„Guck mal, so groß wird der Kohl hier,“ demonstriert Jenni Ponsens voller Begeisterung mit den Händen die Ausmaße ihrer „Kohlkinder“. Mit Geduld und Akrebie baut sie, zusammen mit ihrem Mann, auf Gut Rothenhausen seit vier Jahren das Gemüse an.
Beide haben Landwirtschaft studiert, Jenni mit dem Schwerpunkt Ackerbau und Umwelt. Auf die Die Erhaltung des lebendigen Alle Beide achten sehr auf die Erhaltung des lebendigen Bodens. Hoch oben im Norden sind die Bodenpunktzahlen eher mau. Auf Gut Rotenhausen liegen sie bei etwa 30 von 100.
Der Betrieb wird seit über 40 Jahren nach Demeter Richtlinien bewirtschaftet, also in Kreislaufwirtschaft. Dazu kommt auf Gut Rothenhausen noch eine Besonderheit. Die Fruchtfolge wechseln sie alle 9 Jahre, normal sind 7. Das heißt, das Gemüse wird jedes Jahr auf einer anderen Ackerfläche angebaut. Für die Gärtner bedeutet das neben dem Zaunbau, sich jedes Jahr auf einen neuen Boden einzustellen. Für die Pflanzen bringt es a eine sehr gute Pflanzengesundheit. Viele Krankheitserreger überdauern im Boden, meist sind sie spezialisiert auf eine bestimmte Pflanzenart. Wird diese über mehrere Jahre nicht auf der Fläche angebaut, können die Erreger nicht überleben. Außerdem wird der Großteil des Nährstoffbedarfs aus dem Boden gedeckt, der
sich zuvor während einer dreijährigen Ruhezeit unter Kleegras erholen und Nährstoffe ansammeln konnte. Nur für Kulturen mit besonders hohem Nährstoffbedarf wird einmal im Frühjahr mit hofeigenem Stallmist gedüngt. Das ist zwar mühsam, aber der Boden ist durch die gute Pflege gesund, und die Erde somit ergiebig. Auf 2 ha baut Jenni 60 verschiedene Kulturen an. Zu 95 % aus samenfesten Sorten, die wachsen meist langsamer und ungleichmäßiger als die ertragsstarken Hybridsorten, was einen höheren Pflege- und Ernteaufwand bedeutet. Aber dafür schmecken sie dann umso intensiver. Überall sind Knicks, Hecken und Blühstreifen für die summenden Mitarbeiter, die Bienen, eine wichtige Bereicherung der Kulturlandschaft.
In Deutschland sind inzwischen 80 % des Bienenbestandes durch Monokulturen und Spritzmittel vernichtet worden. Eine Verlängerung der Glyphosatverordnung steht kurz vor dem Abschluss und die Subventionen werden weiter zu Ungunsten der Bio-Landwirtschaft verteilt- warum greift die Politik hier seit Jahren nicht regulierend ein?
Die vielfältige Fruchtfolge und der wertvolle Mist der Milchkühe schaffen gesunde Wachstumsbedingungen. Auf chemisch-synthetische Dünge- u. Pflanzenschutzmittel verzichtet man hier. Die Schädlingsbekämpfung auf Gut Rothenhausen erfolgt ausschließlich vorbeugend über eine gute Pflanzengesundheit, sowie mithilfe von
Nützlingen im Gewächshaus bzw. mit Kulturschutznetzen im Freiland. In dem etwa 500qm großen, Gewächshaus wachsen in den Sommermonaten Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen; in den Wintermonaten diverse Wintersalate, Spinat und Petersilie. Außerdem züchtet Jenni dort die Jungpflanzen an. Bis auf wenige Ausnahmen ziehen sie die selbst an. So findet von der Aussaat bis zur Ernte alles auf dem Hof statt. Ein Großteil der Pflanzen wird dann auf die etwa 2 ha großen Ackerfläche gepflanzt. Dort finden sich Salate, Möhren, Zwiebeln, Rote und Gelbe Bete, verschiedene Kürbissorten, Sellerie, Kohlrabi, Brokkoli und Blumenkohl, Rot- und Weißkohl, Zuckermais und viele weitere Gemüsearten. Die meisten Kulturen werden im Spätherbst abgeerntet und von einer Gründüngung abgelöst. Über Winter stehen dann nur noch Porree, Wirsing, Grünkohl und Rosenkohl.
Die Sortenwahl, langsames Wachstum, intensive Pflege mit viel Handarbeit sowie kurze Wege sorgen dafür, dass unser Gemüse so frisch und wertvoll wie möglich ist.
Seit der Gründung der Hofgemeinschaft vor 40 Jahren hat sich Gut Rothenhausen zu einem bunten, vielfältigen Betrieb entwickelt. Vor sechs Jahren hat ein kompletter Generationswechsel statt gefunden. Ausser Jenni, ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter leben weitere 4 Familien auf dem Hof. Jede hat einen eigenen Aufgabenbereich. Neben den klassischen Bereichen Ackerbau mit Getreide, Körner-leguminosen, Kartoffeln und Futterbau und der Milchviehhaltung mit eigenem Bullen und Nachzucht gibt es eine Gärtnerei mit 1,5 ha Freilandfläche und Glashaus, eine Käserei, eine Bäckerei mit Osttiroler Natursteinmühle, einen großen Hofladen und einen Lieferservice.
Außerdem gibt es noch viele Hühner, ein paar Schweine, Pensionspferde, Katzen, alte Obstbäume, eine Teich mit Hechten, viele hunderte Meter Knicks, uralte Eichen, ein Windrad und viel Besuch, der dort immer willkommen ist…
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