
Schön bematscht und herrlich besuhlt halten einem die munteren Schweine des schleswig-holsteiner Brillen-„Bäckers“ ihre „Steckdosen“ entgegen. Lauter kleine, niedliche, rosa-schwarze Ferkel kommen angeschlendert. Grunzend und ziemlich neugierig streckten sie minutenlang ihre neugierigen Schnüffelnasen durch den Zaun. Sie schnuppern kurz; dann wenden sie sich quietsch-fidel wieder wichtigeren Dingen zu. Einem herum liegenden Apfel oder einem Grasbüschel, um sich dann wieder in ihre „Badewanne“ zu begeben.
Unter der Matschepampe ist allerdings nicht mehr so genau auszumachen welche edle Rasse sich grade darunter verbirgt, ein Angler-Sattelschwein oder das rotbunte Husumer Schwein, auch dänisches Protestschwein genannt. Beides sehr seltene Rassen, deren Arterhaltung auf Hof Lütjensee stabilisiert wurde.
Es ist der 17.Juli 2014, ein Sonnabend und 30 Grad im Schatten. Der leichte Wind kühlt herrlich beim Fahrrad fahren. Zusammen mit ein paar Freunden brauchten wir nur eine knappe Stunde von Bergstedt bis in die Alte Schulstrasse 13, zu dem Hof von Optikerkönig Günther Fielmann. Die Zucht edler Rassen, die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Nutztierarten, Bäume, gerne Eichen, Gemüseanbau… das alles beschreibt seine zweite Leidenschaft: die ökologische Landwirtschaft.
Eine idyllische Strecke führt dahin, entlang einer alten Bahntrasse. Unterwegs begegnet man schon ‚den Damen mit dem graden Rücken und dem herrlich breiten Hintern‘, so beschreibt Ökolandwirt Fielmann seine Limousins auch ohne Brille. Kaum erreicht man den Hof, kommt eine Gruppe Langhälse angewatschelt, sie passen gut auf, eine erstklassige „Wachmannschaft“. Ein paar Hühner bepicken den Hof, alles so wie es auf
einem Öko-Betrieb sein soll. Linker Hand der Hofladen, gut sortiert, Samstags aber leider nur bis 13 Uhr geöffnet. „Hof Lütjensee“ sollte mal ein Projekt wie die Fielmann Brillengeschäfte werden, ein bundesweiter Öko-Auftritt, verbraucherfreundlich und nachhaltig. Wer weiß, vielleicht hat der Plan nur geruht, vielleicht rettet er jetzt aber auch viel lieber Brillenpinguine in Südafrika…
Alles wirkt entspannt. Was für ein schöner Anblick wie sich die Ferkel mit ihrer Mutter im Schlamm suhlen und sich erfrischen. Schweine können nämlich nicht schwitzen. Sie haben keine Schweißdrüsen. Um sich abzukühlen hecheln sie auch wie ein Hund. Der Modder schützt die empfindliche Haut der Borstentiere außerdem vor Sonnenbrand. Anschließend schubbern sie den getrockneten Schlamm an einem Zaunpfosten oder einem Baum wieder ab. So befreien sich die Schweine von lästigen Stechmücken und anderen Krabbeltieren. Das Ungeziefer steckt im trockenen Schlamm fest und wird mit dem Dreck weg gerubbelt. Es kann das Schwein dann nicht mehr plagen. Ein Schlammbad ist aber nicht nur praktisch, es macht den Borstentieren auch richtig viel Spaß. Zu gerne stecken sie ihre Nasen in die Erde zum wühlen, es ist ja auch so interessant, voller Würmer, Schnecken, Eicheln usw..
Gegenüber wohnen die etwas größeren Schweine und auf den Nachbarweiden Fielmanns seltene Kärntner Brillenschafe. Sie haben schwarze Kleckse an den Augen, eigentlich sehen sie eher blauäugig aus als bebrillt.
Eine zweite Herde der seltenen Rasse wächst auf Gut Schierensee auf, einem anderen Anwesen des Brillen – Herstellers. Es heißt, er habe mittlerweile die größte Herde weltweit. Eine stolze Leistung und eine wunderbare Unterstützung zur Erhaltung der Artenvielfalt! Fielmann ist damit, wie alle Landwirte die zur Arterhaltung beitragen, auch Arche-Mitglied bei Slow Food, dem Verein gegen

Kärntner Brillenschafe, eine gefährdete Haustierrasse. Der Zuchtbetrieb „Hof Lütjensee“ half, die Gen-Reserve zu erhalten.
Fast Food zur Erhaltung einer genussreichen kultivierten Eßkultur. Den Brillenschafen wäre etwas mehr Sonnenschutz wohl grade wichtiger. Sie haben sich an die Stallwand gelehnt. Dort ist ein bisschen Schatten. Ein weiterer Baum wäre grade sicher ziemlich gefragt, scheint furchtbar warm zu sein, so ‚ganz in Schaf‘ gehüllt. Der Rest der Herde hat sich unter einem Baum auf der Wiese zusammengedrängelt. Für Fotos sind sie leider zu weit weg.
Auf Hof Lütjensee in Stormarn gibt es einen Lehrpfad der heimische Obstsorten und alle Gehölze der Feldmark zeigt. Der Lehrpfad führt von der Hofanlage bis zum Forst und zurück über die Felder ins Dorf.
Aktualisiert Jan/2016
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