Heute erstattete die Tierrechtsorganisation „Peta“ Strafanzeige gegen Zuliefererbetriebe aus Polen und den Niederlanden wegen Tierschutzverstöße und Verbrauchertäuschung in der Eierindustrie: PETA wurde Bildmaterial aus sieben polnischen und niederländischen Betrieben zugespielt, auf dem tote und leidende Hühner sowie augenscheinlich rechtswidrige Zustände zu sehen sind. Die Eier aus diesen Anlagen werden vor allem in Produkten wie Nudeln, Gebäck und Fertigsoßen verarbeitet, die in Deutschland verkauft werden. Drei der Betriebe liefern über den Flüssigei-Produzenten Global Food Group (GFG) an die Newlat GmbH, zu der unter anderem die großen Nudelmarken Birkel und 3 Glocken Nudeln gehören. Gegen die Betreiber der sieben Stallanlagen hat PETA Strafanzeige wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und die EU-Richtlinien zur Haltung von sogenannten Legehennen erstattet. Des Weiteren fordert die Tierrechtsorganisation Birkel und 3 Glocken auf, künftig eifreie Nudeln zu produzieren.
„In der Eierindustrie spielt das Wohl der Tiere kaum eine Rolle. Die Verbraucher werden getäuscht und das massive Leiden für Eiernudeln, Kekse und andere eihaltige Nahrungsmittel vertuscht“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin bei PETA. „Die von uns veröffentlichten Bilder sind für die Branche repräsentativ: DieTiere werden ausgebeutet und gequält, und zwar in allen Haltungsformen.“
Die Aufnahmen vom September – Dezember 2017 aus den drei Betrieben, die über die GFG die Newlat GmbH und somit auch Birkel und 3 Glocken beliefern, zeigen unter anderem Hühner mit gebrochenen Beinen und schmerzhaften Wunden. In einer Anlage von Fermy Drobiu Woźniak (Polen), einem der größten Eierproduzenten Europas, müssen Hühner in Bodenhaltung ohne die gesetzlich vorgeschriebene Einstreu auf blankem Beton stehen. Ihr starkes Bedürfnis nach Scharren und Picken können sie somit nicht ausleben, was eine enorme psychische Belastung für die Tiere ist. In den maroden Stalleinrichtungen einer Junghennenaufzucht in Nederweert (Niederlande) liegen tote, von Artgenossen bepickte Küken auf den schmutzigen Gitterböden. Bilder aus einem angeblichen Freilandhaltungsbetrieb aus Ysselstein (Niederlande) legen nahe, dass die Hennen nie aus den Hallen gelassen werden. Innerhalb von zwei Monaten wurden mehrfach Aufnahmen vor Ort angefertigt – die Außenklappen für den Freigang waren jedes Mal verschlossen. Auch die Auslauffläche zeigt kaum Abnutzungsspuren. Zudem fehlt teilweise die Umzäunung des angeblichen Freilaufs.
In vier weiteren Betrieben, die mit der GFG in Verbindung stehen, wurden ebenfalls erschütternde Zustände dokumentiert. Bilder aus einer „Bodenhaltung“ in den Niederlanden (Heythuysen), die Junghennen von der GFG-Aufzucht in Nederweert bezieht, zeigen, dass die Käfiggitter des Bodenhaltungssystems in einem Stallabteil heruntergeklappt sind; die Tiere können den Bodenbereich nicht nutzen und leben faktisch in einer Käfighaltung. Dennoch werden die Eier des Betriebs in der eigenen Packstation mit der Zahl „2“ für Bodenhaltung gestempelt. Die Hennen drängen sich dicht aneinander, zwischen ihnen liegen tote Hühner. Einige Vögel blieben offenbar ausgesperrt, als die Käfiggitter der eigentlichen Bodenhaltung heruntergeklappt wurden, und hatten keinen Zugang zu Wasser oder Futter. Zahlreiche tote Tiere liegen auf den Gittern; sie scheinen qualvoll verdurstet zu sein. Ihre Körper verrotten über den Köpfen der eingesperrten Hennen. In zwei Käfighaltungen in Barłożnia und Wioska (Polen), die zu Fermy Drobiu Woźniak gehören, wurden Rechtsbrüche gegen die minimalen EU-Haltungsvorschriften dokumentiert: Es fehlt an Nestern, Scharrbereichen und Sandbademöglichkeiten. Zudem haben die Tiere scheinbar noch weniger Platz als von der GFG (890 cm² pro Henne) oder dem Gesetz (750 cm² pro Henne) gefordert. Sowohl hier als auch in einer weiteren Käfighaltung in Ysselsteyn wurden tote Tiere sowie Hühner mit Wunden und entzündeten Kloaken vorgefunden.
Die Global Food Group (GFG) ist ein Flüssigei-Produzent, der laut eigenen Angaben circa 20 Millionen Eier in der Woche vertreibt. Vom Hauptsitz in den Niederlanden aus leitet das Unternehmen die gesamte Produktionskette vom Küken bis zum Produkt Flüssigei.
PETA vertritt die Ansicht, dass Tiere nicht da sind, um für Ernährungszwecke ausgebeutet zu werden. Die Tierrechtsorganisation informiert mit der Kampagne „Mach dich eifrei“ über das Leid von Hühnern in der Eierindustrie und zeigt Alternativen auf. Der durchschnittliche deutsche Verbraucher isst etwa 235 Eier pro Jahr, über die Hälfte davon in verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Gebäck etc. Alleine in Deutschland fristen rund 40 Millionen Hennen ein unwürdiges Dasein in der Eierindustrie und legen durch die Züchtung etwa zehnmal so viele Eier, wie ursprünglich von der Natur vorgesehen: bis zu 300 Eier im Jahr oder mehr. Viele von ihnen haben entzündete Eileiter, schmerzhafte Knochenbrüche oder picken sich stressbedingt gegenseitig die Federn aus – bis hin zum Kannibalismus.
Hühner haben eine natürliche Lebenserwartung von etwa bis zu zehn Jahren, doch sobald ihre Legeleistung nach etwa anderthalb Jahren nachlässt, werden sie brutal im Schlachthaus getötet. Ganz gleich, welche Haltungsform, ob Käfig- oder Biohaltung: Die Ausbeutung der Hennen für ihre Eier ist mit enormer, aber vermeidbarer Qual verbunden. Eine Lebensmittelproduktion ohne Eier ermöglicht eine nachhaltige Verbesserung der Situation.
Fotos und Text von Peta
Das Beitragsfoto vom 14.12.2017, zeigt eine Henne mit entzündeter Kloake. Jedes Ei wird zur Qual und es ist kein Einzelfall in der „Bodenhaltung“ in Heythuysen (Niederlande) / © PETA Deutschland e.V.
Tags: Birkel und 3 Glocken und der Eierskandal Eiserskandal um Trockenei