Überall verlocken sie zu Ostern zum Kauf, die hübschen bunt gefärbten Eier. Aus „Bodenhaltung“ steht darüber oder auch „Freilandeier“. Das hört sich ja eigentlich ganz gut an. Meistens ist es auch gar nicht nachprüfbar. Diese Eier haben nur sehr selten einen Stempel. Das ist verwunderlich, denn seit dem 1. Januar 2004 gilt die EU-Verordnung zur Kennzeichnung der Eier. Demnach muss jedes Ei der Güteklasse A (Konsumeier für private Haushalte) mit dem Erzeugercode gestempelt werden und auch auf der Verpackung muss die Haltungsform für diese Eier angegeben werden.
So wie auf diesem Ei: Die nähere Erklärung zu den Erzeugercodes steht meistens im Deckel des Eierkartons:
1. Code für das Haltungssystem
- 0 = Ökologische Erzeugung
- 1 = Freilandhaltung
- 2 = Bodenhaltung
- 3 = Käfighaltung
2. Ländercode (Herkunft)
Zwei Buchstaben für den EU – Mitgliedstaat, in dem das Ei produziert wurde, zum Beispiel:
- AT = Österreich
- BE = Belgien
- DE = Deutschland
- NL = Niederlande
manchmal verirrt sich auch ein „I“ auf das Ei, dann kommt es ganz aus Italien angereist.
3. Identifizierung des Betriebs
Jeder Mitgliedstaat hat ein System eingerichtet, mit dem Erzeugerbetrieben eine individuelle Nummer zugewiesen wird. Es können weitere Stellen angefügt werden, um einzelne Bestände/Ställe zu identifizieren.
Beispiel dieses deutschen Erzeugercodes: 0-DE-0357301
- 0 = Haltungsform: Bio oder ökologische Erzeugung
- DE = Herkunft: Deutschland
- 0212341 = Betriebsnummer, wobei die beiden ersten Stellen das Bundesland, die dritte bis sechste Stelle den Betrieb und die siebte Stelle den jeweiligen Stall identifizieren.
- 01 demnach aus Schleswig-Holstein
Die Bundesländer haben folgende Kennung:
- 01 = Schleswig-Holstein
- 02 = Hamburg
- 03 = Niedersachsen
- 04 = Bremen
- 05 = Nordrhein-Westfalen
- 06 = Hessen
- 07 = Rheinland-Pfalz
- 08 = Baden-Württemberg
- 09 = Bayern
- 10 = Saarland
- 11 = Berlin
- 12 = Brandenburg
- 13 = Mecklenburg-Vorpommern
- 14 = Sachsen
- 15 = Sachsen-Anhalt
- 16 = Thüringen
Diese Eier sind jedoch überhaupt nicht gekennzeichnet und das geht. Sie gelten als verarbeitet und verarbeitete Eier sind von der EU-Kennzeichnungspflicht nicht betroffen. Eine kleine Gesetzeslücke. Für den Verbraucher bedeutet es, er kann von der schlechtesten Kategorie ausgehen:
Kategorie 3 – Käfighaltung: 800 Quadratzentimeter pro Henne. Mindestgröße des Käfigs 2,5 qm. Das Huhn in so einer „Zelle“ sieht dann so aus. Seine Mitbewohner sind mindestens genauso ‚angefressen‘. Es liegt an der Enge. Die Tiere stehen ständig unter Stress und knabbern sich an. Durch seine tägliche Eier-lege-Pflicht bekommt es zudem zuwenig Eiweiß. Dieses Problem konnte auch mit entsprechendem Futter bisher nicht behoben werden. So holt sich das Huhn das fehlende Eiweiß bei seinen Kameraden.
Bei Kategorie 2 – Bodenhaltung, sieht es auch nicht viel besser aus: Neun Hennen pro qm. In Hallen mit mehreren Etagen (die Regel) 18 Hennen pro qm. Maximale Gruppengröße: 6.000 Legehennen.
Oder Kategorie 1 – Freilandhaltung: hier kommt zur Bodenhaltung noch der Zugang ins Freie hinzu. Doch die Freilandfläche muss bewachsen sein und über die gesamte Fläche gleichmäßig verteilt mit z.B. Buschwerk, Hecken, Mais u.ä. bewachsen sein. Hühner haben ständig Angst vor Angriffen von anderen Tieren. Sie brauchen Schutz- und Unterschlupfmöglichkeiten sonst trauen sie sich gar nicht erst ins Freie. Das bieten viele Freilandhalter den Tieren aber gar nicht an. Insofern nützt es auch gar nichts wenn der Auslauf täglich uneingeschränkt zugänglich ist, die Tiere trauen sich nicht raus. Im Stall beträgt die Auslaufgröße: 4 qm/Tier.
Kategorie 0 – Ökologische Erzeugung: Sechs Hennen pro qm sind gestattet. In Hallen mit mehreren Etagen (die Regel) 12 Hennen pro qm. Maximale Gruppengröße: 3.000 Legehennen. Auslauf wie Freilandhaltung (4 qm/Tier). Es darf ausschließlich ökologisch erzeugtes Futter aus gentechnisch unveränderten Erzeugnissen verwendet werden.
Ist alles nicht so wirklich das Gelbe vom Ei. Einige Landwirte arbeiten mit mobilen Ställen, das ist für das Huhn schon sehr angenehm. Es kann sich dann seinen Eiweißbedarf mit Insekten aufstocken und muss nicht an den Kollegen rumknabbern. Am besten man kauft die Eier beim Bauern direkt, z.B. auf dem Öko-Markt oder in Hofläden und färbt sich seine Eier selbst.
Wenn Sie mehr über die Hühnerproduktion wissen möchten, dann empfehle ich: Der grosse Bio Schmäh – Wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen, von Clemens G. Arvay 2012
Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL; Provieh; Verband Biokreis; PETA, die Bruderhahninitiative, 4 Pfoten und Christian Arvay
Tags: Schummeleier