Die Affordable Art Fair öffnet à la bonne heure. Bereits zum dritten Mal schlägt der international erfolgreiche Messeableger aus London in Hamburg auf. 75 Galerien aus 16 Ländern zeigen fröhlich schräge, coole, mutige und innovative Werke von 100,00 bis 7.500,00 €.
„Dieses Jahr haben wir die Grenze von 5.000 € auf 7.500,00 € angehoben, weil der Markt das verlangte,“ sagt Messedirektor Oliver Lähndorf. „Mit der Mwst. und den Umrechnungskursen von Pfund auf Euro hat man die Grenze schnell erreicht.“ Oliver Lähndorf und Messemanagerin Judith Waldmann, managen die Art Fair in Hamburg gemeinsam.
Eine ganz neue Plattform für drei junge Hamburger Künstler, die Emerging Artists, organisiert Judith Waldmann alleine. Die Künstler fischt sie persönlich aus der Hamburger Kunstszene, oder aus den Studiengängen der HFBK, der Hochschule für bildende Künste. Dieser Teil ist nicht kommerziell. Die jungen Künstler dürfen sich auf der Art Fair völlig frei austoben, unabhängig von Größe und Form. Etwas gewagt, aber eine gute Gelegenheit für mehr Aufmerksamkeit, was Verena Schöttmer mit der Ananas gelingt, die doch verhüllen soll und nun ins Auge sticht.
Mika Neu, ebenfalls emerging Artist, gestaltet u.a. Fleisch. Mit pigmentiertem Silikon, Glas und Plexiglas sieht das tierische Produkt frappierend echt aus, fast zum „reinbeißen“. „Fleisch“, so erklärt Mika mir, „hat eine große Rolle gespielt, für die Identifizierung vor 2000 Jahren schon. Wer viel Fleisch verzehren konnte galt als reich.“ Die beiden Kunst-Fleischstücke entstanden im Rahmen eines Projektes über Identitäten.
Zwischen den Objekten, findet man auch immer wieder ‚Kunststücke‘ von weltkannten Künstlern, wie Damien Hirst bei Monifold Editions. Seine paar Punkte stoßen preislich bereits erstaunlich schnell an die Obergrenze von 7.500 €. Er ist eben auch ein grandioser Selbstvermarkter.
Auch andere renomierte Künstler findet man auf der auf der Messe, wie Günther Ücker in der Galerie Pfanne-Dreesen. Er hat sich über seine Nagelbilder etabliert und wird der kinetischen Kunst zugeordnet.
Immer wieder interessant sind die Gemälde von Gerhard Richter. Der seinem „roten Mann“ eine Gitarre umhängt und ihm gleichzeitig ein Maschinengewehr in die Hand drückt. Direkt fotografieren durfte ich es leider nicht, es hängt bei Felix Jud.
Ein interessanter Newcomer ist die Galerie Affenfaust mit kubistischen Motiven, hier von Push, Streetart und anderen ungewöhnlichen Objekten.
Besonders schön auch die vielen guten Fotografien, die z.T. herzergreifende Einblicke gewähren, wie die in die Seele der Tiere von Walter Schels oder auch die Fotos von Romy Schneider in der Multiple Box.
Bemerkenswert ist die internationale Mischung. Man trifft auf Galerien aus Paris, den Niederlanden, New York, Singapur und anderen weit entfernten Orten. Diese Vielfalt ist wirklich toll! Ein paar Künstler sind auch anwesend und gewähren gemeinsam mit den Galeristen gerne interessante Einblicke in die Geheimnisse des Kunstmarktes…
Geschichte
Angefangen hat alles 1996. Der Brite, Will Ramsey, hatte die geniale Idee Kunst zu demokratisieren, sie für jeder Mann erschwinglich anzubieten. Dafür eröffnet er in London ein Kunst-Kaufhaus. Es läuft fantastisch. So ergibt sich der nächste Schritt fast wie von selbst und Ramsey startet drei Jahre später die Affordable Art Fair in London. Die Hanseaten haben einen schwierigen Ruf in der Kunstszene: „Man vermutete, dass die Hamburger zwar Kunst mögen, aber auf der Messe keine kaufen. Doch das stimmt nicht, es läuft sogar sehr gut,“ sagt der Messedirektor. „Durch die Messe erreichen wir viele Leute die sich nicht in Galerien trauen. Hier gibt es keine Hemmschwelle. Der Kunstmarkt generiert ein ganz neues Publikum.“
‚Es lief gut an gestern Abend! Krass viel und mhmmm jaaaaa schön!‘ wie Albrecht Klink es bei Marion Stoeter darstellt.
Danach ist man etwas wuschig von den vielen Impressionen, aber es lohnt sich.
Die Messe ist einfach zu finden, dank der vielen pinkfarbenen Wegweiser von „WeAreVisual“:
Messehallen Halle A3
Öffnungszeiten
Donnerstag 13 November 11.00 – 18.00
Donnerstag Late View 18.00 – 22.00
Freitag 14 November 11.00 – 20.00
Samstag 15 November 11.00 – 18.00
Sonntag 16 November 11.00 – 18.00
Tags: Kunstfleischstück renomierte Kunst