
Mittwoch, der 14.4.2015
Manch einer kennt ihn noch von früher, den Milchmann der die frische Milch direkt vor die Tür stellte, in den typischen ein Liter Glasflaschen. Diese Idee hat Milchviehhalter Bert Riecken 2006 wieder aufgegriffen. „Die Konkurrenz zu Biogas und anderen Veredelungsbetrieben war so groß, dass wir kein Land mehr zukaufen konnten. Es war einfach nichts mehr da. Also haben wir in eine eigene Molkerei investiert“, erzählt der Landwirt dem Minister bei seinem Hofbesuch.
Die Rieckens wollten raus aus der Massen-produktions- und Quotendruckmühle. Sie wollten ihre Eigenständigkeit wieder haben und den Hof zukunftsfähig gestalten, auch im Hinblick auf die Nachfolge. Zwei der drei Kinder möchten in den landwirt-schaftlichen Betrieb einsteigen. In Eigenregie richtig gute Produkte herstellen und direkt an die Kunden liefern, diese Direktvermarktungsidee findet auch der Minister spannend. „Immer öfter heißt es heutzutage wachse oder weiche, aber das bringt eben auch große Probleme mit sich, für z.B. die Böden, die Umwelt, zu viel Nitrat im Grundwasser usw.. Mit einer anderen Produktionsform zu wachsen, mit der Veredelung, das ist interessant!“ Schleswig Holstein ist Milchviehland. Nachdem die Milchquote nun weg fällt und die Preise so stark schwanken, kann es für einige Betriebe sehr schwierig werden. Minister Habeck bemüht sich diesen Herausforderungen gerecht zu werden.
Im Teamwork mit seiner Frau Kherstin läuft das Geschäft der Rieckens gut. Sie kümmert sich um die Milchveredelung in der Molkerei. „Unsere Milch ist pasteurisiert aber nicht homogenisiert. Da lagern sich noch Flocken an der Oberfläche ab, ein Zeichen von Frische,“ sagt Frau Riecken. Ihr Mann ist für den externen Betrieb zuständig. Seine 70 Milchkühe, alles Holstein Friesian, kamen gerade wieder auf die Weide. Die 80 Jungrinder dürfen auch bald wieder raus. Zwei mal am Tag werden sie gemolken. Sie bekommen kein Genfutter und kein Soya. Die Knicks sind freiwillig breiter und mit Klee durchsetzt. Als Versuchshof der Kieler Universität (CAU) achtet Bert Riecken auf die Gesundheit seiner Böden. Nur die Kühe liefern eben 9000 l Milch im Jahr, das kommt einem konventionellen Betrieb sehr nahe (konventionell ca 11500 l p.a. lt.DMK*, Biobetrieb ca. 6000 l p.a. ). „Ich bin dazwischen, weder ganz konventionell noch Bio,“ sagt er. „Wenn ich ganz auf Bio umstelle komm ich nicht mehr klar.“ Er darf den Kühen dann nicht mehr ganz so viel Milch ‚abzapfen‘ u.a.m..
Die Rieckens sind gut aufgestellt. Sie haben viel investiert und modernisiert und dennoch bräuchten sie noch mehr direkte Kunden, um nach der reinen Kostendeckung noch etwas übrig zu haben, sagen sie. Die Milch ist gut, aber die Preis-Politik schmeckt weder den Rieckens, noch dem Minister.
*DMK, Deutsches Milchkontor
Tags: Landwirtschaftsminister Habeck; Milch-Direktvermarkter