Von wegen „dummes Schwein“! Die rosa Glücksbringer sind ausgesprochen intelligente Wesen. Professor Stanley Curtis von der Penn State University forschte über 40 Jahre in der Nutztierhaltung und focussierte sich dabei immer wieder auf Schweine, weil er fasziniert war von ihrer Gelehrigkeit. Sie können räumlich unterscheiden, ja sogar differenziert denken. Curtis ließ sie mit Hilfe von Joy-sticks Futter erspielen. Er fand heraus, dass die Tiere ungefähr die Intelligenz eines dreijährigen Kindes haben. Und wie gehen wir mit ihnen um? Obwohl es im Tierschutzgesetz verankert ist, dass Tiere nicht gequält und nicht verstümmelt werden sollen, werden ihnen die Schwänze coupiert. Die Tiere erkennen sich im Stall und bilden eigene Gruppen. Ein aufmerksamer Landwirt achtet auf eine gesunde Gruppendynamik und alles läuft gut. Bei zu großen Gruppen kommen die Tiere durcheinander und beißen sich im Rivalenverhalten die Schwänze ab. Auch Langeweile kann das auslösen oder Krankheit. Dem Kannibalismus kann also Einheit geboten werden. Das kann man in Niedersachsen beobachten. Dort hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer die Schwanzprämie eingeführt, 16,50 Euro bekommt der Bauer für einen intakten Schwanz und es klappt. Kleinen Ebern werden ihre Hoden herausgerissen, oder abgeschnitten; meist ohne Betäubung, weil es bei den Massen im Stall schnell gehen muss, weil das Zusatz-Kosten verursacht und weil kleine Schweine so empfindlich sind, dass sie bei einer richtigen Narkose auch sterben könnten. In Dänemark betäuben einige Bauern inzwischen lokal mit einem Spray. Wozu entfernt man die Hoden? Weil man meint, das Eber-Fleisch ließe sich schlechter bis gar nicht verkaufen. Denn der Eber riecht, bzw. sein Fleisch schmeckt etwas strenger, nach Eber eben. Erwiesenermaßen riechen und schmecken eher Frauen diesen Unterschied; von
der Gesamtbevölkerung können das höchstens 4-5 % überhaupt wahrnehmen. Einige Biohöfe stellen inzwischen auf Ebermast um, und einige Schlachter bieten an bestimmten Tagen die Schlachtung der Eber an. Wenn wir alle das wollen, dann geht da noch mehr, oder nicht? Schweine sind gesellig. Sie leben gerne mit ihren Freunden zusammen und kuscheln sich zum schlafen zusammen. Sie mögen und suchen Körpernähe. Zur Mast werden sie in einzelne Kastenstände gesteckt, desgleichen zum Besamen und zum Abferkeln. Diese Vereinzellung ist eine Qual für die Tiere. Zudem hat man sie so lange gekreuzt, bis Würfe mit etwa 30 Ferkel erreicht wurden. In der konventionellen Tierhaltung werden die trächtigen Sauen etwa eine Woche vor ihrem Termin in den sog. Abferkelkörben fixiert. Sie können sich dann weder drehen noch wenden, geschweige denn aufstehen.
Die Geburt ist für die Tiere genauso schmerzhaft wie für alle Mütter. Ihre Gebährmutter ist für etwa 12 bis 14 Babys ausgelegt, nun muss sie zur Effizienzsteigerung das Doppelte verkraften. Dieser kranke Irrsinn bringt wiederum auch den Bauern gewaltig auf Trab. Er muss sich nämlich um die „übrig Gebliebenen“ kümmern, da die Sau nicht genug Zitzen hat, braucht der Rest der Nachkommenschaft eine Amme oder die Flasche. Just diese Kastenstände will Meyer abbauen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft hält ihm dazu einen Kostenplan unter die Nase. Denn die Ställe müssen ja umgebaut werden. OK, aber macht das so überhaupt Sinn?
Auf Seiten des Niedersächsischen Ministeriums findet man diese Grafik Link: Anteile am Produktionswert in NS. Rot ist Tierhaltung und dunkelgrün Futterpflanzen, es gibt viel mehr Tiere dort als Futter. Das ist auch in anderen Bundesländern der Fall. Macht es nicht Sinn, dann die Produktion zu drosseln? Auch für die Grundwasserbelastung? Wäre es nicht gut Obergrenzen einzuführen? So gewänne man auch viel schneller und viel kostengünstiger mehr Platz und könnte dann die Kastenstände abbauen? Auch das Bundesminsterium legt Vorschläge zu einer veränderten Kastenstandshaltung vor in etwa 15 Jahren vor. Dabei geht es um eine Verkürzung der Kastenstandszeiten und um eine Verkürzung der Umstellungsdauer. Ein Vorschlag, der sich mehr mit unbilligen Härten gegen Landwirte befasst. Das interessiert doch keine „Sau“. Die Kanzlerin scheint auch keinen ernsthaften Handlungsbedarf zu sehen. Alle drucksen irgendwie herum und man weiß als echtes Schwein nicht recht was daraus wird, außer bei der ÖDP. Die haben sich sogar ein Borstenvieh auf’s Plakat genagelt, eine echte Persönlichkeit. Ob die es aber schaffen eine starke Opposition zu bieten? Die Kanzlerin von vernünftigem Degrowth zu überzeugen? Weil wir ja auch gar nicht die Ressourcen haben um so weiter zu machen. In einigen Jahren ist es eh Wurst. Dann kommt das Schnitzel aus dem Reagenzglas. Rinderburger gibt’s ja schon, siehe die Erfolge von Mark Post. Noch gibt es ein Energieproblem, aber das ist sicher keine große Hürde mehr. Also Schweine würden wohl Mark Post wählen, wenn es ginge…
Tags: was würden Schweine wählen?