Eine buntes Durcheinander an Exponaten die sich aber irgendwie gegenseitig nicht stören. Ein Einkaufswagen als Stuhl, ein Dinosaurier als Lampe, alles hat seinen eigenen Stil, angehaucht von den 68igern, wie Prof. Borkenhagen meinte:“ Eine lustige, fröhliche Provokation ohne einen wahnsinnig tiefen Inhalt.“
Die Ausstellung spiegelt damit den leichten Revoluzzer-Zeitgeist der frühen 1980er Jahre wieder. Eine künstlerische Alternativszene mit lautstarkem Protest und gezielter Aufmerksamkeitsabsicht kickt sich mitunter schelmisch in die Medien und gelangt zum Teil zu internationaler Anerkennung. Ihre Akteure wollen Unabhängigkeit im Sinne des Do-It-Yourself-Gedankens. „Nicht dass ich begeistert von Klos auf’m Hof gewesen wäre,“ sagt Performance Musiker Wolfgang Müller,“aber meine
Unabhängigkeit war immer wichtiger.“ Sie gründen eigene Plattenlabels, Magazine, Galerien und Clubs und produzieren unabhängig Platten und Kassetten.“Wir bastelten Percussion Drums aus Legosteinen und Tankkanistern, tuteten auf Schläuchen rum, einfach weil wir kein Geld für richtige Instrumente hatten. Aber die anderen ließen sich auch gut bespielen,“ erzählt Jochen Arbeit. Er schaue immer nach vorne, aber das war eine schöne Zeit für ihn.
Besonders in den Kunsthochschulen entwickelt sich eine Dynamik, die geprägt ist durch genreübergreifendes Experimentieren. Bands wie „Deutsch Amerikanische Freundschaft (D.A.F.)“, „Palais Schaumburg“ oder „Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.)“ setzen ihre Kreativität bewusst mit deutschen Namen und Songtexten um. 1981 findet im Berliner Tempodrom ein Festival statt, dessen absichtlich falsch geschriebener Titel zum Synonym für diese deutsche Subkultur der frühen 1980er Jahre wird: „Geniale Dilletanten“. Die falsche Schreibweise erregte Interesse, sogar heute noch, meint Mathilde Weh vom Goethe Institut. Sie hat die Ausstellung vor drei Jahren begonnen zu inszenieren, weil sie neugierig auf die Subkultur dieser Zeit war. Die Ausstellung stellt die Protagonisten und Treffpunkte der künstlerischen Szenen in verschiedenen impulsgebenden Städten West- und Ostdeutschlands vor. „Geniale Dilletanten“ zeigt die immer wieder ineinander übergreifenden Impulse zwischen Gemälden, Fotografien, Kunst-, Design- und Modeobjekten, Schallplatten, Musikkassetten, Soundstationen, Musik, Magazinen und Fanzines, Plakate, Bandfilmen und einen eigens produzierten Interviewfilm.
Neben Berlin und Düsseldorf war auch Hamburg ein wichtiges Zentrum der kreativen Subkultur. Zu sehen an legendären Szenetreffs wie der heute noch aktiven Konzert-Location „Markthalle“, dem damaligen Rip-Off-Laden von Klaus Maeck und Jäckie Eldorado oder der „Buch Handlung Welt“ von Ilka Nordhausen. Diese Orte stehen stellvertretend für das Prinzip der Selbstorganisation, für die Durchmischung verschiedener künstlerischer Gruppen und für den Do-It-Yourself-Gedanken. Mit Konzertplakaten, Fotografien, selbstproduzierten Musikkassetten, Fanzines und weiteren Druckerzeugnissen erinnert die Ausstellung an eine prägende Phase der Hamburger Kulturszene. Ergänzend stellt ein interaktiver und dynamisch wachsender Stadtplan weitere wichtige Orte aus der Zeit vor, darunter Theater, Konzert-Locations, Kneipen und Plattenläden. Es war eine lebendige Zeit und etwas wild. Im Laufe der Jahre ist es ruhiger geworden, aber Bewegung gäbe es immer noch, resümiert MKG-Kurator Dennis Conrad, bleibt vielleicht ein Gedanke, Fehlt heute was?
Bis zum 30.4.2016 kann man sich im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg auf die damals „jungen Wilden“ stürzen.
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