Es ist faszinierend, wie lebendig die vielfach religiös komponierten Bilder des niederländischen Malers Hieronymus Bosch sind. Detailgetreu und authentisch wie ein Foto-Reporter gibt Bosch die mittelalterliche Szenerie seiner Umgebung wieder. Liebevoll gestaltet, voller Symbolik und Geheimnis. Die Menschen schauen gequält und ängstlich, eher selten fröhlich, weil die Zeit damals überwiegend so war: geprägt von Seuchen, heimgesucht von Kriegen. Kleine Eulen stehen für das Böse, das in der Dunkelheit an jeder Ecke lauern kann. Die unglaublich kreativ gemalten Fabelwesen sollen die Schrecken des Mittelalters noch untermalen. Monster und Kobolde wandern in Abgründe, in Höllenschlünde als Ausdruck der Angst vor Verdammnis und Pein. Manche Körperteile wirken deplaziert, da wo das gehobene Bürgertum ungeniert feiert. Die Darstellungen entbehren nicht einer gewissen skurrilen Komik bei seinen Versuchen die Säkularisation der Zeit zu spiegeln. Seine Interpretationen der Kirche führt man heute zurück auf die umfangreichen Veränderungen der niederländischen Gesellschaft im 16. Jahrhundert. Das städtische Bürgertum kämpfte um mehr
Selbstbestimmung. Mit Witz und Ironie kritisiert Bosch unerwünschte Verhaltensweisen, die als verkehrte Welt seiner Zeit verurteilt wurden. Veränderung der Gesellschaft, damals wie heute hochaktuell und daher vielleicht so unglaublich faszinierend. Auch wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs, geprägt von Unsicherheit und Bedrohung: Da rast ein Mann über die Promenade von Nizza und reißt ganze Familien mit sich in den Tod. In München wird
im Olympiacenter auf Menschen geschossen, 2016- bisher ein Jahr voller Attentate und unberechenbarer Ereignisse, erschütternd und bedrückend, lauter Hiobsbotschaften. In Hamburg läuft seit dem 4. Juni eine entsprechende Ausstellung: „Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch“, im Bucerius Kunstforum. Sie zeigt Kupferstiche und Gemälde der Schüler von Hieronymus Bosch. Manche Kupferstiche die alte Sprichwörter darstellen, wie z.B. die Zeichnung von „Die großen Fische fressen die kleinen“, machen heute genauso viel Sinn wie vor 500 Jahren, fast so, als hätte sich über die jahrhunderte nichts geändert. Alle Hauptkirchen in Hamburg haben seit dem 4. Juni Hieronymus Bosch und die aktuellen Begebenheiten in Ihre Predigten mit einbezogen, weil der Künstler so aktuell ist und das nach 500 Jahren! Am 24.7. hört man von ihm im Michel, Hamburgs Wahrzeichen. Pastor Röder spricht „Vom Kitzel des Lebens und anderen Narreteien“, dem Attentat in Nizza und den anderen schrecklichen Ereignissen.
Dieses Jahr 2016, ist aktuell das Jahr welches in nie dagewesener Art und Weise für Attentate, Gewalt und Mord steht. Es ist ein Jahr das auf Umbrüche hinweist. Gleichzeitig ist es das Jubiläumsjahr des Künstlers Hieronymus van Aaken (von Aachen), so lautet der bürgerliche Name des Malers, der in dritter Generation malt, wie sein Großvater und sein Vater. Hieronymus aus ’s-Hertogenbosch; seine Bilder signierte er mit Hieronymus Bosch. Als er vor 500 Jahren starb, war er bereits sehr bekannt, weit mehr als sein Vater oder Großvater. Weltweit schreibt man ihm heute nur etwa 25 Werke zu. Zum Jubiläumsjahr machte sich eine Expertengruppe auf den Weg um weltweit seine Werke zusammenzusuchen und auf ihre Echtheit zu prüfen. Eines seiner bekanntesten Gemälde, der Heuwagen, ein Triptychon auf Eichenholz wurde z.B. geprüft. An Hand der Ringe im Holz lässt sich das Alter des Baumes ermitteln. Inzwischen gibt es aber auch eine ganze Reihe weiterer Mittel und Trocks die Echtheit zu prüfen. Dazu gibt es eine Dokumentation die am 25.8. in Hamburg in die Kinos kommt. Mit der Kinokarte kommt man in der ersten Woche auch in die Ausstellung. Ab dem 15. September kommt der Film dann bundesweit ins Kino: Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel
Schon zu Lebzeiten reiste Hieronymus Bosch viel und sammelte Eindrücke. Er malte für den spanischen König und lebte in Madrid. Ein Großteil seiner Werke hängt daher heute im Prado in Madrid. Anlässlich des 500 Jubiläums zeigt das Museum aktuell eine erweiterte Ausstellung.
Fotos:mindjazz pictures und Bucerius Kunstforum
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