwirtschaft so zu betreiben, dass den Menschen im Süden der Klimawandel die Ernten verbrennt oder auf großen Teilen ihrer Äcker Futter für unsere Tiere wächst. Stabile Ernährungssysteme, ganz egal ob in Afrika oder hier in Europa, entstehen ohne die teuren Produkte der Agrarchemie. Entscheidend sind stabile politische Bedingungen, Investitionen in lokale Infrastrukturen und die Ausbildung der Bauern vor Ort. Mit Ökolandbau können Menschen gerade in den Regionen Afrikas und Asiens, die laut Welthungerbericht stark vom Hunger betroffen sind, ihre Ernährungssituation aus eigener Kraft verbessern. In afrikanischen Ländern haben über 10 Millionen Bauern durch partizipative Forschung in agrar-ökologische Intensivierung ihre Erträge mehr als verdoppelt.“
Bei den Klimaverhandlungen in Paris kam die Nutztierhaltung in der Landwirtschaft nicht zur Sprache, obwohl die Landwirtschaft genau einer der Wirtschaftssektoren ist, der den Klimawandel stark mit beeinflusst. Jetzt liegt es an den Verbrauchern mit einem bewusst nachhaltigen Konsum eindeutige Veränderungen für eine klimataugliche Zukunft einzuläuten. Mehr als 70 Prozent der Treibhausgase in Europa – und auch in Deutschland – werden direkt oder indirekt durch Konsumentscheidungen verursacht. Besonders groß sind diese Belastungen in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Ernährung. Die Verbraucher sind stark, gemeinsam können sie viel erreichen: Verbraucher Macht – Nachhaltigkeit
Der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre, der auch durch die Massentierhaltung weiter beschleunigt wird, führt zu einem erhöhten Säuregrad des Meerwassers. Man ahnt jetzt schon, dass die Versauerung der Meere viele unsägliche Konsequenzen nach sich ziehen wird, u.a. auf die Nahrungsketten im Ozean. Die Ozeanversauerung wird erst seit kurzem systematisch erforscht, das ganze Ausmaß mit allen Folgen lässt sich heute nur erahnen. Sicher wirkt ein zweifaches CO2-Problem: die Erwärmung und die Versauerung.
Die deutsche Klimagesellschaft führt die derzeitige Erderwärmung zu einem Teil auf die Veränderung der Ozeane zurück. Nach dem globalen Temperaturrekord 2014 weisen nun alle Auswertungen darauf hin, dass das Jahr 2015 diesen Rekord noch übertreffen wird. Das zeigen die Berechnungen der US-amerikanischen Behörde NOAA und des britischen Met-Office. So ist das aktuelle Jahr 2015 so warm wie nie ein Jahr zuvor, seit 1880. Mit dem im Frühjahr 2015 einsetzenden El Niño-Ereignis im tropischen Pazifik war schon früh absehbar, dass dieses Jahr global ein sehr warmes Jahr werden wird. Unter Umständen wird 2015 sogar das erste Jahr mit einer Temperaturanomalie größer 1° Celsius im Vergleich zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Insgesamt fallen mit 2015 fünfzehn der sechzehn wärmsten Jahre seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen in das 21. Jahrhundert. Europa merkt das noch nur am Rande, aber anderswo beginnen Inseln zu versinken…
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*Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist der Spitzenverband von Erzeugern, Verarbeitern und Händlern ökologischer Lebensmittel in Deutschland.
Beitragsbild: 709006_web_R_by_Joujou_pixelio.de
Tags: Klimawandel Umweltblick