halb Skinhead, halb Punk, „verschnupft“, unbequem, doch so begabt, begnadet und gnadenlos! Alexander McQueen – der „Bad Boy“ der Mode. Er saugte die Trends überall auf und gab sie dann als „nackte Tatsachen“ wieder. Er ließ uniforme Banker, mit „Barbies-Ken-Haarschnitten“, nach der Bankenkrise 2008, wie Kunstfiguren über den Steg laufen; Modells mit überdimensionalen Mündern skurrile Bewegungen fabrizieren,
oder er inszenierte den Verfall der Mode: theatralisch, mit blutverschmierten Models. In seiner „Horn of Plenty“– Show, einer Persiflage auf die Überflussgesellschaft in Hahnentritt, kritisierte er die Modewelt mit verrückten Überzeichnungen der Haute Couture Welt. Die glamourösen Fetzen gefielen sogar den verwöhnten Augen der Anna Wintour*, die mit erhobenen Händen applaudierte. „You’ve got to know the rules to break them. That’s what I’m here for, to demolish the rules but to keep the tradition,“ das war sein Motto. Der verrückte Brite entwuchs bescheidenen Londoner Verhältnissen mit seiner äußerst peniblen Kunst des Schneiderhandwerks. Auf guten Sitz und geniale Schnitte legte er akribisch viel Wert.
Schon mit 16 Jahren lernte er in der Londoner Savile Row bei den Traditions-Schneidern Anderson & Sheppard sowie Gieves & Hawkes. Über Kreationen von Theaterkostümen und Arbeit mit antiken Stoffen für den japanischen Designer Koji Tatsuno, landete McQueen dann als Assistent bei Romeo Gigli in Mailand. Er machte in London seinen Master of Arts und gründete 1993 sein eigenes Label „Alexander McQueen“ für Damen-Mode in Haywards Heath. Mit seinen opulenten, exzentrischen Kreationen und den wilden, teils skandalösen Modeschauen mauserte er sich zum Enfant Terrible der britischen Modeszene. 1997 bestellte des Modehauses Givenchy ihn überraschend zum Designer für die Haute Couture innerhalb der LVMH-Gruppe. McQueen wurde Nachfolger von John Galliano. Givenchy plante mit ihm seine Kollektionen zu verjüngen. Seine spektakulären Kreationen voll technischer Finesse und Provokation, sorgten auf McQueens Modeschauen kontinuierlich für Sensationen und internationales Medieninteresse – sie ließen sich nur nicht gut genug verkaufen.
Ende 2000 musste McQueen 51 % seines eigenen Unternehmens an die Gucci-Gruppe verkaufen. Dadurch verlor er seinen Givenchy-Posten, blieb aber Kreativdirektor seines eigenen Labels. Nach seinem freiwilligen Tod 2010, führt seine ehemalige Assistentin Sarah Burton als neue Kreativdirektorin das Label weiter.
Seine Exzentrik und seine Kunst, zu schockieren und gleichzeitig in Erstaunen zu versetzen, leben als Vermächtnis in seinem Modehaus „Alexander McQueen“ weiter.
Arte zeigt heute, kurz vor den Prêt-à-porter Modeschauen in Paris, eine Dokumentation über den radikalsten Modemacher seiner Zeit, Alexander McQueen (1969 – 2010): Das Testament des Alexander McQueen, 21:40h auf Arte
Fotos: ARTE /Copyright
* Anna Wintour, begann ihre Karriere 1970 bei der Zeitschrift Harper’s Bazaar. 1986 wurde sie Redakteurin der US-amerikanischen Vogue und nur zwei Jahre später Chefredakteurin. Sie ist somit die wohl einflussreichste Frau in der Modebranche.
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