Sie sitzen mit „leisen“ Kleidern auf ihren Hochsitzen, gegen den Wind, um das Wild nicht zu vertreiben. Am liebsten in klaren Vollmondnächten, dann nämlich ist das Schwarzwild am besten zu sehen. Wildschweine sind äußerst schlaue Tiere, eine echte Herausforderung. Viele der Jäger, in Deutschland sind es etwa 384.000, haben mit ihrem Verhalten die Tiere zum Teil sehr scheu gemacht. Nur 1000 davon arbeiten beruflich im Wald, als Förster. Prof. Rainer Wagelaar von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg plädiert für ein neues, revierübergreifendes Wildmanagement: „Schwarzwild kann sich um den Faktor 4 vermehren in einer Saison und wird bei unsachgemäßer Hege zum Ärgernis für die Bauern. Eine Jagd kostet viel Zeit und erfordert ständige Beschäftigung mit dem Kulturwald.“ Ziemlich genau 30,6 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands bestehen aus Wald (90 Prozent davon sind Nutzwald), 51,6 Prozent beanspruchen landwirtschaftliche Flächen für sich, 13,7 Prozent Städte und Straßen, 2,4 Prozent Gewässer (Dez 2015, Quelle Stat. Bundesamt). Die Natur, wie wir sie heute kennen, ist keine ursprüngliche, wilde Natur mehr, sie ist eine Kulturlandschaft, immer gibt es einen Landwirt oder einen Waldbesitzer. Der Deutsche Wald, einer der reichsten Wälder der Erde, ist ausserordentlich gut bestückt. Dementsprechend üppig war die Ausbeute im Jagdjahr 2015/2016 für Rehwild: 1.188.066; Wildschweine: 610.631; Füchse: 466.186; Wildenten: 344.998 Feldhasen: 241.899 Wildkaninchen: 240.982 Waschbären: 128.103 Fasane: 99.824 Wildgänse: 96.217 Rotwild: 78.596 Damwild: 65.176 Gämse: 4.743 (Quelle: Deutscher Jagdverband 2017)
Ein Kunstwald also, eine Selbstregulation findet hier nicht mehr statt. Ganz anders in der Schweiz im Kanton Genf. Vor 40 Jahren beschloss die Gemeinde sich von den Privatjagden zu verabschieden. Man schwört dort auf Wildinspektor Gottlieb Danliker und 11 Ranger, die haben es geschafft die Artenvielfalt zurückzuholen, während bei uns die Sorgenkinder, wie die Gämse zunehmen. Unerschrocken und akribisch widmet sich Alice Agneskirchner in ihrem Dokumentarfilm: AUF DER JAGD – WEM GEHÖRT DIE NATUR? dem Wald und seinen Geheimnissen. Jäger, Förster, Waldbesitzer,
Wildbiologen, Tierschützer, Bauern und Forstbeamte sprechen mit ihr und haben ganz unterschiedliche Ansichten. Der Film, ab Morgen im Kino, ist wie ein Waldspaziergang in die Schönheit der Natur, eine Liebeserklärung an unseren Wald. Zwischen Rotkäppchen und schnöden und sinnentbehrenden Regularien, erinnert Agneskirch uns mit eindrucksvollen Landschafts- und Tieraufnahmen an die Verantwortung die wir unserer Umwelt und damit letztlich auch uns selbst gegenüber tragen. Sogar ins ferne Kanada hat sie sich begeben und ist mit ein paar indigenen Jägerinnen zur Jagd aufgebrochen, so wie es dort von den Indianern seit Generationen immer gleich betrieben wird. Ein krasser Gegensatz der das Bewusstsein erhellt und klar macht: Unser menschliches Dasein hat das Leben auf der Erde vor allem in den letzten 200 Jahren unumkehrbar verändert. Natur und Wald können ohne uns überleben – wir aber nicht ohne sie.
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