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Immer wenn die Blech IG wieder trötet, geht’s in Berlin ans ‚Eingemachte‘. Seit fünf Jahren und immer zur internationalen grünen Woche, parallel zum Agrarministergipfel, heißt es dann wieder: »Wir haben es satt!«
Eingeladen von 120 Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungsverbänden und der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft schwäbisch Hall (BESH), folgen immer mehr Menschen diesem Aufruf. Gemeinsam mit den Verbrauchern protestieren die Landwirte für eine grundlegende Wende in der Agrarpolitik. Zusammen mit 80 Traktoren zogen sie am Samstag vom Potsdamer Platz in Berlin-Mitte zum Bundeskanzleramt.
Sogar ein „tierischer Protest“ fand statt, als Schweinezüchter Rudolf Bühler seine wieder gezüchteten schwäbisch Hällischen Landschweine 2011 mit ‚demonstrieren‘ ließ. Bühler ist alt 68iger, die ‚Macht der Straße‘ kennt er gut. Letztes Jahr karrte er die ’schweinische Rasselbande‘ direkt vor’s Kanzleramt, Ferkel für Merkel. Die ließ das eher kalt.
Dieses Jahr kam Rudolf Bühler leider ohne sie zur Demo, aber er brachte eine Prachtsau mit zur Grünen Woche. Sie und ihre niedlichen Ferkel kann man noch bis zum 25.1. in Halle 25 bewundern.
Von Jahr zu Jahr wächst der Protest. Seit 2011 hat sich die Zahl der Industrie-Agrar-Gegner verdoppelt. 50 000 Aktivisten gehen jetzt auf die Strasse und setzten sich so für eine grundsätzliche Wende in der Agrarpolitik ein. Zunehmender Widerstand gegen die geplanten Freihandelsabkommen der EU mit den USA und Kanada, gegen Gentechnik und gegen Massentierhaltung. Gerade die Ereignisse der letzten Zeit, seien es die ständigen Verstöße gegen bestehendes Tierschutzrecht von Mega-Schweinezüchter Straathof (grausamer Schweinebaron), oder die fast verhungerten 700 Kühe in Süderheistedt, zeigen wie wichtig es ist von der industriellen Tierhaltung wieder weg zu kommen. Auch die immensen Klimaschäden, die die Massentierhaltung täglich mit verursacht, bestärken diese Strategie. Hinzu kommen die Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik für die Entwicklungsländer. Unsere Exporte von Tierresten, die auf dem anspruchsvollen europäischen Markt nicht verkauft werden können, wie z.B. Hühnerfüsse, nehmen den kleinen Händlern und Produzenten vor Ort ihre Existenz.
Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, sagte in seiner Rede bei der Abschlusskundgebung vor dem Bundeskanzleramt: „Dank bundesweit rund 250 Bürgerinitiativen wurden mehr als 100 geplante Riesen-Ställe nicht gebaut. Endlich werden artgerechte Ställe stärker gefördert und Agrarminister Schmidt hat angekündigt, gegen den überhöhten Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung vorzugehen. Noch immer profitieren Fleischkonzerne und Handelsketten davon, dass die Agrarindustrie die Produktions- und die Umweltkosten der Allgemeinheit aufbürdet. Zugleich wächst das Bewusstsein der Verbraucher über die Risiken und Nebenwirkungen der industriellen Landwirtschaft. Die Lebensmittelerzeugung in bäuerlichen und mittelständischen Betrieben muss endlich vor unfairen Wettbewerbsbedingungen geschützt werden und mehr Anerkennung finden.“
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