Was bedeuten die einzelnen Bio-Siegel?
Bio boomt. Seit Mitte der neunziger Jahre schießen die Bio-Plaketten wie die Pilze aus dem Boden. Diese sogenannten ‚Mercesdes-Sterne der ökologischen Landwirtschaft‘ versprechen Qualität, artgerechtere Tierhaltung, Gesundheit und Umweltschutz auf den ersten Blick, aber es gibt große Unterschiede. Die Demeter Höfe haben mit die höchsten Auflagen was die artgerechte Tierhaltung betrifft. Biokreis ist bekannt für seinen sorgsameren Umgang mit dem Federvieh usw..
Biomasthähnchen dürfen in ihrem ‚kurzen‘ Leben nur einmal Antibiotika bekommen. Leider wird auch viel Schindluder mit den Bio-Plaketten betrieben. Am besten ist es immer noch, man fährt direkt zum Bauern und überzeugt sich selbst.
deutsches Bio-Siegel
Die Basics der Bio-Plaketten bilden das deutsche Biosiegel und das europäische Bio-Siegel. Anbieter mit dem achteckigen Aufkleber verzichten bei ihren Lebensmitteln zum Beispiel auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe. Die Waren dürfen nicht mehr als fünf Prozent konventionell angebaute Bestandteile enthalten. Tiere dürfen nur mit ökologischem Futter gefüttert werden, der Einsatz von Antibiotika ist beim deutschen Bio-Siegel stark begrenzt, doch leider nicht verboten. Insgesamt sind sie strenger als konventionell, Genfutter ist nicht total verboten, Zusatzstoffe wie Nitritpökelsalz sind erlaubt.
EU-Biosiegel
Noch tragen die Produkte beide Logos. In Zukunft sollen alle Lebensmittel, die mit den Begriffen „Bio“ und „Öko“ werben, nur noch das EU-Bio-Logo tragen. Deren Erzeuger und Hersteller müssen diese Bestimmungen der EG-Öko-Verordnung einhalten:
- Keine Bestrahlung von Öko-Lebensmitteln
- keine gentechnisch veränderten Organismen
- kein Pflanzenschutz mit chemisch-synthetischen Mitteln
- keine leicht löslichen, mineralischen Dünger
- abwechslungsreiche, weite Fruchtfolgen
- flächengebundene, artgerechte Tierhaltung sowie
- Fütterung mit ökologisch produzierten Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungsförderern.
„Bio“ und „Öko“, das sind durch EU-Recht europaweit geschützte Begriffe die gesetzliche Mindeststandards garantieren. Alle Produkte, die so beschrieben werden, müssen den o.g. Kriterien des Bio-Siegels entsprechen. Mit „Bio“ darf sich nur schmücken, wer zertifiziert ist.
Wo „Bio“ oder „Öko“ drauf steht, ist auch „Bio“ oder „Öko“ drin. Beide Begriffe sind durch die EG-Öko-Verordnung geschützt – ebenso wie diese Bezeichnungen:
o „biologisch / ökologisch“,
o „kontrolliert ökologisch / biologisch“,
o „biologischer / ökologischer Landbau“,
o „biologisch-dynamisch“ und
o „biologisch-organisch“.
Nicht geschützt, also irreführend, sind Bezeichnungen wie:
- „aus kontrolliertem Anbau“,
- „von staatlich anerkannten Bauernhöfen“,
- „unter unabhängiger Kontrolle“,
- „ungespritzt“,
- „ohne Spritzmittel“,
- „aus integrierter Landwirtschaft“,
- „aus Vertragsanbau“,
- „aus alternativer Haltung“ oder
- „aus umweltschonendem Anbau“.
Die Genehmigung zur Verwendung eines Siegels wird vom jeweiligen „Herausgeber“ reglementiert. Die Einhaltung der Kriterien soll durch eine Dokumentationspflicht der Hersteller gewährleistet werden. Die Hersteller werden „überwacht“ durch die jeweils zuständigen staatlichen Öko-Kontrollstellen, die mit einem Code auf den Verpackungen ausgewiesen sind, ähnlich wie beim TÜV.
Nachhaltig, umweltschonend, artgerecht sollen sie sein – in Deutschland gibt es über 100 Ökolabel und Bio-Siegel, die die Einhaltung dieser Kriterien bei Lebensmitteln versprechen. Wesentlich strenger sind die Anforderungen für ein Siegel bei den Verbänden.
Die wichtigsten Verbände in Deutschland mit verbesserten und wesentlich höheren Richtlinien sind:
DEMETER (1928)
Das Demeter Siegel repräsentiert den ältesten und strengsten Anbauverband in Deutschland.
