Jürgen Teller: Fotograf, Inszenierer, Selbstdarsteller und immer das Gefühl, da geht noch mehr…
Das Museum für Kunst und Gewerbe beschreibt ihn „als einen subversiven Grenzgänger in der glamourösen Welt des Reichtums“.
Teller beklunkert für die Juwelenauktion von Simon de Pury seine Familie. Einige dieser Arbeiten sind grade Teil der Ausstellung „Fette Beute„ im Museum für Kunst und Gewerbe. Gut gelaunt erscheint der Fotograf am 3. Advent zu einem Künstlerplausch mit Kuratorin Esther Ruelfs und Prof. Bernhard Prinz (Prof. für Fotografie).
Er provoziert wie kaum ein anderer Fotograf mit Fotos die frech sind, ungewöhnlich und nackt – Teller retuschiert nicht, sagt er. Genau diese Kombination erzeugt Spannung. Man muss einfach hinschauen; zuerst mit großen Augen, mitunter etwas irritiert, weil- will man wirklich einem Anderen in den Hintern schauen? Dann amüsiert.
Seine Fotos verleiten zu Schlussfolgerungen und manchmal erzählen sie Geschichten. Die Fotos, wenn er selbst sich ‚drapiert‘, macht seine Frau. Sie ist ihm eine große Stütze, und zusammen bilden sie ein gutes Team. „Zu meiner und auch zur Sicherheit von Charlotte, macht sie die Fotos,“ sagt er. „Das ist dann eine Beziehung zwischen uns Dreien.“ Teller denkt erstaunlich pragmatisch: „Es war ganz schön anstrengend Stunden lang so auf dem Flügel zu liegen, bis es geklappt hat. Ein Betrachter hielt mich später sogar für eine Skulptur.“ Teller ist authentisch, down to earth, das macht ihn sehr sympatisch: „Diesen ganzen Reichtum und diese Klunkern hatten wir zuhause nicht. Ist mir auch nicht so wichtig und die Models sind auch nicht so heiß da drauf. Also hab ich meine Familie inszeniert. Wir hatten eine Menge Spaß, das war wichtig.“
Teller ist ein Bonvivant mit Herz und Augenzwinkern. Zu gerne macht er sich lustig und scherzt über alles Mögliche. Die Schöne vor dem Arzneischrank meint er, sei ein echter Damian Hirst.
Esther Ruelfs will wissen ob die „Reichen“, wie der Milliardär mit seinem Fuß auf dem Sockel, sich denn nicht veralbert vorkommen. Aber Teller meint, er lacht doch, also sei doch alles gut. Außerdem denke er nicht darüber nach, was andere Leute davon halten, nur so könne man gewinnen. Und die Nacktfotos mit Charlotte Rampling seien entstanden, weil er ein Shooting für Marc Jacobs plante. Dazu wollte sich Charlotte Rampling aber nicht her geben, also inszenierte er sich selber mit. Er als männliches Model und die bekannte Schauspielerin als Mannequin für die Damenkollektion. Rampling und Teller kennen sich schon sehr lange: „Sie vertraut mir, die Verlage vertrauen mir und die Modehäuser auch. Dann sah ich die ersten Abzüge und dachte, sie ist sehr fragil. Es kommt vielleicht noch besser wenn ich etwas dicker bin. Als ich dann zugenommen hatte, passten die Klamotten nicht mehr, nur noch ein silberner Slip.“ Den zog er auch an und ließ sich darin ablichten. Doch ganz nackt kam dann überzeugender rüber.
Richtig bekannt sind auch die Fotografien die Jürgen Teller mit Vivienne Westwood machte. „Ich kenne sie auch schon lange. Eine interessante Frau. Sie wirkt so jung und diese weiße Haut. Irgendwann dachte ich, wie sie wohl nackt aussieht. Es dauerte trotzdem einige Zeit bis ich mich traute, aber dann fragte ich sie und sie sagte sofort zu. Ich ging zu ihr und hatte die Hosen voll. Zur Unterstützung nahm ich meine Frau und meinen Sohn mit. Es war gar kein Problem, sie gab sich völlig frei und unkompliziert.“ In der Collage sieht man die Designerin rechts, nackt und breitbeinig ein Sofa schmückend.
Die Fotos hat Teller für einen Katalog zusammengestellt. Pünktlich zu Weihnachten kommt sein neues Buch heraus. Es zeigt ihn und Familie und Freunde zum Beispiel beim Fernsehen bei der Weltmeisterschaft. Ein paar haben sich das „Werk“ schon besorgt und lassen es sich am Ende der Veranstaltung signieren.
Die zwei Stunden Diskussion mit ihm vergingen wie im Flug. Teller ist amüsant und kurzweilig. Eine Geschichte jagte die nächste, man kann nur hoffen, dass er bald wieder nach Hamburg kommt, coole Fotos zeigt und von seinen Erlebnissen erzählt…
Seit Januar 2014 ist Jürgen Teller Professor für Fotografie an der Akademie der freien Künste in Nürnberg: Link zur Professur adbk
Tags: Charlotte Rampling Juergen Teller Vivienne Westwood