Ein Hof der auch die Hähne leben lässt. In zwei Ställen leben je 3000 Hühner. Sie haben viel Auslauf, den sie auch gerne nutzen, weil die umliegenden Bäume und Büsche Schutz bieten. Hühner sind zwar neugierig, haben aber immer Angst vor Raubvögeln. Mit genügend Deckung auf dem Auslauf kommen sie gerne nach draußen. Seit 2014 zieht der Inhaber Ralph Wildung auch die männlichen Küken groß.
Biohof Wildung: Ei²-Projekt
Mit dem Kauf der Eier aus dem Bruderhähnchen-Projekt “Ei²” finanziert der Biohof das Überleben der männlichen Geschwisterküken. In der Natur gibt es beim Kükenschlupf gleich viele weibliche wie männliche Tiere. In der konventionellen Eier-Produktion werden aus den weiblichen Küken Legehennen oder Masthühner. Die männlichen Küken werden nicht so schwer und setzen nicht so viel Fleisch an. Deshalb sind sie aus landwirtschaftlicher Sicht nicht rentabel und werden nach dem Schlupf sofort getötet. So sterben in Deutschland jährlich über 30 Millionen Küken einen erbärmlichen Tod durch Vergasen oder Zerschreddern. Alternativ arbeiten einige Betriebe mit Zweinutzungshühnern, da dürfen die Hähne weiter leben.
Das Ei²-Projekt vom Biohof Wildung
Auf dem Biohof Wildung gibt es zwei Ställe mit jeweils 3000 Legehennen. Bei einer üblichen Legeperiode von einem Jahr, gäbe es einen jährlichen Bedarf von 6000 Legehennen und somit 6000 männlichen Geschwisterküken, die vor einem sinnlosen Tod zu retten wären. Seit 2012 haben wir die Haltungsperiode der Legehennen verdoppelt, so dass wir jährlich nur noch 3000 Legehennen brauchen und demnach auch nur 3000 männliche Tiere ausgebrütet werden.
Obwohl die längere Legeperiode zu einem erheblichen Rückgang der Legeleistung führt, haben wir uns dazu entschlossen diesen Weg zu gehen. Nun leben auf unserem Hof beide Herden doppelt so lang unterbrochen von einer Legepause.
Die längere Haltungsperiode ist letztlich auch nur mit Tieren möglich, die eine gute Konstitution aufweisen, bestens befiedert sind und artgerechtes Verhalten an den Tag legen. Dies ist bedingt durch eine gute Aufzucht der Jungtiere, tiergerechte Bedingungen im Stall, bestes Futter, einen gut strukturierten Auslauf im Freien und viele weitere Faktoren.
Unser Ziel geht jedoch über die längere Haltungsperiode hinaus, denn es werden immer noch jedes Jahr 3000 weibliche Tiere für unsere Eierproduktion benötigt und dabei werden eben auch genauso viele männliche Tiere ausgebrütet und nach der Geschlechtsselektion entsorgt. Diese 3000 männlichen Tiere möchten wir bei uns auf dem Hof aufzuziehen. Das geht aber nur, wenn der Kunde bereit ist einen höheren Eierpreis zu bezahlen. 250 teurer verkaufte Eier finanzieren dabei die Aufzucht eines Bruderhähnchens. Am 18. Juni 2014 sind die ersten 500 männlichen Küken bei uns eingetroffen. Die ersten Wochen ihres Lebens verbringen die Küken in einem extra umfunktionierten Stall. Dort brauchen sie am Anfang eine Raumtemperatur von ca.22 Grad und am Schlafplatz ca. 25 Grad Celsius. In der zweiten Wochen kann man die Temperatur senken. Nach ca. 6 Wochen ziehen sie um in einen anderen Stall, der nicht mehr beheizt werden muss. Dort haben sie dann täglich Auslauf auf einer frischen Wiese, so wie ihre weiblichen Geschwister es hier auf dem Hof gewohnt sind. Nach ca. 18 Wochen sind sie schlachtreif und verlassen kurzzeitig den Hof um als vakuumierte Bruderhähnchen wieder zurückzukommen. Dann werden sie hier auf dem Hof als Brathähnchen vermarktet. Ein Teil von ihnen wird auch zu den leckeren Hühnern im Glas oder zu Fleischkäs verarbeitet.
Da die Aufzucht der Bruderhähnchen nicht kostendeckend möglich ist, muss ein erhöhter Erlös aus den Eiern das Leben der Brüder auf einer gesunden Basis finanzieren. Wir wissen nicht, ob unsere Kunden mehrheitlich bereit sind diese Preiserhöhung mitzumachen. Daher lassen wir unsere Kunden selbst entscheiden. Die Naturkostläden, die wir beliefern, entscheiden, ob sie das Bruderhähnchenprojekt unterstützen wollen oder nicht. Und genauso tun es unsere Kunden hier bei uns auf dem Hof. Unser Ziel ist es natürlich alle Brudertiere aufzuziehen. Das bedarf sehr viel Kommunikation zwischen uns und der Kundschaft. Um das Projekt “Ei²” besser verstehen zu können, haben wir zusätzlich Flyer herausgebracht.
Wer die Aufzucht der männlichen Küken unterstützen will, sollte beim Kauf unserer Eier auf den Zusatz “Ei²” achten. Nur der Verkauf von unseren Eiern mit dieser Kennzeichnung ermöglicht die Aufzucht der männlichen Geschwistertiere. Je mehr Eier mit dem Zusatz “Ei²” verkauft werden, desto mehr männlichen Küken können wir ein Leben auf der grünen Wiese ermöglichen.
©Fotos Biohof Wildungen- Benjamin Heinze Photography
Quelle: Biohof Wildungen
Info: Mark Lyon
Tags: Bio-Eier E2 Projekt