Seit 1928 arbeitet die Demeter-Gemeinschaft nach den Kriterien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft des Anthroposophen Rudolf Steiner. Steiner entwickelte ein Konzept für eine ganzheitliche Landwirtschaft, in der alles einem Kreislauf gleich und sich gegenseitig unterstützt. Die Fruchtfolgen sind abwechslungsreich und der Mist von den Tieren wird als Dung auf die Felder gebracht. So kann der Boden eine schöne Humusschicht aufbauen mit entsprechender Bodenfruchtbarkeit. Die Milch wird zu Käse verarbeitet und die Molke aus dem Käse bekommen die Schweine… Die Landwirte legen den Fokus auf die Einheit von Mensch und Natur und produzieren zu 100% Bio und ganzheitlich. Sogar die Saat wird aus dem Bioanbau genommen. Zusätzlich betreiben viele biologisch-dynamische Betriebe soziale Projekte und sehen sich in einer ganzheitliche Verantwortung für Erde und Kosmos. Dieses Bio-Siegel gibt es für Lebensmittel, Kleidung und Kosmetik.
Der weltweit tätige Verband ist in Deutschland mit regionalen Gruppierungen in allen Bundesländern vertreten.
BIOLAND
(1976)
Die Kriterien für Bio-Siegel von Bioland gehen weit über die EU-Öko-Verordnung hinaus. Das System des Anbau-verbandes basiert, ähnlich wie bei Demeter, auf einem geschlossenen Betriebskreislauf, mit dem unter anderem auf die langfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit geachtet wird. Produktions- und Futtermittel stammen weitgehend aus dem eigenen Betrieb, erkrankte Tiere werden naturheilkundlich behandelt.
Bioland fing schon vor 50 Jahren mit dem organisch-biologischen Landbau an, damals noch von vielen Bauern und Konsumenten belächelt. Mittlerweile gilt Bioland als einer der führenden ökologischen Anbauverbände in Deutschland.
Bioland verzichtet auf synthetische Pestizide und chemisch-synthetische Stickstoffdünger. Die Tiere werden artgerecht gehalten und die Lebensmittel schonend verarbeitet. Es wird kein Nitritpökelasalz verwendet. Dadurch ergibt sich eine umweltverträgliche und nachhaltige Lebensmittelerzeugung. Heute arbeiten ca. 5000 Biobauern und etwa 850 Lebensmittel-Hersteller wie Bäckereien, Metzgereien, Molkereien, Brauereien, Mühlen, Restaurants, Safthersteller nach den Bioland-Richtlinien. Bioland-Produkte findet man in Hofläden, auf Wochenmärkten, in Naturkostgeschäften, in Supermärkten und über den Lieferservice.
NATURLAND
(seit 1982)
Naturland wurde 1982 in Gräfelfing bei München gegründet. Weltweit gehört der Verband zu den großen Zertifizierungsorganisationen für Ökoprodukte. Seine Aufgaben sieht Naturland im Schutz der Umwelt und in der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen durch eine naturgemäße Wirtschaftsweise in allen Bereichen des Landbaus. Auch Naturland ist ein Bio-Siegel mit hohen Standards für die Erzeugung und Verarbeitung. Das Naturland-Siegel kennzeichnet neben Lebensmitteln auch Holzprodukte und Textilien.
GÄA e.V. (1989)
Der in Dresden gegründete Verband hat seine Wurzeln in der kirchlichen Umweltbewegung der DDR. Er wurde nach der griechischen Göttin der Erde, Gaea, benannt. Arbeitsschwerpunkt ist Ostdeutschland. Hier setzt sich Gäa besonders beim Strukturaufbau für den Ökolandbau ein. Dazu gehören spezialisierte Betriebe für Kräuter- und Beerenanbau, Gemüsebau, Saatgutvermehrung oder Teichwirt schaft. Die Gäa-Richtlinien orientieren sich an hohen Standards für Bio-Siegel und gehen in vielen Punkten über die EU-Öko-Verordnung hinaus.
BIOPARK (1991)
Biopark e. V. mit Sitz in Güstrow wurde 1991 von 16 Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern gegründet. Heute ist der Verband bundesweit vertreten. Wie bei anderen Öko-Verbänden auch, verzichten Biopark-Landwirte auf Gentechnik, Chemie oder synthetische Stickstoffdünger. Einige Landwirte bewirtschaften Flächen in Naturschutzgebieten. Das Tierfutter für die Rinder stammt aus betriebseigenem Anbau, Leistungs-förderer oder Futter tierischer Herkunft sind für dieses Bio-Siegel verboten. Hauptproduktionsrichtungen der Betriebe sind Mutterkuh- und Mutterschafhaltung, Schweine- und Geflügelmast, Landschaftspflege mit Nutztieren sowie Anbau von Marktfrüchten.
BIOKREIS e.V. (1979)
Biokreis wurde 1979 als „Biokreis Ostbayern“ von Bauern und Verbrauchern im ostbayerischen Passau gegründet. Der Biokreis e.V. will die Zusammenarbeit von Erzeugern, Verbrauchern und Verarbeitern in einer überschaubaren Region nach ökologischen Grundsätzen fördern und eine bäuerliche Land- wirtschaft auf der Basis des ökologischen Landbaus erhalten. Der ursprünglich vor allem in Ostbayern tätige Verband mit Sitz in Passau ist mittlerweile bundesweit vertreten. Besonders in der Hühneraufzucht tut er sich mit einer artgerechteren Aufzucht hervor.
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