„Frankensteiner“, so nennen ihn die Wissenschaftler bisher scherzhaft, doch dabei wird es nicht bleiben. Der Labor-Burger ist ja noch in der Entwicklung; sein Name auch.
Professor Mark Post, Leiter der Physiologie und Vizedirektor der Biomedizinischen Technologie an der Universität von Maastricht, forschte mit seinem Team nach alternativem Fleisch. Dazu entnahm er einem Rind Gewebeproben aus der Schulter. Aus diesem Muskelgewebe separierte er einzelne Muskelzellen und züchtete davon in der Petrischale neue Zellen separat an. Aus einer dieser Zellen konnte er mit seinem Team bis 1 Trillion neue Zellen kultivieren. In der Petrischale verbanden diese sich zu 0,3 mm langen Muskelfasern. Doch diese waren sehr starr und ließen sich schlecht verbinden. Um ein Stück Gel drapiert bildeten sich daraus Donut – ähnliche, kleine, geschmeidige neue Muskelstränge, die sich zu einem Gewebe verflochten. In drei Monaten entstand so eine echte Alternative zu einem echten Burger. Eine revolutionäre Entdeckung, denn 2050 brauchen wir ca. doppelt so viel Fleisch wie heute, wenn sich nichts Maßgebliches ändert. Professor Post und sein Team sind überzeugt von der nachhaltigen Wirkung ihres Produktes. „Es ist umweltverträglich und es stammt eindeutig vom Rind, meinen Kindern würde ich es natürlich ohne Bedenken geben,“ meint er. „Außerdem ist es ethisch und moralisch eine wirklich gute Alternative zu den tierischen Produkten.“ Langfristig plant er die Herstellung von diesem gehackten Fleisch in solchen Mengen, dass in ca. 20 Jahren der Kunstburger neben dem Burger aus dem Rind im Regal liegt. Vermutlich ist der dann sogar günstiger. Momentan kostet der Kunst-Fleischklops noch 250.000 € pro Stück. In 10 Jahren schätzt Post, nur noch 70 $ pro Kilo.
Cultured Beef Event London 2013
Im August 2013 wurde diese Fleischalternative dem – der Burger aus der Petrischale in London 200 Pressevertretern vorgestellt. Safran und rote Beete fügten die Forscher den Muskelfasern hinzu, für die bessere Farbe und einen etwas angenehmeren Geschmack. Die Konsistenz soll wie Fleisch sein, am Geschmack müsste allerdings noch gearbeitet werden. Die Inhaltsstoffe sind noch nicht klar. Ob es Eisen enthält, Eiweiß oder andere wichtige Stoffe müssen die Forscher noch herausfinden. Gourmets kommen hier noch nicht auf ihre Kosten, am Gaumenreiz muss noch gefeilt werden.Für Diäten ist der Burger prima, er enthält nicht eine Fettzelle. „Langfristig können wir auch Huhn, Lamm, Schwein und Fisch künstlich herstellen,“ erzählt Professor Post. „Das ist alles machbar, wenn es Muskelzellen gibt. Die größte Herusforderung sind natürlich feste Fleischstücke, wir Steaks, aber es müsste auch machbar sein. Die herkömmliche Landwirtschaft, Viehzüchter und Landwirte wird es jedoch immer geben.“
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