
Wie wird die Ernährung der Zukunft aussehen? Was macht Sinn unter Berücksichtigung der Lage? Dürre in Äthiopien – die Menschen wandern auf der Suche nach Wasser oft kilometerweit und nicht selten verenden sie unterwegs. In Indien nimmt der Monsunregen kontinuierlich ab, die Brunnen versiegen, eine Folge der Klimaveränderung und falscher Umweltpolitik. Extreme Wassernot in weiten Teilen des Landes ist die Folge. Über 3500 Landwirte brachten sich dort im letzten Jahr aus Verzweiflung um. Die Selbstmordratein Indien ist die höchste unter den Landwirten weltweit, sie wird dieses Jahr wohl nicht geringer ausfallen. Ende Mai 2016 in Deutschland Unwetterkatastrophen, zu viel Milch, zu viel Fleisch und Debatten um Glyphosat. Zur Herstellung von einem Kilo Rindfleisch verbrauchen wir etwa 25000 L Grundwasser, für 1 Kg Grillen benötigen wir dagegen nur 3 L Wasser – das ist beruhigend. Insekten als Eiweißlieferanten können wesentlich ressourcenschonender hergestellt werden als Fleisch. Damit stehen sie auf der Einkaufsliste der Zukunft. In vielen Lebensmitteln, wie Erdnussbutter und Mehl, sind sie eh schon versteckt. Dr. rer. nat. Ina M. Henkel vom Lehrstuhl für Physiologie und Pathophysiologie am Institut für
Ernährungswissenschaft in Potsdam, züchtet begeistert Mehlwürmer. Täglich füttert sie sie gekonnt und bevorzugt sie so auch als Nahrung: „Der Geschmack ist leicht nussig und in Richtung umami, (japanisch für fleischig, herzhaft). So zumindest meine Erfahrung mit Mehlwürmern, Grillen und Heuschrecken. Ansonsten habe ich in Vietnam noch Sago-Würmer probiert. Hier war die Konsistenz der Würmer gewöhnungsbedürftig: Außen ledrig und innen breiartig. Die Augen der Würmer knackten dann zusätzlich noch. Also vom „mouthfeeling“ eigentlich alles dabei, aber geschmacklich eigenartig.“ Die Universität in Potsdam betreibt also eine Art Insekten-Studio. Henkel meint auch, die Potsdamer Mehlwürmer seien geschmacklich weit vorne weil sie dort sorgfältig auf die richtige Zuchtdiät achten. Die importierte Ware schmecke nicht so gut. Sicher würde ein Kochkurs das Niveau der gesamten Mehlwurmgeschmacksrichtungen und der ihrer Artgenossen noch heben.
Hanni Rützler, bekannte Esskulturexpertin, betreibt in Österreich ein FutureFoodStudio. Ab Juni 2016 bietet sie in Wien Kochkurse* an, z.B. Pasta’n’Bugs: „Original italienisch oder real futuristisch. Beim Kochkurs von „speiseplan.wien“ am 20. Juni erfahren
Sie alles über die Zubereitung von Insekten und ein mehrgängiges Menü, in dessen Zentrum Heuschrecken, Heimchen und Buffalowürmer stehen.“ Mit Pasta von Bruno Ciccaglione wird das Ganze etwas nivelliert. Er führt am 16. Juni in die Geheimnisse der italienische Pasta ein, mit selbst gemachten Nudeln und den passenden Saucen. Die Foodvisionärin fasst ihre Erkenntnisse jährlich in einer Studie zusammen. Demnächst erscheint ihr Neuer, der Foodreport 2017, zu beziehen über das Zukunftsinstitut in Frankfurt.
Bei Living Farms kann man sich Insektenhochhäuser bestellen und sich dann sein Eiweiß selber züchten. Da weiß man doch was man.
In Großbritannien züchten sie Insekten als Hühnerfutter in Proteinsect-studios sogar EU-weit.
*Insektenkochkurs mit speiseplan.wien Montag 20. Juni, 18:30 – 22.00 Preis 90,— Euro – Anmeldungen unter info@speiseplan.wien
Das Beitragsfoto, ⒸRuth Schalk, zeigt die Spiegelkantine. Sie wurde 1969 von dem dänischen Designer Verner Panton designed und steht seit 2012 im Museum für Kunst u. Gewerbe in HH; zeitloses Design…
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