Sie verwöhnen die Haut, sie fühlen sich an wie Rohseide, sagt sie, und wenn man sie nicht mehr leiden mag, kann man sie einfach aufessen: Milchfasern! Diese gesunden Fasern werden aus Milch gewonnen die nicht mehr gut ist. Sie tun dem Körper wohl, weil sie chemisch völlig unbehandelt sind, ein reiner Naturstoff, bei 60 Grad waschbar und ca. 10 Jahre haltbar, wie Wolle.
2009 begann Anke Domaske mit einem Mixer, Eiweißpulver und einem Marmeladenthermometer in ihrer Küche zu experimentieren. Sie war 26 und hatte grade ihr Studium der Mikrobiologie abgeschlossen. Ihr Ziel war die Entwicklung eines besonders hautfreundlichen Stoffes, ein Material das vollkommen unbedenklich für Allergiker ist. Sie tüftelte und probierte, bis eine Faser entstand aus Protein, Quark, Eiweißpulver und ein paar Geheimnissen. Das Gemisch quetschte sie durch eine Nudelmaschine und fertig waren die ersten Fasern. „Und die Kaseine (Milcheiweiße) wirken zudem antibakteriell, das heißt Bakterien können auf diesen Fasern gar nicht erst wachsen,“ erklärt Anke Domaske stolz die Besonderheiten ihrer Erfindung. In Zusammenarbeit mit dem Faserinstitut FIBRE in Bremen entwickelte und verfeinerte sie das Verfahren zur Faserproduktion aus dem Milchbestandteil noch, und gründete 2011 ihr Startup „QMilk“. Mit ihrer Firma meldete sie ein Patent auf die erste 100-prozentige Bio-Milchfaser an. Die Produktion der Milchfaser erfolgt vollständig unter der Vorgabe, Ressourcen zu schonen. Ende Mai 2015 bekam sie dafür den Grünen Oskar in Berlin ausgehändigt, den GreenTecAward. Es ist eine der größten Auszeichnungen für grüne Technologien in Europa. Anke Teske gewann in der Kategorie „Produktion“ mit ihrem Unternehmen QMilk aus Hannover. Eine tolle Belohnung nach 4 Jahren und eine wunderbare Verbindung zu ihrer zweiten Leidenschaft: Mode. Schon mit 19 gründete sie ihr eigenes Modelabel: MCC Style!
Anke Domaske hat Beides zusammengefügt und man kann die Qmilch-Pieces über das Fashion-Label MCC online bestellen. Die Website des Labels MCC gibt einen Überblick über die aktuellen Kollektionen. Aber es lohnt sich auch immer ein Blick auf ihre QMilk Seite. Anke Domaske hat das Produkt kontinuierlich weiter entwickelt und der starken Nachfrage nach dem kuh-len Stoff Rechnung getragen. Aus der Ein-Frau-Firma ist inzwischen ein Unternehmen mit 20 Mitarbeitern erwachsen. Die Küche hat sie in eine große Produktionshalle verlegt, mit Maschinen die aus der Milch das Eiweiß trennen, das in einem zweiten Schritt mit Wasser und natürlichen Zusatzstoffen vermischt wird. Dieser „Teig“ wird durch eine Düse zu Fasern gepresst die dünner als ein menschliches Haar sind. 2000 Tonnen Fasern können die Maschinen in Hannover pro Jahr produzieren. Das reicht für mehrere Millionen T-Shirts. Momentan ist aber wegen der starken Nachfrage alles ausverkauft. Frühestens ab 2016 kann das Unternehmen wieder Kleider liefern.
Es ist kaum vorstellbar, dass Kleider so nachhaltig und gesund produziert werden können, aber Prof. Dr. Beate Paulus, Wissenschaftlerin für Chemie und Biochemie an der freien Universität Berlin bestätigt das: „Jedes Protein, auch Milcheiweiß, kann zu einer Faser versponnen werden (polymerisiert). Und damit auch zu Kleidern. Die Milch ist da, ich weiß nicht, wie das Verfahren genau arbeitet, ob mit Milchpulver oder flüssiger Milch, aber auch da sind die Abläufe bekannt. Was man natuerlich braucht, ist eine „Spinnerei“, also eine Anlage, die die Milcheiweiße verknüpft.“
Inzwischen produziert sie auch kosmetische Produkte aus der abgelaufenen Milch. Zusammen mit ihrem Technikchef Christoph Nagler geht sie immer weiter, Industriefasern und Kunststoffe visieren sie an, für Verpackungen oder sogar Bauteile für die Automobilindustrie.
Bis 2017 wird grade ein Team zusammengestellt für nachhaltige Milchlieferanten. Alle kleinen Milchbauern die nachhaltig wirtschaften, können sich unter diesem Link bewerben: www.qmilk-collect.com
Copyright: Qmilch / Fotograf: Jannes Frubel
Tags: QMilch QMilk