Mitten im zurückgelassenen Müll der Erdölsucher zerschlägt Dima Artejew Holz. Rund um ihn herum ist das Wasser verschmutzt. Artejew gehört zu den Komi-Ishemzen, den nomadischen Rentierzüchtern Russlands. Sie leben am nördlichen Polarkreis in der Tundra. Ihre Weidegebiete werden durch die expansive Erdölförderung verseucht. Leckagen an den Pipelines und zurückgelassener Müll verschmutzen das Trinkwasser und bedrohen die traditionelle Lebensweise der Komi. Zwei Wochen begleitete der Fotograf Dimitrij Leitschuk die Familie Artejew bei ihrem täglichen Leben. „Auf die zerbrechliche Natur und die Lebensqualität der Komi nimmt die Ölindustrie keine Rücksicht,“ beschreibt Dimitrij Leitschuk die örtlichen Zustände. „Der viele Metallschrott, der Müll und die Glasscherben verursachen Infektionen und verkrüppelte Beine bei den Rentieren. Das Wasser ist durch das Erdöl verseucht.“ Aus der Not heraus töten die Familien dann ihre Tiere. Dima isst ein Stück Niere von einem Rentier welches er grade töten musste – das Tier war zu stark verletzt.
Normalerweise hätte er es verkauft. Mit der Zerstörung der Natur verlieren er und sein Volk mehr und mehr ihre Lebensgrundlage.
Leitschuk hatte Probleme sein Bildmaterial aus dem Land zu bekommen. Er sagt, der KGB hätte ihn verfolgt und ihm seine Bilder abgenommen. In weiser Vorahnung hat er Kopien gemacht und diese mit Hilfe von Freunden gerettet. „Wenn in Russland irgend etwas nicht gut ist, dann wird es auf den Westen geschoben. Die Fotos zeigen nun die Realität, aber es gibt inzwischen auch in Russland eine grüne Bewegung,“ erzählt Leitschuk. Er wohnt in Hamburg.
Uwe H. Martin dokumentierte die Auswirkungen der jahrelangen ungewöhnlichen Trockenheit im Westen der USA. Die Dürre trifft die Agrarindustrie besonders hart, da sie nicht auf einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Landes beruht, sondern auf einer industriellen Ausbeutung. Die Mandelbäume brauchen z.B. viel zuviel Wasser, um gute Erträge zu liefern. Die Aufnahmen sind der fünfte Teil seines internationalen Reprotage-Projektes „LandRush“, dass er gemeinsam mit Frauke Huber, über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der modernen Agrarwirtschaft realisiert. Die Ausstellung offeriert einen Ausschnitt der gesammelten Informationen crossmedial transportiert über I-Pads, Videos und Fotos. „Alles anzuschauen würde etwa 2 Stunden dauern, der Zuschauer kann dabei selbst zum Reporter werden und sich eine eigene Meinung bilden,“ sagt Martin. Die Süddeutsche Zeitung hat das Landrush Projekt in einer interessanten Fotoreportage veröffentlicht, unter „Bis zum letzten Tropfen“.
Der Dritte im Bunde, der schweizer Fotograf Manuel Bauer, war in Nepal unterwegs. Dort dokumentierte er über Jahre wie dem nepalesischen Dorf Sam Dzong förmlich das Wasser abgegraben wird.
Bauer begleitete die Bewohner während deren Felder aufgrund der globalen Erwärmung vertrockneten. Die 85 Einwohner mussten mit Sack und Pack umziehen, in ein Nachbartal im Himalaya; eine andere Chance hatten sie gar nicht. Im letzten Jahr konnten die neuen Häuser bezogen werden. Möglich wurde dies auch nur durch die Spenden, die Manuel Bauer in dieser Zeit mit Hilfe seiner Fotografien sammeln konnte.
Nepal, Nordrussland, die USA – in diesen drei Ländern haben die Preisträger des Greenpeace Photo Awards die konkreten Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung fotografiert.
Die drei Fotografen zeigen mit ihren Fotos welche tiefgreifenden Folgen Wassermangel und ökologischer Raubbau für das alltägliche Leben der Menschen haben können. Die drei Projektideen wurden im Jahr 2014 von der Jury des Greenpeace Photo Awards ausgewählt und im letzten Sommer von den Fotografen realisiert. Mit Hilfe der Preisgelder wurden die Projekte realisierbar: „Sie waren ein wichtiger Teilaspekt diesen Journalismus überhaupt finanzieren zu können,“ erklärt Martin, der seine umfassenden Fotoreportagen mit Kooperationen mit Magazinen, Stiftungen und der Filmförderung zum Leben erweckt. „Das ermöglicht mir mehr Freiheit und ich bin nicht mehr abhängig von den Torhütern in den Redaktionen,“ sagt Martin. Zudem stünden den Medien die Gelder von einst seit der Medienkrise nicht mehr so zur Verfügung. Redaktionen seien oft gar nicht mehr in der Lage derartige Projekte zu beauftragen, die aber wichtig seien für umfassende Informationen der Verbraucher.
Greenpeace und das Museum der Arbeit in Hamburg präsentieren die Fotoreportagen jetzt zum ersten Mal in einer gemeinsamen Ausstellung, die von interessanten Vorträgen begleitet wird.
„Bis zum letzten Tropfen“ Greenpeace Foto Award im Museum der Arbeit vom 25.05. bis 24.07.2016
Beitraggsfoto: Ⓒ Dimitrij Leitschuk
Tags: Bis zum letzten Tropfen Greenpeace Foto Award 2015 Museum der Arbeit