Dicht an dicht quetschen sich die Schweine in die engen Kastenstände. Die Tiere können darin noch nicht einmal aufrecht stehen. Sie können sich auch nicht umdrehen, sie können nur fressen und Ferkel produzieren. Selbst durch die Gitter hindurch können sie immer ihren Nachbarn spüren, so eng ist es in diesen Gitter-Zellen. Das ist die tägliche traurige Realität im Schweinehochhaus in Maasdorf in Sachsen-Anhalt seit vermutlich fast 50 Jahren. Einen kurzen Blick in diese Schweine-Hölle gab Jenke von Wilmsdorff in seiner Sendung, „das Jenke Experiment“ im März 2015 auf RTL.
Zusammen mit Tieraktivisten besuchte er den Schweinebunker und zeigte den erschütternden, eintönigen Alltag der bewegungsfreudigen Tiere. Sie liegen in ihrem eigenen Kot. Das entspricht den Tieren ganz und gar nicht. Schweine sind sehr reinlich. Sie haben einen festen Platz den sie als Toilette benutzen. Schlafen tun sie an einer ganz anderen Stelle. Zur „Ablenkung“ werden sog. „Plastik-Spiel“-Ketten in die Gitterboxen gehängt. Schweine wühlen gerne mit ihren Nasen in der Erde, suchen nach Wurzeln, Würmern oder anderen Leckereien; sie sind sehr experimentierfreudig bei der Nahrungssuche. Diese Art zu leben, Tag für Tag eingepfercht in den extrem engen Kastenständen entspricht den Tieren in keinster Weise. Wer ihnen das antut handelt gnadenlos! Die Kastenstände sind leider auch immer noch nicht gesetzlich verboten. Wenigstens kann dann dafür gesorgt werden, dass die Tiere sonst gut behandelt werden. Saubere Ställe bewohnen und gesundheit- lich versorgt werden. Wie kann es angehen, dass das örtliche Veterinäramt nichts bemerkt hat?
Erst nach der Sendung von Jenke von Wilmsdorff kontrollierte das zuständige Veterinäramt die Anlage und stellte zahlreiche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz fest, das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage (LT-Nr.KA 6/8726) der grünen Landtags-abgeordneten Dorothea Frederking hervor. Bei der Kontrolle, die bereits einen Tag zuvor angemeldet wurde, wurden abgemagerte und verletzte Tiere angetroffen. Viele Bereiche des Hoch- hauses waren stark verschmutzt. Tierverluste und deren Ursachen wurden nicht dokumentiert. Eine ausreichende tierärztliche Betreuung war nicht gegeben. Dazu entspra- chen Liegeflächen, Spaltenböden u. Beleuchtungsstärke in weiten Bereichen des Gebäudes nicht den rechtlichen Vorgaben.
Jan Peifer, Sprecher des Deutschen Tierschutzbüros, sieht sich in der Forderung nach einer Schließung der Anlage bestätigt: „Wenn bei einer angemeldeten Kontrolle, wenige Tage, nachdem das Schweinehochhaus bundesweit in die Schlagzeilen geraten ist, eine solche Vielzahl an Verstößen festgestellt wird, möchte man sich gar nicht vorstellen, wie es dort sonst aussieht.“ Zudem kritisiert Peifer: „Aus den Antworten der Kleinen Anfrage kann man zudem entnehmen, dass alle Kontrollen in den letzten Jahren im Vorfeld bei dem Betreiber des Schweinehochhauses angemeldet worden sind, teilweise sogar 4 Tage vorher, das halte ich für skandalös.“ 1969 galt das Schweinehochhaus als supermodern, ein Prestigeobjekt des DDR-Regimes. In dem bunkerähnlichen Bau werden auf sechs Etagen hunderte Schweine gehalten, die jedes Jahr zehntausende Ferkel produzieren. Das Schweinehochhaus ist einzigartig in ganz Europa. Bisher wurden noch nie authentische Bilder aus dem Inneren gezeigt. Dem Team von Jenke von Wilmsdorff und den Aktivisten gelang es, erstmalig in dem Betrieb zu filmen.
Tierschutzbüro dokumentiert auch noch brutale Verlademethoden
Vor wenigen Monaten hatte nun auch das Deutsche Tierschutzbüro Bildaufnahmen veröffentlicht, mit denen auch noch die tier- quälerische Haltung und Verladung von Ferkeln im so genannten Schweinehochhaus dokumentiert wurden. Weitere Details drangen an die Öffentlichkeit und eine Demo direkt vor dem Schweinehochhaus wurde organisiert, mit hunderten von Tierschützern aus ganz Deutschland. „Uns erreichte ein Anwaltsschreiben, welches uns aufforderte, die Aufnahmen aus dem Schweinehochhaus und von der Ferkelverladung nicht mehr zu veröffentlichen, wir wurden abgemahnt“, so Jan Peifer, Gründer vom Deutschen Tierschutzbüro. Peifer zeigte sie auch weiterhin:“ Jeder sollte sehen, wie die Tiere im Schweinehochhaus gequält werden.“ Das Deutsche Tierschutzbüro veröffentlichte das Undercover-Videomaterial auch auf youtube. Dort wurde es fast 50.000 mal angeklickt.
Die Tierschützer schalteten auch einen Anwalt ein. Dr. Sven Dierkes von der Medienkanzlei Höcker sah in der Abmahnung den Versuch, die Tierschützer einzuschüchtern. Das Video darf nun gezeigt werden. Das Schweinehochhaus galt lange als Mythos. Monatelang hat das RTL Rechercheteam danach gesucht und es schließlich in Maasdorf bei Halle (Sachsen-Anhalt) gefunden. Auf 6 Etagen werden rund 500 Hybrid-Sauen für die Vermehrungszucht gehalten, zehntausende von Ferkeln werden so geboren. Die Tiere werden zwischen den Etagen mit einem Fahrstuhl hin und her transportiert. Die unter industriellen Bedingungen produzierten Ferkel werden an Züchter und Mäster in ganz Deutschland verkauft. Wenn sie Pech haben landen sie dann auch bei Plastikspielzeug auf Plastikspaltenböden und in Kastenständen. Wenn sie etwas mehr Glück haben, dann landen sie etwas weicher, in einem sog. Bio-Stall auf Stroh mit Aussengehege. Ein Großteil kommt direkt zum Schlachter. Sie sehen dann nur einmal das Tageslicht, einen kurzen Augenblick auf dem Weg zum Schlachthof.
Quellen: Deutsches Tierschutzbüro; RTL, Dorothea Frederking von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Alle Fotos Ⓒ Deutsches Tierschutzbüro, z.T. Videofotos RTL
Tags: das Schweinehochhaus