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Seit über 20 Jahren verwandelt der wirre Bürgerkrieg im Kongo das Gebiet von der Größe Westeuropas in ein Desaster! Direkt oder indirekt sind alle Großmächte irgendwie involviert. Das kostete bisher 6 Millionen Tote, man spricht sogar von einem „dritten Weltkrieg“. Doch ausser mit Coltan und Gold excellent bestückten Handys kommt davon in unserer „heilen Welt“ nichts an.
Der schweizer Regisseur Milo Rau geriet fast zufällig in eines der Massaker des
Krieges bei seinen Recherche-Drehs im Ost-Kongo, in Mutarule. Dort starben 2014 bei einem Übergriff 30 Frauen und Kinder und keiner wusste hinterher genau warum eigentlich. Rau
recherchierte und entdeckte, dass der Kongolesische Innenminister darin verwickelt war, die Weltbank, die Uno und einige Konzerne. Daraufhin organisierte er mitten im Bürgerkriegsgebiet, in Bukavu, ein symbolisches Tribunal vor 1000 Leuten unter Beteiligung aller Parteien. Präsidiert von einem halb kongolesischen, halb internationalen Expertengremium sowie zwei Anwälten des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wurden in Bukavu die zentralen Konfliktlinien des Kongo-Kriegs anhand von Hearings mit Opfern, Augenzeugen, Milizionären, drei Politikern, UNO-und NGO-Angehörigen sowie Rohstoffhändlern und lokalen Menschenrechtsaktivisten beleuchtet.


Das Massaker im Dorf Mutarule und die gewaltsamen Enteignungen und Zwangsumsiedlungen der artisanalen Schürfer in Twangiza und Bisié zeichneten ein plastisches Bild der jüngsten Vergangenheit, der blutigen Gegenwart und der Zukunft des Konflikts.
Während die Hearings im Ostkongo auf diese konkreten aber bisher von keinem Gericht verhandelten Fälle fokussierten, standen in Berlin die Verwicklung der EU, der Weltbank, der internationalen Gemeinschaft und der multinationalen Unternehmen im Mittelpunkt, analysiert von den führenden Philosophen, Ökonomen, Politikwissenschaftler, Juristen und Soziologen unserer Zeit.

Bevor man den Film anschaut sollte man sich etwas rein lesen, es ist nicht alles leicht zu verstehen, denn es ist Life. Die tatsächlichen Bösewichte stehen vor diesem Tribunal und erzählen auf konkrete Fragen grandios dumme Lügen. Man versteht zum Teil nur schwer, wer wem was getan hat, da auch Zuschauer Fragen stellen können. Der Film ist wichtig. Er spiegelt unsere Zeit und unsere Gesellschaft, Arme, Reiche, Verantwortungslose, Gierige usw.; die Gründe für so Vieles was so furchtbar falsch ist, es ist erschütternd! Vermutlich sogar übertragbar auf andere Konflikte, in anderen Ländern mit anderen Subjects. Toll, dass Regiesseur Milan Rau diese erstaunliche Dokumentation erschaffen hat! Chapeau!
Pressestimmen dazu: Die Inszenierung der Wahrheit, Tagesspiegel; ttt Titel, Thesen, Temperamente
Tags: Das Kongo-Tribunal Milan Rau