4.7.2016 Mit der Überschrift: „Initiative Tierwohl“ oder doch nur „Greenwashing“, stellt PROVIEH, der Verein für artgerechte Tierhaltung, in seiner heute herausgegebenen Presseerklärung sein einstiges Vorzeigeobjekt selbst in Frage. Die Initiative Tierwohl werbe erneut für mehr Tierwohl in deutschen Ställen, heisst es, doch sie, die Mitbegründer der Tierwohl Initiative, hätten das Vertrauen verloren. „Einfluss auf die Abläufe in der Initiative Tierwohl GmbH haben letztendlich nur die Gesellschafter. Unsere konstruktiven Ratschläge finden leider keine Berücksichtigung mehr,“ stellt Udo Hansen, Vorstandmitglied von PROVIEH und Mitglied des Beraterausschusses der Initiative Tierwohl, ernüchtert fest.
Die Tierwohl-Gesellschafter, zu denen unter anderem der Deutsche Bauernverband, der Verband der Fleischwirtschaft und der Zentralverband der Geflügelzüchter gehören, seien leider nicht die Garanten für mehr Tierwohl. Im Gegenteil, sie hielten weiterhin kompromisslos an alten Strukturen fest, schreibt PROVIEH. Sie wurden zeitig in den Beraterausschuss verwiesen, sagt der Nutztierverband. Vermutlich weil PROVIEH frühzeitig auf Mängel bei der Ausgestaltung hingewiesen hätte, dürfe er nun wohl keine direkten Forderungen mehr einbringen. „Sogar Tierschutzverstöße, wie das routinemäßige Kupieren des Ringelschwanzes, würden von der Initiative Tierwohl akzeptiert,“ klärt Fachreferentin Angela Dinter auf. Aus der ursprünglichen Idee hätte ein wertvolles Instrument für mehr Tierwohl werden können. Doch mit Eintritt wichtiger Agrarwirtschaftsakteure, denen es in erster Linie um die Abwendung verschärfter Tierschutzgesetzte und um den Schutz ihrer industriellen Intensivtierhaltungssysteme gehe, hätte sich die Initiative Tierwohl selbst entlarvt, meint Provieh.
Zeitlich etwas nach der Initiative Tierwohl wurde die Tierwohl Initiative gegründet, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL. Die Ansätze sind ähnlich, aber die Initiatoren sind verschieden. Auf einer Podiumsdiskussion 2015 wurde die Tierwohl-Initiative in Berlin u.a. mit dem Landwirtschaftsminister von Schleswig Holstein, Robert Habeck, zur Diskussion gestellt. Das es für den Verbraucher eine undurchsichtige Sache sei, da es am Tresen keinen erkennbaren Unterschied gäbe, ob das Fleisch aus der gängigen konventionellen Tierhaltung stamme, oder aus den Betrieben der Initiative Tierwohl oder der Tierwohl Initiative, wurde unumwunden fest gestellt.
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