Es ist bereits Europas und Adrianus Straathofs größter Schweinemastbetrieb, doch das reicht ihm nicht – er will erweitern! Momentan fristen bereits 10.458 Muttersauen, dicht an dicht, mit 35.000 Ferkeln ein äußerst armseliges Dasein, dort in Alt Tellin mitten im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Vor den Ställen des Schweinezuchtbetriebes lassen die riesigen Güllebecken nur ahnen was hinter den grauen Mauern statt findet. Ein unerträglicher Gestank liegt wie eine Glocke über der ganzen Gegend, sagt Stefanie Poepken von Provieh. Sie war nur heute, für ein paar Stunden vor Ort, mit einem Stand von Provieh, des Vereines gegen tierquälerische Massentierhaltung: „Ich kann noch nicht mal genau sagen wonach es riecht, nach Gülle und Schwein vielleicht. Auf alle Fälle haben meine Kollegin und ich jetzt ganz schlimme Kopfschmerzen. Die armen Anwohner!“
Corinna Cwielag, vom BUND Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, die Bürgerinitiative „Rettet das Landleben“, der Deutsche Tierschutzbund, das Landesnetzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“, der NABU, das Netzwerk „Nachhaltige Landwirtschaft für MV“, der Unternehmerverband MiLaN – Mit Lust an Natur, und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) riefen heute zur Protestkundgebung gegen Europas größte Ferkelfabrik nach Alt Tellin. Ein sechs Meter hohes Protestkreuz wurde erreichtet. Straathof will eine Erweiterung seiner Kapazitäten auf 10.750 Muttersauen, 624 Jungsauen und 53.000 Ferkelplätze. Er produziert dann 360.000 Ferkel pro Jahr plus mehr als 60.000 Tonnen Gülle dazu. Für die „Verwertung“ der Gülle in vier dafür neu gebauten Biogasanlagen werden ca. 600 Hektar zusätzlicher Anbaufläche für Mais benötigt, die mit der Gülle vergoren werden müssen. Corinna Cwielag vom BUND kritisiert weiter: „Die erheblichen Tiertransporte für 360.000 Absatzferkel über die örtlichen Kreisstrassen. Im Mai 2013 wurde nach eigenen Aussagen des Adrianus Straathof sein Tierbestand von 46 500 Tieren (10500 Sauen und 36000 Ferkel) sowie 39 Beschäftigte ermittelt. Das sind bereits mehr Tiere als in der beantragten Genehmigung gehalten werden dürfen, daraus ergibt sich ein Betreuungsschlüssel von Mensch auf Tier von 1:1192. Rechnet man die Bürokräfte heraus, wird Betreuungsschlüssel noch unglaublicher. Die Ferkelverluste gibt Straathof mit 10% an. Das bedeutet rund 70 tote Ferkel pro Tag, 25.000 tote Ferkel im Jahr. Corinna Cwielag: „Nachdem die Fa. Straathof im Jahr 2006 die ebenfalls umstrittene Schweinemastanlage im 26 Kilometer entfernten Medow, bei Anklam, mit 15.000 genehmigten Schweinemastplätzen in Betrieb genommen hatte, reichte Straathof einen Genehmigungsantrag für eine weitere Sauenanlage zur Ferkelzucht in bisher nicht praktizierter Größenordnung ein.“ Die 28 Kilometer entfernte Mastanlage Medow wurde zeitgleich ohne weitere Verträglichkeitsuntersuchung auf 19.058 Tierplätze erweitert. Damit werden auch in der Medower Anlage schon über 1000 Sauen und 7900 Ferkel gehalten. Das Genehmigungsverfahren für die Großanlage in Alt Tellin zur Ferkelzucht mit 10.500 Muttersauen beim Staatlichen Amt für Umwelt und Landwirtschaft Neubrandenburg begann im Jahr 2008.
In Alt Tellin dauert der Kampf schon ein paar Jahre. Im Januar 2012 fingen die Bürger ihren rosa Kreuzzug an und nagelten ferkelfarbene Kreuze an ihre Häuser.
Der BUND reichte gegen die Genehmigung für die Sauenanlage im September 2012 Klage beim Verwaltungs-gericht Greifswald ein, um wegen vorliegender Rechtsverstöße gegen Tierschutz- und Naturschutzvorschriften die Genehmigung der Anlage aufheben zu lassen. Seitdem kämpft der BUND und die BI unermüdlich weiter, mit weiteren Protesten, Fachstellungnahmen zu den Problemen des Tierschutzes, des Brandschutzes und des Umweltschutzes. Kirsten Lenz, Vorsitzende vom Tierschutzbund MV, am Ende der Veranstaltung: Es war gut! Ein mehr als handfestes Zeichen des hartnäckigen Widerstandes, mit Gästen aus dem Wendland mit solidarischen Grüßen. Das Kreuz in gelb hat dort 40 Jahre lang beim Atomausstieg geholfen. Der Ausstieg aus der Massentierhaltung muss schneller kommen!“ Die Massentierhaltung wird sicher auch ein Thema beim Klimagipfel in Paris im November sein, insofern stehen die Chancen für einen Richtungswechsel wohl erstmalig nicht schlecht.
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