Trauerfeier für Siegfried Lenz
In Hamburg und Schleswig Holstein stehen die Flaggen auf Halbmast. Grund ist die Trauerfeier zu Ehren von Siegried Lenz. Am 28.10.2014 verabschiedet sich die Stadt mit einer Trauerfeier im Hamburger Michel von einem treuen, zuweilen kritischen und immer unterhaltsamen Weggefährten. 2000 Menschen werden erwartet. Auch Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Altbundeskanzler Helmut Schmidt wollen dem langjährigen Freund die letzte Ehre erweisen.
Am 7. Oktober ist der beliebte Schriftsteller mit 88 Jahren in Hamburg gestorben. Lenz, der in Ostpreußen geboren wurde, lebte gerne in Hamburg und nahm ihre Bewohner immer wieder mit Vergnügen unter die Lupe:
‚Er hängt vom Hafen ab und der Hafen von ihm. …Er hat es nicht nötig, zu lächeln, wenn er angesprochen wird, er darf aus Herzensgrund wortkarg sein… Am ehesten empfiehlt sich als Gruß ein kurzes Nicken. Es kostet ihn keine Anstrengung, während einer ganzen Schicht nur „hiev op“ oder „fier weg“ zu sagen; manchmal ersetzt er das durch standiesierte Armbewegungen. Seinen langsamen Blicken ist anzumerken: Er hat ein empfindliches Augenmaß für Luks und schwebende Lasten… Wenn man von ihm wissen will, ob Hamburg ein schneller Hafen ist, kann es vorkommen, daß er erst nach zwei Tagen sagt: „Jo.“ ‚ (Auszug aus: Leute von Hamburg 1968, es geht um den Schauermann, den Hamburger Hafenarbeiter)
Ganz soo schlimm sind wir Hamburger zwar nicht, dass wir erst nach zwei Tagen antworten, aber ein simples „Jo“ kann schon mal als Antwort auf ein freundliches „Wie geht’s“ folgen. Als Hamburger findet man das auch völlig in Ordnung, weil man ja niemanden mit seinen Befindlichkeiten belästigen möchte.
Siegfried Lenz griff derartige ‚Besonderheiten‘ in seinen Erzählungen immer wieder gerne auf und sie klingen dann wie lieb gemeinte Anekdoten aus denen man sein Schmunzeln hören kann. Hamburg nahm er gerne unter die Lupe. Er lebte seit Ende der 40iger Jahre in der Hansestadt; erst als Student, dann als Redakteur der Welt und schließlich als Schriftsteller. Zusammen mit Heinrich Böll und Günter Grass gehörte Lenz zu den Schriftstellern die in ihrer Literatur die NS-Vergangenheit aufarbeiteten und auch die Versöhnung mit Israel als wichtige Aufgabe verstanden.
Immer wieder widmete Lenz seine Erzählungen auch den ‚kleinen Leuten‘. Schade, dass das nun zu Ende ist! Seine bekannteste Geschichte ist wohl die „Deutschstunde“, aber Siegfied Lenz wird in vielen Geschichten lebendig bleiben…
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