Letzte Mahlzeit ohne Hitler
Es ist der 30. Januar 1933. Obwohl die Mühlen da noch langsam mahlen, brodelt es in Deutschland schon. Doch dieser Tag beginnt ganz harmlos, mit einer dicken Zigarre in Max Liebermanns Hand. Der Impressionist sitzt in einem gemütlichen Ledersessel vor dem Kamin, in seinem Berliner Klub. Er liest grade die Zeitung und gönnt sich dazu eine Tasse Kaffee. Ein Freund, Aaron Glickstein (Bruno Ayron) gesellt sich dazu. Die beiden plauschen über die Zustände im Berlin einen Tag vor Hitlers Machtergreifung. Liebermann ist sehr besorgt. Ihm gefallen die vielen Übergriffe und Verunglimpfungen nicht. Glickstein sieht die Gefahr noch nicht, er ist mit geschäftlichen Belangen beschäftigt. Wie sehr seine Existenz auf dem Spiel steht verkündet ihm ein Telegramm, welches ihn erreicht als er Liebermann grade zum Abendessen zu sich nach Hause einlädt.
Am frühen Abend trudeln nach und nach die Mitglieder der jüdischen Familie Glickstein zum gemeinsamen Abendessen ein. Dabei kommt es zu überraschenden Differenzen: die neunzehnjährige Leah eröffnet ihren Eltern, dass sie nach Palästina gehen wird. Ihr achtzehnjähriger Bruder eröffnet seinem Vater, dass er mit seinen Freunden dem Fackelzug der Nazis folgen will. Der achtzehnjährige Heißsporn will so der neuen Zeit zu huldigen. Aaron Glickstein ist sprchlos und erschüttert. Die Bewegung der Nationalsozialisten hat den Sohn völlig in ihren Bann gezogen. Er sieht gar nicht, dass ausgerechtnet er als Jude dort nicht gewünscht ist. Die familiären Gespräche keisen um die Ereignisse dieses Abends. Die Gespräche wirken ein wenig steif und belehrend. Weil so viel geschichtlich Brisantes in die Konversation eingeflochten wird, kommen die Unterhaltungen zuweilen leicht aus dem Fluss. Es ist hochinteressant, denn an dem Abend ist bereits klar, dass die Welt am nächsten Morgen eine andere sein wird, nur leider nahm das damals noch niemand so richtig ernst.
Der Film bezieht sich zum einen auf das biblische Abendmahl, man bemerkt es an ein paar ikonischen Kameraeinstellungen dazu. „Mahl“ ist eine Art Wortspiel, es wird wohl das letzte „Mal“ gewesen sein, dass die Familie Glickstein so zusammenkam, bevor die Familie durch die Nazis auseinandergerissen wird. Es ist eine Inszenierung die auf Anfänge des dunkelsten Teils Deutscher Geschichte aufmerksam machen will, die Ernennung Hitlers vor 86 Jahren zum Reichskanzler, am 30.1.1933. Im Hinblick auf die wachsenden rechtspopulistischen Entwicklungen in ganz Europa, möchte Florian Frerichs mit seinem Kinodebut auf die Gefahr dieser Tendenzen hinweisen, noch einmal erinnern und zur Abwehr motivieren, um zu verhindern, dass wir weiter in diese rechtspopulistische Richtung fortschreiten.
„Das letzte Mahl“ ist ohne staatliche Förderung, vollkommen unabhängig von Sender oder sonstigen Institutionen entstanden. Regie: Florian Frerichs, Drehbuch: Dr. Stephan Warnatsch & Florian Frerichs, Musik: Ingo Frenzel, Kamera: Konstantin Freyer, Schnitt: Christian R. Timmann, mit Bruno Eyron, Michael Degen, Charles Brauer, Sharon Brauner, Patrick Mölleken, Bela B. Felsenheimer, Sandra von Ruffin, Judith Hoersch, Adrian Topol, Daphna Rosenthal, Mira Elisa Goeres und Werner Daehn. Deutscher Verleih ist Apollo Film, Weltvertrieb Studio Hamburg Enterprises.
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