Im kanadischen Fort McMurray liegt eines der letzten Ölvorkommen unseres Planeten so groß wie Großbritannien. Das „schwarze Gold“ zieht Menschen aus aller Welt an, denn mit dem Ölsand lässt sich viel Geld verdienen. Der Preis ist hoch: Die aufwändige Gewinnung des Öls aus dem Teersand setzt lebensgefährliche Stoffe frei, die Natur, Tiere und Menschen vergiften. Das was teilweise immer noch aussieht wie ein Paradies, ist eine gigantische Umweltkatastrophe über die sich auch Jane Fonda schon sehr erbost hat. Ausgerechnet an diesem verlorenen Ort findet Regisseurin Jasmin Herold die große Liebe, ihren späteren Co-Regisseur Michael Beamish. Herold und Beamish haben berichten direkt aus dem Inneren des Systems heraus. Im Norden von Kanada gibt es mit Fort McMurray eines der größten und bislang letzten erschlossenen Ölvorkommen der Welt und dort drehten die beiden Regisseure nicht nur ihren Film, sie lebten dort auch für mehrere Jahre. Michael Beamish ist in der Gegend aufgewachsen und er arbeitete im Ort an einem Theater. Und diese Innensicht macht es sowohl für die Filmemacher wie auch für die Zuschauer schwierig, schnell einfache Urteile zu fällen. Denn der Film konzentriert sich ganz auf die Menschen, die in Fort McMurray leben und für diese ist es ein Ort, an dem sie viel Geld verdienen können.
Ein PR Manager, der die Kampagne „We love oil sands“ betreut, ein deutscher Mechaniker und seine russische Ehefrau, ein Arbeiter aus Afrika, der den größten Teil seines Lohnes zurück in seine Heimat an seine Familie schickt und ein Angestellter, der sich mit dem verdienten Geld seine Träume von Großwild-Safaris erfüllen kann, werden im Laufe von mehreren Jahren immer wieder mit der Kamera besucht und so ist gut zu beobachten, wie der anfängliche Enthusiasmus langsam verschwindet. Denn es kommt im Laufe der Zeit zu mehreren Krisen: Zuerst bricht der Ölpreis ein und die sicher geglaubten Jobs sind gefährdet. Der Afrikaner lebt in ständiger Angst, seine Arbeit zu verlieren wird. Und mit der Zeit wird immer deutlicher, wie gefährlich für die Umwelt die Arbeit in den Ölfeldern ist.
Die Filmemacher besuchen eine indigene Familie, in der eine kleine Tochter Tumore hinter den Augen entwickelt hat – vor allem erkrankt aber auch Michael Beamish selber an Krebs. Doch diese für sie existentielle Geschichte erzählen die Filmemacher dezent. Im größten Teil des Films spricht Jasmin Herold nur im Off von sich selber. So kommt man im Laufe des Films allen nah und wenn sie von ihrem Leben und ihrer Arbeit erzählen, werden die Verhältnisse in Fort McMurray verständlicher, als dies ein konventioneller Film über das Thema hätte leisten können. Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, wie politisch das Private ist. In ihm wird immer ganz konkret von einem Dutzend Menschen erzählt und was sie erleben, fügt sich zu einer großen, existentiellen Geschichte. Wenn am Schluss des Films ein riesiger Waldbrand große Teil von Fort McMurray vernichtet und einige Protagonisten vor den verkohlten Ruinen ihrer Häuser stehen, wirkt dies wie eine Antwort der Natur auf die menschliche Hybris.«
»Dass die Ausbeutung von Bodenschätzen ein grundlegender Pfeiler unserer modernen Gesellschaft ist, wissen wir alle. Gerade die Förderung von Öl ist schon beinahe ein Synonym der globalisierten Marktwirtschaft geworden, in der Mensch und Umwelt auf der Strecke bleiben. Doch welche Haltung nimmt man als Filmemacher ein, wenn dieses System viel komplexer ist, als es zunächst scheint? Dieser Frage gingen wir im kanadischen Fort McMurray nach, wo sich das weltweit größte Industrieprojekt zur Erdölgewinnung befindet.
An diesem Ort liegen Moral und Korruption, Hoffnung und Zerstörung ganz dicht beieinander und machen ihn zu einer Art Brennglas menschlicher Widersprüche: Was für den einen Existenzsicherung bedeutet, ist für den anderen die Zerstörung seiner Lebensgrundlage. Doch die beteiligten Akteure in dieser großen Maschine sind keine bösen Menschen. Meist haben sie gar keine falschen Absichten, sondern machen einfach nur ihren Job, wie wir alle.
Ab jetzt im Kino
Tags: Dark Eden - Ein Alptraum in Öl