Schon als kleines Mädchen sang Oum Kulthum heimlich die Lieder ihres Vaters nach, bis dieser zufällig ihren wunderbaren Gesang hörte. Ihr Vater fungiert als Imam in der Moschee eines kleinen ägyptischen Dorfes. Er sang Verse aus dem Koran. Auf religiösen Feiern besserte er damit sein spärliches Einkommen auf. Als Junge verkleidet durfte Oum mit ihm und ihrem Bruder nun mitsingen und lockte schnell immer mehr Menschen herbei. Alle hörten ihr zu, denn sie hatte eine wunderschöne Stimme. Doch mit dem steigenden Bekanntheitsgrad setzen auch die Schwierigkeiten ein, und da beginnt die Erzählung von
Shirin Neshat. Die international bekannte iranisch – amerikanischen Autorin und Regiesseurin dieses Films, beginnt mit ihrer Geschichte grade da, wo Oum Kulthum anfängt in Kairo Fuß zu fassen. All die Probleme mit der vorherrschenden arabischen, von Männern dominierten, Gesellschaft sind der Iranerin vertraut und sie entschloss sich: „Persönliche Probleme und Perspektiven als iranische Regiesseurin mit einzubringen.“
Und sie wählt Mitra als Hauptfigur, eine ehrgeizige Künstlerin, Mutter und Ehefrau in den besten Jahren. Für sie geht ein Traum in Erfüllung: sie kann endlich den Film über eine ihrer Heldinnen, die legendäre, orientalische Sängerin Oum Kulthum, drehen. Im Zentrum ihres Films stehen die Opfer und der Preis, den Oum Kulthum für ihren Erfolg in einer konservativ-geprägten, muslimischen Gesellschaft zahlen musste. Während der Dreharbeiten verschwindet auf einmal Mitras jugendlicher Sohn. Die Sorge um ihn und die zunehmende Schwierigkeit, den Mythos Oum Kulthum sowie die Frau und Künstlerin dahinter zu ergründen, führen letztlich zu Mitras emotionalen und künstlerischen Zusammenbruch. Auch Shirin Neshat hatte auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in Amerika immer wieder Schwierigkeiten mit ihrem Sohn. Ihr schlechtes Gewissen zu wenig Zeit für ihn zu haben und sich dennoch für die Karriere zu entscheiden, ist eine ständige Belastung, der Preis ihres Erfolges eben.
Das Wechselspiel zwischen der Erzählung um die legendäre Oum Kulthumund den Problemen der Regiesseurin ist zwar verwirrend, aber auch interessant. Ein neuer Spannungsbogen. Im Endeffekt geht es Shirin Neshat um die Darstellung zweier starker Frauen. Beide Kämpferinnen für ihre Sache, ihre Träume und ihre Kunst. Oum Kulthum war auch für den Inhalt ihrer Lieder bekannt, in denen es ihr fast immer gelang punktgenau den Nerv der Leute zu treffen.
Sie hatte die schönste Stimme des Orients, die Ägypterin Oum Kulthum. Selbst heute, über vier Jahrzehnte nach ihrem Tod 1975, zu dem Begräbnis fast so viele Menshcen kamen wie zu dem von Staatspräsident Gamal Abdel Nasser, ist die Sängerin noch prominent. Mit 80 Millionen verkauften Tonträgern ist sie in der arabischen Welt so bekannt wie die Callas oder die Beatles im Westen, ein Mythos! Eine Frau die es ab 1950 schaffte sich, in der arabischen, stark von Männern dominierten Welt, immer mehr durchzusetzen und dabei noch Friedensstifterin und Freundin zu sein. Die Menschen haben sie über die Grenzen hinweg geliebt, Männer, Frauen, Sunniten, Schiiten, Arme, Reiche. Sie blieb immer eine Frau mit Herz und hatte nie vor den Männern ihre „Rolle“ streitig zu machen, genauso wie Shirin Neshat.
In der Hauptrolle der Mitra ist Neda Rahmanian („Ostwind“) zu sehen. Yasmin Raeis („Factory Girl“) verkörpert die legendäre Oum Kulthum. Die männliche Hauptrolle spielt Kais Nashif („Paradise Now“). Das Drehbuch schrieb Shirin Neshat gemeinsam mit Shoja Azari in Zusammenarbeit mit Ahmad Diba. Nach „Women without Men“ zeichnet Martin Gschlacht auch bei AUF DER SUCHE NACH OUM KULTHUM für die Kamera verantwortlich.
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