Kinder wissen ganz genau was ihnen schmeckt und was nicht. Das bestätigte mir heute auch die etwa 30ig jährige Verkäuferin hinter einer Fleischtheke: „Die Wurst mit dem Gesicht z.B., oder auch die Bärchenwurst essen die Kinder nicht wenn sie sie probiert haben. Deswegen haben wir sie auch nur noch im Kühlregal und nicht mehr hinterm Fleischtresen.“ Hm, und warum nicht?, frage ich interessiert. „Sie schmeckt den Kindern einfach nicht. Die essen lieber die ganz normale Fleischwurst.“
Im Kühlregal funktioniert die attraktive Gestaltung von Bärchenwurst und Co. sehr gut, aber zu schmecken scheint sie den Kleinen nicht. „Wir hatten zu Weihnachten eine spezielle Tannenbaumwurst, die lief auch überhaupt nicht“, erzählt die Verkäuferin weiter,“Ich habe selber zwei Kinder, von fünf und sieben, die essen am liebsten frische Lebensmittel und ganz normal.“
Kinder haben einen ganz feinen eigenen Geschmack. Über zwei Drittel von ihnen kommen als sog. „Supertaster“ auf die Welt; d.h. sie sind genetisch bedingt mit einem sehr feinen Geschmackssinn ausgestattet. Die Übrigen bezeichnet Annette Sabersky als „Nontaster“. Viele von den Nontastern neigen zu Übergewicht, sie können nicht so gut unterscheiden was ihnen schmeckt und was nicht, weil ihre Geschmacksnerven nicht so empfindsam sind. Die Supertaster sind Kinder mit besonders empfindlichen Geschmacksnerven. Sie benötigen keine gewürzintensive Stimulierung. Dem sollte man auch Rechnung tragen und sie nicht mit stark gewürzten Lebensmittel überreizen, alles andere führt unter Umständen zu einem völlig verkehrtem Essverhalten, zu Über- oder Untergewicht, zu Mangelerscheinungen usw..
In Amerika sieht man das katastrophale Ergebnis jahrelanger falscher Ernährung. Knapp 2/3 der amerikanischen Bevölkerung ist übergewichtig und das liegt nicht nur an deren mangelnder Disziplin, es liegt häufig auch an den Marketingstrategien der US-Ernährungsindustrie. Die mischte einfach Geschmacksverstärker in die Getränke, in Form von z.B. Zuckersirup aus Mais. Coca Cola, Seven Up und wie sie alle heißen, schmecken nicht nur lecker, man kann sich auch gut dran gewöhnen. Das macht nicht nur ziemlich dick, das heizt zusätzlich auch noch den Appetit an. Die natürlichen, meist feinen Geschmacksnerven stört es empfindlich, oder es macht sie gleich ganz kaputt.
Auch bei uns sind unzählige Aromastoffe in die Lebensmittel gemischt. Künstliche Aromen, Zusatzstoffe und Fett führen bei vielen Kindern aber schnell zu Übergewicht, Allergien und Essstörungen und dabei gibt uns die Natur doch auch so alles was wir brauchen. Kinder haben Spaß am genussvollen Essen mit allen Sinnen. Am besten achtet man von Anfang an darauf, dann haben sie auch als Erwachsene meist keinerlei Gewichtsprobleme.
Wie man bei Kindern die Lust am guten Geschmack wieder erweckt und welche Ess-Sünden man besser vermeidet, das wissen heute viele gar nicht mehr. Die Ernährungsexperten und selber Eltern, Annette Sabersky und Dr. Jörg Zittlau haben 1500 Lebensmittel getestet. Dazu Tricks, Tipps und Erfahrungen zusammengetragen.
Anette Sabersky: „Früher hat man auf Kindergeburtstagen einfach die Augen verbunden und dann die Kinder die Lebensmittel tasten lassen. Wer die meisten geraten hat, hat gewonnen. Das geht heute auch noch.“ Sie lässt die Kinder hören wie Mineralwasser klingt wenn es ins Glas fließt, und wie sich Milch anhört. Sie fragt ob Fischstäbchen gut sind und ob man Cornflakes als gesundes Frühstück bezeichnen kann. Auch den Struwelpeter hat sie am Wickel indem sie den Suppenkasper erfolgreich überzeugt.
Woran man gute Lebensmittel erkennt, wie sie sich anfühlen und wann man einfach mal ein Auge zukneift, das und noch viel mehr verraten die pfiffigen Experten in ihrer handlichen Ernährungsfibel: „Echte Wurst hat kein Gesicht“.
Auf ihrem Blog verät die Autorin zusätzlich wöchentlich was wirklich Bio ist und was nicht: www.Bio-Food-Tester.de
Tags: Wurst mit Gesicht