Bereits Anfang Juni bekommt die Belgische Lebensmittelsicherheitsbehörde, FASNK, Wind von einem ersten Fipronil-Verdachtsfall. Fipronil wird zur Schädlingsbekämpfung von Mäusen und Läusen in Legehennen Betrieben eingesetzt, erfährt man dann. Es ist ein Gift, welches Legehennen über Gefieder und Haut aufnehmen. Rückstände davon sind dann auch in den Eiern zu finden. Die belgische Behörde reagiert auffällig bedächtig und schlägt erst am 20. Juli, sechs Wochen später also, bei der EU Alarm. Dann geht es Schlag auf Schlag. Am 22. Juli wird auf sieben niederländischen Betrieben Fipronil in den Eiern entdeckt. Als Verursacher wird ein Putz- und Desinfektionsunternehmen aus Barneveld bei Apeldoorn ausgemacht, wegen des Einsatzes eines Anti-Milbenmittels, dem unerlaubter Weise Fipronil beigemischt wurde. Leider ist nicht mehr nachvollziehbar seit wann. Ein paar Tage darauf sperrt die niederländische Lebensmittelaufsichtsbehörde, Link: NVWA, 180 Betriebe bei denen das Gift zum Einsatz kam und warnt auch die Behörden von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, weil dort vier Betriebe mit dem Gift beliefert wurden. Ende Juli kommt heraus, dass 2,9 Millionen mit Fipronil belastete Eier aus Belgien und den Niederlanden in NRW in den Verkaufsregalen stehen. Je nach Menge und Konzentration ist das Gift grenzwertig, schädlich, bis sehr bedenklich vor allem für Kinder. Unwillkürlich fragt man sich, wo überall sind diese belasteten Eier wohl drin? Womöglich auch noch im Fleisch?
Fragen über Fragen und wenig befriedigende Antworten.
In Deutschland leitet die Staatsanwaltschaft Oldenburg ein Ermittlungsverfahren gegen landwirtschaftliche Betriebe ein, in denen Eier positiv auf Fipronil getestet wurden. Erst sind 2 Bundesländer betroffen, dann 15, schließlich weitet sich die Malesche in ganz Europa aus, ein Domino-Effekt. Inzwischen wird man sogar in Asien fündig. Es sei ja nicht wirklich gefährlich, aber irgendwie doch, ganz sicher gehöre das Gift nicht in Lebensmittel, so eiern die Informationen weiter an die Öffentlichkeit. Immerhin ist man im Hühner-Fleisch nicht fündig geworden.
„Der Skandal um die verseuchten Eier, schlampige oder gleichgültige Behörden und kriminelle Panscher, die das Mittel überhaupt erst in Umlauf gebracht haben, zieht immer weitere Kreise. Und womöglich haben die Verbraucher schon sehr viel länger belastete Eier, oder mit Eiern verarbeitete Lebensmittel, verspeist. Entsprechende Rechnungen über Fipronil-Lieferungen nach Belgien, so wurde vergangene Woche deutlich, stammen bereits aus dem Frühjahr 2016.“ Mehr dazu vom Deutschlandfunk, Link: Vorwürfe aus Belgien gegen die Niederlande.
Auch die sichere Schweiz ist betroffen. Doch statt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, streiten sich die Verantwortlichen wer denn nun die größte Schuld an der Misere trage, wer die Verantwortung übernehmen müsse, auch in Deutschland – menschlich, aber nicht hilfreich.
Generell fragt man sich was ist eigentlich mit den Kontrollen? Wie zuverlässig sind diese? In wieweit kann man überhaupt noch nachvollziehen woher welche Eier wann kamen? Und wieso passiert so etwas auch bei Bio? Was ist eigentlich Bio? Ist Bio noch Bio? Und was ist eigentlich mit dem Code auf den Eiern? Kann man sich darauf verlassen?
Es wird also schon wieder geschummelt was das Zeug hält. Das wird teuer für ehrliche Bauern, bitter und teuer für getäuschte Verbraucher, denn die Reparationsleistungen werden über die Steuern wieder beim Verbraucher landen. Doch auch der Handel musste bei Fipronil einige Federn lassen. Am meisten aber leiden die Tiere, körperlich, existenziell, schmerzhaft und überaus inakzeptabel. Die Hühner fallen der Gier zum Opfer, die Umwelt gleich mit, Pseudo-Bio mit Überbelegung etc., ist nicht nachhaltig, und es ist BETRUG!
Warum wird das so milde geahndet?
Niedersachsen fordert Konsequenzen: „Wir benötigen dringend eine europäische Überwachungsbehörde, die als Lebensmittelpolizei unangemeldet in den Mitgliedsstaaten agieren und Proben nehmen darf. Das kriminelle Handeln einiger weniger Unternehmen und die bewusste Inkaufnahme von gesundheitlichen Schäden bei Verbraucherinnen und Verbrauchern muss hart bestraft werden“, so Minister Meyer.
Recht hat er, wozu haben wir Gesetze, wenn sie nicht ernst genommen werden? Wozu haben wir ein Tierschutzgesetz in dem ganz klar verankert ist, dass man sich strafbar macht, wenn man Tiere bewusst leiden lässt? Wozu haben wir Umweltgesetze, wenn sie permanent umgangen werden? Was ist mit Wertschätzung? Verantwortung?
Das Gute an diesem Skandal ist, dass dadurch die Schwachstellen des Systems der „Legebatterien, Legehennen Haltung, Eier Codes…“, so deutlich offen gelegt werden!
Die EU-Kommission zieht Konsequenzen aus dem Eierskandal heißt es von einer Sprecherin am Freitag in Brüssel: „Wir werden Lehren aus den Vorfällen über kontaminierte Eier ziehen“. Am Dienstag den 26. September planen alle vom Fipronilskandal betroffenen EU-Staaten sich bei einem High Level-Teffen zu beraten.
Schnelle Hilfe bei Fragen versucht das Verbraucherschutzministerium in Nordrhein-Westfalen zu beantworten, mit einer extra Info-Hotline, Rufnummer: 02361 / 305 3112. Beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ist sie freigeschaltet: Mo-Fr 9 – 16 Uhr, Samstag 10 – 16 Uhr und Sonntag 10 – 14 Uhr,
Tags: Fipronil in Eiern Legehennensystem