Masse, und noch mehr Masse, trotz Milchkrise, trotz Strukturwandel – Der Hof Bünkemühle in Warpe, in der Nähe von Hoya, will seine Herde von 500, auf 2000 Kühe aufstocken. Sympathisch und schlüssig erzählen die Töchter, von Betriebschef Heinz-Konrad Derboven, von ihrem Leben auf dem Hof, ihrer Liebe zum Land und den Holstein Friesian Kühen, Link: Hof Bünkemühle. Mit Hofcafe, eigener Käserei, Biogasanlage, überschaubarer Flächenbewirtschaftung, Eventveranstaltungen,… , und der stolzen Zucht von Holstein Friesian Kühen, gehört dieser Hof schon zu den größeren Betrieben in Deutschland. Ohne Zweifel auch ein gut geführter Betrieb. Ein Zucht Ziel, so Dorothee Derboven, die Milchleistung ihrer Holstein Friesian Kühe von momentan 46.000 Liter auf 50.000 Liter hoch zu züchten. Ein Problem dabei ist z.B. die Milch-Futter-Lücke, d.h. die Milchleistung der Kühe ist oft nicht mehr in Relation mit ihrer Futterverwertung zu vereinbaren. Oder drastischer, sie können gar nicht mehr so viel fressen, wie sie müssten, um ihren Körper für diese Hochleistungsproduktion angemessen zu versorgen, in einer Phase mit negativer Energiebilanz (NEB). Das ist meistens kurz nach der ersten Geburt der Fall. Folglich verliert das Tier an Körpergewicht und rutscht in den meisten Fällen in eine Ketose. Eine negative Energiebilanz im Anschluss an die Geburt ist das zunächst durchaus physiologisch, betonte Prof. Brade ausdrücklich. Aber die Länge dieser Phase bei hochleistenden Milchkühen sei aus Tierschutzgründen abzulehnen, denn die NEB beeinträchtigt direkt und indirekt die Gesundheit und damit das Wohlbefinden der Kühe, Link Milchleistung von HF-Kühen: Wann ist es genug.
Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Sinn dieser Art der Produktion und das auch noch in Phasen einer 120 %igen Milch-Markt-Sättigung. Warum fragen sich das die entsprechenden Züchter nicht? Wann ist es genug?
Einen weiteren Ausbau der Turbo-Kuh-Zucht findet sogar Landwirtschaftsminister Schmidt nicht sinnvoll. Doch warum setzt er dem dann kein Ende? Würde das nicht eine allgemeine Handlungssicherheit in der Landwirtschaft bieten?
Beängstigender Strukturwandel und Bauantrag
Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) anlässlich der „Internationalen Grünen Woche 2017″ auf Basis vorläufiger Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2016 mitteilt, gaben 1 700 landwirtschaftliche Höfe zwischen 2013 und 2016 ihren Betrieb auf, was einem Rückgang von 4,3 % entspricht. Es zeigt, die Zahl der Landwirte geht drastisch zurück, der Druck wächst und damit auch die verständlichen psychischen Probleme. Link: Landesamt für Statistik in Niedersachsen.
In dem Schreiben des Landvolk-Kreisvorstands wird zudem richtig hervorgehoben, dass für diese Pläne der Familie Derboven etwa 1.570 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) erforderlich wären – bei Einrechnung der für die Biogasanlage erforderlichen Flächen sogar 2.500 Hektar für die Ausbringung der Gärsubstrats. Dies, so das Schreiben, entspräche dem 46-fachen des durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebes in Nienburg in 2016 und würde im Umkreis „den Flächendruck auf die benachbarten landwirtschaftlichen Betriebe extrem erhöhen.“ Richtig wird auch festgestellt, diese Effekte (auf den Bodenmarkt) würden weiterhin deutlich verschärft und das Überleben der bestehenden anderen landwirtschaftlichen Betriebe – gleich welcher Produktionsrichtung – in den umliegenden Dörfern deutlich erschweren, begründet der Vorstand des Landvolkes Mittelweser seine Ablehnung auf Änderung des Flächennutzungsplanes in dieser Form. Die AbL betont die Freude über den solidarischen Eindsatz für die betroffenen Landwirte für mittelständisch-bäuerliche Bauernhöfe. Niemann: „Wir würden uns ggf. freuen, wenn der Landvolk-Kreisverband seine Positionierung auch in der Öffentlichkeit deutlich und vollständig bekannt machen würde – dies würde der Debatte um „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ sicher weiteren Auftrieb verleihen und so die Verhinderung des Derboven-Projekts deutlich voranbringen.“
Die Entscheidung der Samtgemeinde steht noch aus. Im Rahmen der öffentlichen Auslegung des Planentwurfs besteht die Möglichkeit der Behörden und der Öffentlichkeit, Stellung zu der Planung zu nehmen.
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