Wie „Bio“ ist das mit „Bio“ gekennzeichnete Fleisch wirklich? Was bedeutet es? Das war schon bei den Hühnern für Normalbürger völlig undurchschaubar, bis die Kennzeichnung von 0 bis 3 mit Länderkennzeichnung eingeführt wurde; die Erklärung dazu finden Sie in diesem Beitrag: Ostern und die Schummel-Eier
Eine ähnliche Kategorisierung soll es nun auch beim Fleisch geben. Acht Organisationen aus Tier- und Umweltschutz erklären, dass die derzeit gültigen Kriterien der Initiative Tierwohl (ITW), die von Unternehmen sowie Verbänden aus Agrarindustrie, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel ins Leben gerufen wurde, kaum über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen. Die Kennzeichnungsstufe nach ITW-Kriterien führe in die Irre, kritisieren die Organisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutscher Tierschutzbund, Greenpeace Deutschland, PROVIEH sowie VIER PFOTEN. Die ITW bietet Beispielsweise den Schweinen, im Wesentlichen nur 10 Prozent mehr Platz. Auch in anderen Bereichen sind die Unterschiede zum gesetzlichen Mindeststandard minimal. Von »Tierwohl« könne unter diesen Bedingungen folglich keine Rede sein, so die Organisationen. Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hält den aktuellen Stand der ITW-Kriterien für unzureichend.
Verbraucher legen Wert darauf, dass ihr Essen aus nachhaltigem Anbau oder aus ethisch vertretbaren Tierhaltungssystemen stammt. Für die meisten Verbraucher bedeutet Tierwohl Freilandhaltung und dass die Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können, wie Grasen, Wühlen und Scharren. Dies nutzt die Lebensmittelindustrie schamlos aus, indem sie Abbildungen von grasenden Kühen und glücklichen Freilandschweinen auf Lebensmittelverpackungen drucken lässt. Diese weit verbreiteten Irreführungen erschweren den Einkauf und verschleiern die Tatsachen. Dabei ist inzwischen völlig klar, wir müssen die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ändern, alleine schon wegen der begrenzten Ressourcen, drohender Grundwasserverschmutzung und einer, für eine aufgeklärte Gesellschaft, nicht mehr angemessenen Tierhaltung.
Kennzeichnung beim Fleisch
Die bereits etablierte Einstufung in 4 Kategorien von 0-3, am Vorbild der Eier-Kennzeichnung, hat sich bewährt. So könnte auch die Kaufentscheidung beim Verbraucher erleichtert werden. Mit den 4 Kategorien ist schnell erkennbar aus welchem Haltungssystem das Tier stammt, dessen Milch oder Fleisch wir konsumieren:
– 0: ökologische Erzeugung
– 1: die Freilandhaltung
– 2: deutlich mehr Auslauf und Platzangebot
– 3: Tierhaltung nach gesetzlichem Mindeststandard
Diese flächendeckende Transparenz der Haltungssysteme führe zu mehr Tierwohl-Bewusstsein. Ein positiver und notwendiger Effekt der verpflichtenden Haltungskennzeichnung ist der Einfluss auf die Preisgestaltung. Der Mehrwert bei Kategorie 0 bis 2 ist deutlich erkennbar und die umgesetzten Tierwohlmaßnahmen rechtfertigen einen höheren Verkaufspreis.
Noch mehr Label- und Siegel- Verwirrung?
Die bis zu 1000 Label schaffen immer mehr Verwirrung. Die verpflichtende Haltungskennzeichnung schafft Transparenz und Vertrauen, denn Sie ist kein privatwirtschaftliches Instrument um eine Differenzierung am Milch- und Fleischmarkt zu provozieren. Sie steht auch nicht in Konkurrenz zu bestehenden Labels und Siegeln, wie Bioland oder Demeter, denn diese sichern einen noch höheren Tierwohlstandard mit zusätzlichen ökologischen Vorteilen.
Was bringt eine Haltungskennzeichnung?
Derzeit wird eine tiergerechte Haltung nur in seltenen Fällen angemessen entlohnt. Viele Landwirte, die in bessere Haltungssysteme für ihre Tiere investiert haben, können dies nicht vermitteln. Ihre Produkte gehen in den Fleischmassen der Großhändler und Discountern unter und müssen sich dem dortigen Preiskampf beugen. Mit einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung würde Preis/Leistung wieder berücksichtigt. Sie böte einen Anreiz für tierhaltende Betriebe, noch mehr Tierwohl umzusetzen und somit in eine bessere Kategorie aufzusteigen.
Angela Dinter von Prohvieh meint sogar: „Dass eine verbindliche Haltungskennzeichnung das tägliche Leben von Millionen „Nutz“tieren bedeutend verbessern würde, denn wir sind sicher, dass Verbraucher sich dann für ein ethisch vertretbares Produkt entscheiden werden.“
Transparenz und angemessene Preise führen hoffentlich auch zu einem anderen Konsumverhalten mit einem deutlich geringeren Fleischkonsum pro Person. Das wäre gesünder und Umweltschonender. Wer wissen möchte wie viel Fleisch er pro Jahr verbraucht kann sich das vom Fleisch-Blitzrechner von Yumda ja mal ausrechnen lassen. Die Seite erzählt auch gleich was der Verbrauch jedes Einzelnen an CO2 Verschmutzung bringt, Grundwasser kostet, Boden verschmutzt und dgl. mehr. 20% weniger Fleischkonsum bringen schon erstaunliche Verbesserungen.
Tags: Fleisch-Blitzrechner Haltungskennzeichnung Mehr Durchblick am Fleischregal