„Fette Beute“ machen Fotografen und Kameraleute, wenn Sie mal einen von den wirklich Reichen „abschießen“. Diese Menschen sind meist recht kamerascheu und wissen ungewollte Fotos zu verhindern. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt amüsante, imposante und dekadente Werke von „erwischtem“ globalem Reichtum seit ca. 1930. Ein interessierter Blick mit soziologischem Interesse…
Anlaß gab der Tumblr Blog von Rich Kids of Instagram: http://richkidsofinstagram.tumblr.com/
„Vor zwei Jahren, 2012, wurde wahnsinnig viel darüber geredet, über die Fotos reicher Kinder mit wohl- habenden Eltern, wie sie in privaten Pools schwimmen oder mit Champagnerflaschen Partys feiern. Und irgendwann war der Name ‚Fette Beute‘ einfach da“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Esther Ruelfs. Vor mehr als zwei Jahren kam ihr die Idee zu der Ausstellung.
Rich Kids of Instagram zeigt einen neuen Umgang mit Öffentlichkeit und Selbstdarstellung. Fasziniert von der rasanten Geschwindigkeit der neuen Medien halten die Kids drauf. Fotografieren und dokumentieren als Insider ihr Umfeld. Der Blog ist eine Aneinanderreihung von Lifestylebildern. Hübsche Menschen aalen sich an sonnigen Pools, behängt mit goldenen Uhren vor fetten Yachten. Das Museum sortiert sie in die Rubrik „Born Rich“ und bezieht auch die „Rich Kids of Beverly Hills“ mit ein, eine amerikanische TV-Soap als eine Reaktion auf den Blog.
In dem Blog der rich Kids dreht sich fast alles um „Prestige Objekte“ wie Juwelen, Yachten und schöne Frauen…
Für die Kinder der Oligarchen alles eine Selbst-verständlichkeit. Unter „globalem Reichtum“ hängen die Fotografien ihrer Kinder. Aufgebrezelt bis zur Halskrause posen sie fast gelangweilt in den ledernen Stühlen wichtiger Horseclubs, auf ihren überdimensionalen Eßzimmertischen, oder einfach nur bewaffnet mit dem Maschinengewehr in ihrem Kinderzimmer, vor den Teddies…
Lamia Maria Abillama hatte den Krieg und die Armut satt. Sie hing ihren Anwaltsjob im Libanon an den Nagel und zog nach New York. Bei einem Besuch ihrer sehr wohlhabenden Großmutter in Rio beschloss sie Fotografin zu werden. Nun belichtet sie die andere Seite der Gesellschaft, die High Society, wie die Ladies von Rio, mit ihren Dienerinnen. Meist stehen sie hinter ihren Herrinnen. Dabei sind sie immer, falls die Herrin etwas wünscht.
Das Entree in diese Kreise verschaffte ihr die Großmutter. Trotzdem musste sie hie und da noch mächtig betteln für ein Foto.
In der „feinen Gesellschaft“, trifft sich die Upper Class, damals wie heute, auf dem Rennplatz. Eine der wenigen Orte die zum Abschuß freigegeben sind.
Menschen wie Mr. Peabody, die sich am eigenen Pool präsentieren und offene Einblicke in ihr Privatleben gewähren, sonnen sich in der Öffentlichkeit. Der Luxus dokumentiert ihren Erfolg und darauf sind sie stolz. Das zeigen sie auch gerne, ebenso die Black Society – im modernen Amerika, demonstriert auch sie gerne ihren Wohlstand.
150 Werke umfasst die Ausstellung und überall mittendrin hängen Bilder von Jürgen Teller. Sie fallen auf wie gewünscht. Es war ein Auftrag von Simon de Pury. Der Starauktionator wollte besondere Fotos für die Auktion „Magnificent Jewels“, etwas Ungewöhnliches.
Die Aufnahmen Tellers sind ungewöhnlich und sie sind ein wunderbares Bindeglied zwischen den Arbeiten der anderen Künstler. Teller hat die Schmuckstücke einfach seinen engsten Familienmitgliedern um- oder angebaumelt.
Das beklunkerte Baby ist sein Sohn Ed. Die schweren goldenen Ketten und Perlen, Ringe und Armreifen gefallen ihm nicht, er schreit. Auch die anderen Angehörigen Tellers wirken nicht besonders glücklich mit den Juwelen – aber die Bilder sind schick.
Am Ende ist man fast selber ein bisschen bling, bling von dem ganzen Geschmeide. Doch man fragt sich möchte man dazu gehören? Möchte man da rein? Und wenn ja, kommt man da überhaupt rein- wie ist das heute?
Der Fotograf Giacomo Biancetti, hat sich das auch gefragt „Can I? heißt sein „experimentelles Vorgehen, die Grenzen der Macht zu testen“. Nach ausführlicher Recherche wo er die Zentren der Macht findet und ob er dort fotografieren darf, platziert er seine Kamera direkt vor den Zentralen der macht. Biancetti fotografiert börsennotierte Riesen wie UBS. Dabei entstehen überraschende Dialoge mit dem Wachpersonal, den Türstehern oder anderen Personen in dem Umfeld der Unternehmen. Manchmal reagieren die Leute auch gar nicht. Biancetti ist eigentlich da, wo wir schon mal waren, die Leute möchten ihm keinen Zutritt gewähren, sie möchten sich nicht rein schauen lassen. Das dokumentiert Biancetti und bringt pfiffig noch ein Buch dazu heraus. Es erscheint Mitte Oktober mit dem Titel „Can I?“.
Er kann nicht, und wir leider auch nicht. Die Ausstellung ist interessant; die Selbstdarstellung boomt, aber nicht bei den Vanderbilts, Rotschilds, Albrechts und wie sie alle heißen. Die wirkliche Upper Class lässt sich immer noch nicht hinter die Fassade schauen, Reportagen darüber gibt es nicht – honi soit qui mal y pense… („Ein Schelm wer Böses dabei denkt.“)
Die Ausstellung läuft bis zum 11.Januar 2014
Link zum Museum für Kunst u. Gewerbe
Tags: Fette Beute Rich Kids